Das Basel Tattoo hat seinen neuesten Coup vorgestellt: Eine Christmas-Show – in Zürich. Wir freuen uns auf besinnliches Trommeln in weihnachtlicher Atmosphäre.
Nein, nein und nochmals nein. Erik Julliard will auf keinen Fall eine Sprengung der Kaserne. Er denke dabei nicht an sein Tattoo. Nein, nein. Es gehe ihm in erster Linie nur um das historische Monument, das Wahrzeichen des Kleinbasels, betonte der Festivalchefs bisher, einerseits. Andererseits könne er schon mit der kleinen Öffnung leben. Aber nur links! Richtung Rhein? Nein, nein – die Akustik! Man denke doch an die Akustik, die ganze tolle Militärmusik schalle ja über den Rhein. Und dann erst noch die Logistik! Die Musiker brauchen doch ein nettes Plätzchen.
Und wenn diese Argumente nicht reichen, trumpft er gerne auch mit dem Erfolg seines Festivals auf: die weltweite Ausstrahlung, die es für Basel bringe! Und dann noch die lokale Wertschöpfung! 27 Millionen Franken! Über den Gewinn des Festivals macht Julliard keine Angaben. Man will sich ja nicht in den Vordergrund drängen, es geht ja hier auch nicht darum.
Dass er eine soziale Ader hat, beweist Erik Julliard mit der «Basel Tattoo Charity»-Stiftung schon. Sie überweist Geld für karitative Zwecke, dafür stellt die Armee keine Rechnung für die jährliche «personelle und logistische Unterstützung». Nun möchte er ganz offensichtlich den Zürchern zu etwas weltweiter Ausstrahlung und ein bisschen lokaler Wertschöpfung verhelfen. Die Stadt an der Limmat hat zwar selbst ein Tattoo – aber Grösse und Qualität könne da nicht mithalten, sagte Julliard selbst, als sich das Zürich Police Music Festival in Zurich Tattoo umbenannte und unter den freien Himmel zog. Nun kommt also das einzig wahre Tattoo nach Zürich.
Nix Wiese
Wer nun aber denkt «wie nett» und «ah, das wird ein schönes, sommerliches Open-Air auf der Zürcher Kasernenwiese», der täuscht sich: Es wird ein Christmas Tattoo. Im Hallenstadion. Der «Mega-Event», bei dem «zwei Big-Player der Eventbranche zusammenspannen», wurde am Mittwoch im «Conference Center Ost» des Hallenstadions den Medien präsentiert. «Das Christmas Tattoo ist aber weit mehr als ‹nur› das Basel Tattoo zu Weihnachten», heisst es in der Medienmitteilung: Neben den gewohnten Repräsentationsorchestern dürfen sich die Besucher freuen auf: «viele Weihnachts-Überraschungen mit einzigartigen und unerwarteten Showeinlagen sowie viel Besinnlichkeit.» Hühnerhaut, möchte man schreien, wenn man an Militärorchester denkt, die «Stille Nacht, heilige Nacht» antrommeln.
Man kann Erik Julliard nur zu diesem Coup gratulieren. Und ein bisschen kann man den Gang nach Zürich ja auch verstehen: Im Hallenstadion muss er sich nicht mit Rekursen und WC-Lösungen herumschlagen. Vor allem ist es aber: eine historische, monumentale Kulisse für sein Festival.