Manchmal muss Altes weichen, damit Neues entstehen kann. 1936 traf es das alte Zeughaus am Petersgraben.
Mehrere Hundert Jahre nutzte die 1460 gegründete Universität Basel für ihre Lehrveranstaltungen den Schalerhof am Rheinsprung. Mit wachsenden Studentenzahlen zeichnete sich Mitte des 19. Jahrhunderts allerdings eine zunehmende Raumnot ab. Dank einem Umbau des Gebäudes konnte man dieser vorübergehend beikommen.
Im Laufe der Zeit erwiesen sich aber auch die neuen Räume als zu klein. Im Mai 1912 beschloss die Basler Regierung daher, das Areal des alten Zeughauses am Petersgraben für einen Neubau der Universität zu nutzen. So wurden in den Jahren 1916 und 1931 entsprechende Wettbewerbe ausgeschrieben, und zwar mit der ausdrücklichen Bestimmung, das Zeughaus-Areal zu verwenden.
Am 24. September 1936 – also gut 24 Jahre nach dem ersten Regierungsbeschluss – stimmte der Grosse Rat mit deutlicher Mehrheit dem Neubau des Kollegiengebäudes beim Petersplatz zu. Damit war jedoch keineswegs sicher, dass es tatsächlich gebaut werden konnte. Dem Vorhaben war nämlich sozusagen auf der Zielgeraden eine rührige Opposition erwachsen, und man konnte gespannt sein, wie der Entscheid in der Volksabstimmung ausfallen würde.
Der Stein des Anstosses
Neben den Kosten monierten die Gegner vor allem, dass dem Neubau mit dem ehemaligen Zeughaus ein bedeutendes Baudenkmal zum Opfer fallen sollte. Für dessen Erhalt setzte sich insbesondere die Sektion Basel der Schweizerischen Vereinigung für Heimatschutz ein.
In einer Stellungnahme schrieb sie unter anderem: «Unser Zeughaus ist das älteste erhaltene staatliche Gebäude Basels und das künstlerisch bedeutendste Beispiel seiner Art zwischen Lothringen und der Innerschweiz. Jede andere Stadt würde es restaurieren und für einen passenden Zweck nutzbar machen.»
Den Raumbedürfnissen der Universität wollte der Heimatschutz – wie dies ein Projekt des Bundes Schweizer Architekten vorschlug – mit einem Neubau auf dem Münsterhügel Rechnung tragen: «Wäre unsere Universität erst vor hundert Jahren gegründet worden, dann wäre es allerdings gleichgültig, wohin man sie stellen würde. Allein Basel darf für sich die Ehre beanspruchen, eine der ältesten Universitäten in diesem Sprachgebiet zu besitzen, und in diesem Fall muss die Tradition etwas gelten. Der Münsterhügel bildet seit Jahrhunderten das geistige Zentrum unseres Lebens und soll es bleiben.»
Das Projekt des Bundes Schweizer Architekten stiess bei der Universitätsleitung allerdings auf keine Gegenliebe.
Während auf der Linken Sozialdemokraten und Kommunisten für ein Ja zum Neubau am Petersplatz eintraten, fasten im bürgerlichen Lager nur die Radikalen (die Vorläufer der FDP) die Ja-Parole. Die übrigen Parteien beschlossen Stimmfreigabe. In einer Pressemitteilung stellte die Liberale Partei dazu fest: «Die Stimmfreigabe kann verantwortet werden, weil es sich um eine Frage handelt, die nicht politisch betrachtet werden sollte.»
«Erfreuliche Universitätsfreundlichkeit»
In der Volksabstimmung vom 14./15. November 1936 erlitten die Gegner des Neubaus auf dem Zeughaus-Areal eine klare Niederlage. Mit 18’473 Ja zu 9937 Nein wurde die Vorlage deutlich angenommen. Die «Basler Nachrichten» kommentierte das Resultat folgendermassen: «Im ganzen dürften sich die Elemente, die hauptsächlich an der Platzfrage interessiert waren, mit ihrem Ja und Nein aufgewogen haben. Darüber hinaus aber gab einerseits die Devise ‚Arbeitsbeschaffung‘ und anderseits die erfreuliche Universitätsfreundlichkeit der Basler Bevölkerung den Entscheid für die starke Annahme der Vorlage.» Dass dem Neubau «das Zeughaus geopfert werden musste, werden auch viele Jasager bedauern, werden aber darauf hinweisen, dass nun der Anblick der Rheinhalde gesichert ist vor der Gefahr einer störenden Grossbaute». –
Das neue Kollegiengebäude wurde im Juni 1939 feierlich eingeweiht.
Quellen
Bild: http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/detail.aspx?ID=400012