40 Tonnen Abfall, 45’800 Liter Urin, 314 Boulevard-Beizen, 5 Buvetten, verbotene Luftmatratzen und Lautsprecher sowie heikle Einweggrills halten die Verwaltung an heissen Sommertagen auf Trab.
Von wegen «Sun, fun and nothing to do». Wenn Sommer und Sonne die Menschen aus Basel und aller Welt ans Rheinufer treiben, hat die Verwaltung alle Hände voll zu tun. Das Basler Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) lud zusammen mit Vertretern aus dem Justiz- und Sicherheitsdepartement die Medien zu einem Rundgang (und einer Polizeibootfahrt) zu den öffentlichen Hotspots des Basler Sommerlebens ein.
Dabei gab es eine Menge Zahlen zu vernehmen. Etwa wie viele Liter Urin die temporär aufgestellten Pissoirs pro Jahr aufnehmen müssen, wie viele Boulevardgastronomie-Bewilligungen es gibt und wie viele Tonnen Abfall in einer Woche an den Rheinufern anfallen. Doch zu den genauen Zahlen später.
Der Medienrundgang war organisiert wie ein Postenlauf zu Schwerpunktthemen, welche die Verwaltung beschäftigen. Und wenn es manchmal auch etwas seltsam war, sich als normal angezogene Gruppe durch mehrheitlich in Badeanzüge gekleidete Menschenmassen zu bewegen, bot der Gang viel reales Anschauungsmaterial – so treffend manchmal, dass der Verdacht hätte aufkommen können, dass alles inszeniert sei.
Verpönte Einweggrills
Erste Station war das Birsköpfli: Schon auf dem Weg dorthin wurde man von einem Duftgemisch aus Anzündflüssigkeit und schlecht angefeuerter Grillkohle empfangen. Und dies wohlgemerkt um 16 Uhr nachmittags. Ein Gestank, der sich minimieren liesse. So zumindest besagen es die Grill-Regeln, die der Kanton auf grellgelben Plakaten verkündet.
Eine der wichtigsten Regeln sei, Abstand zum Boden einzuhalten, wie Yvonne Aellen, Leiterin Grünflächenunterhalt bei der Stadtgärtnerei, sagte. «Am besten sind Grills mit Beinen von über 30 Zentimetern Länge», sagte sie. Diese schützen den Boden vor Verbrennungen. Feuer in geringerer Distanz überlebt der Rasen darunter nicht. Aber immerhin würden dabei die Graswurzeln nicht zerstört, wie das beim Gebrauch von beinlosen Einweg-Grillschalen der Fall sei.
Im Rhein ist vieles erlaubt, aber nicht alles
Die anschliessende Fahrt auf dem kleineren der beiden Basler Polizeiboote nutzte Polizeisprecher Andreas Knuchel dazu, einmal mehr die Regeln für das Rheinschwimmen zu erläutern. Grundsätzlich gibt es wenig Verbote, die das freie Schwimmen im Rhein beeinträchtigen. Ausdrücklich nicht erlaubt sind das Springen von den Brücken und die Nutzung von Schwimmringen und -flügeln sowie von Luftmatratzen. Während Knuchel dies sagte, waren im Hintergrund ein paar junge Männer beim Aufblasen von Luftmatratzen zu beobachten.
In den warmen Sommermonaten sorgen die Polizei, die Grenzwache, die Schifffahrtspolizei und die Feuerwehr dafür, dass tagsüber ständig mindestens ein Einsatzboot unterwegs ist. Im schlimmsten Fall müssen sie einen Verunfallten aus dem Wasser ziehen, im weniger folgenreichen Fall einen Schwimmer aus der Schifffahrtsrinne weisen.
Boulevardfreundliche Allmendverwaltung
In der Rheingasse lobte Niklaus Hofmann, der Leiter der Basler Allmendverwaltung, sein Amt als boulevardfreundliche Institution. «Die Gebühren in Basel sind im städtischen Vergleich niedrig», sagte er. Und auch bei den Bewilligungen sei man kulant, was er mit der Tatsache untermauerte, dass es in Basel immerhin 314 Gastronomiebetriebe mit Boulevardbewilligung gebe. Auf die vorgegebenen Betriebszeiten habe die Allmendverwaltung keinen Einfluss, sagte Hofmann auf die Bemerkung, dass es in Basel doch auch Boulevardbetriebe gebe, die sich nicht ganz so entgegenkommend behandelt fühlen.
Von der Allmendverwaltung bewilligt werden müssen auch die Buvetten, von denen es derzeit auf Allmend fünf Stück gibt (die Buvette Saint-Louis wäre bewilligt, konnte aber ihren Betrieb noch nicht aufnehmen). Im kommenden Jahr sollen am Schaffhauserrheinweg und am St.-Alban-Rheinweg zwei weitere hinzukommen. So ist es zumindest geplant, denn im Moment muss sich die Verwaltung noch mit zahlreichen Einsprachen herumschlagen.
Die Polizei freut sich über jede neue Buvette
Nicht zu den Einsprechern gehört Rudolf Koehlin, Ressortchef Community Policing im Bezirk Kleinbasel. Er schwärmte regelrecht davon, wie sehr die Buvetten am Kleinbasler Rheinufer für soziale Kontrolle gesorgt und damit auch zu einer Beruhigung der Massen geführt hätten, die an die Rheinwege strömen. «Die Buvetten waren eine der besten Massnahmen, um Problem-Orte zu entschärfen», sagte er.
Ganz problemlos seien die Menschenansammlungen am Rhein aber nach wie vor nicht. Als Stichworte nannte Koehlin Littering, Wildurinieren und das Mitführen von Lautsprecheranlagen. Letzteres sei für Privatpersonen generell verboten, erinnerte Koehlin. Und während er dies tat, spazierte ein Paar mit einem mitgeführten Lautsprecher unmittelbar am Community-Polizisten vorbei, ohne von ihm bemerkt zu werden.
Tonnenweise Abfall, hektoliterweise Urin
Genau so, wie die Polizei nicht jeden Lautsprechernutzer büssen kann, vermag sie auch nur wenige Wildpinkler (immerhin 20 Prozent davon sollen Frauen sein) und Abfallsünder auf frischer Tat zu ertappen. Also bleibt den Mitarbeitern der Stadtreinigung nichts anderes übrig, als neben dem korrekt entsorgten auch den liegengelassenen Abfall einzusammeln. Rund 40 Tonnen sammle die Stadtreinigung am Rheinbord wöchentlich ein, sagte Peter Schär, Leiter der Basler Stadtreinigung.
Beachtliche Zahlen gibt es auch zu den WC-Anlagen zu vermelden: Im vergangenen Jahr flossen in die drei bis vier mobilen Pissoirs 45’850 Liter Urin. Die 30 selbstreinigenden WC-Anlagen verzeichneten 265’000 Nutzer, die vier saisonalen WC-Container mit 261’000 beinahe ebenso viele. Keine Besucherzahlen erhoben werden in den 55 konventionellen WC-Anlagen und dem einzigen permanenten WC-Container.