Am 12. Dezember ist der Basler Texter und Autor Patrick Schrag im Alter von 45 Jahren gestorben. Gegangen ist ein brillanter Schreiber und ein sehr liebenswürdiger Zeitgenosse.
Strenger Seitenscheitel, hautenge Jeans, unmögliche Farbkombinationen: Der Seventies-Look war Patrick Schrags Markenzeichen.
«Schrag», wie ihn alle nannten, zählte zu Basels Originalen. In den vielen Jahren, in denen sich unsere Wege immer und immer wieder kreuzten, wurde er zu einem lieben und sehr geschätzten Menschen, mit dem man sich, wenn man sich zufällig antraf, lange Abende in verrauchten Bars um die Ohren schlagen konnte.
Patrick Schrag war ein begnadeter Erzähler, bekannt für seinen schwarzen Humor und seine entlarvenden Sprüche, die er stets mit seinem typischen unschuldigen Lächeln und mit viel Charme in die Gespräche einbrachte.
Ich lernte Schrag Ende der 1980er-Jahre an einer Architekten-Vernissage kennen. Dort erzählte er stolz, dass er ein Texterpraktikum bei der damals berühmten Werbeagentur GGK in Zürich absolvieren werde. Er war blutjung, hatte gerade seine Matura gemacht – wir dachten: Jaja, mach mal.
Bald zweifelte keiner mehr an Schrags Talent. Innert kürzester Zeit arbeitete er für die Crème de la Crème der Schweizer Agenturszene: ASGS/BBDO, Weber, Hodel, Schmid, Wirz.
Patrick Schrag war nicht nur Werber. Viel mehr interessierte ihn die Kunst: die Wortkunst, das Theater, um genau zu sein.
Mitte der 1990er-Jahre hatte es ihn beruflich nach Berlin gezogen, wo er mit 26 Jahren als jüngster Creative Director bei Scholz & Friends angestellt wurde. Berlin wurde neben Basel bald zu seiner zweiten Lebensmitte und in seinen letzten Jahren schliesslich zu seinem «Headquarter», wie er mir vor drei Jahren sagte, als er kurzzeitig als Berater für die TagesWoche tätig war.
Patrick Schrag, übrigens auch ein angefressener und selber aktiver Eishockeyaner, war nicht nur ein hervorragender Werbetexter. Viel mehr interessierte ihn die Kunst: die Wortkunst, das Theater, um genau zu sein. 1994 rief er «Blablamatic» ins Leben, ein wildes Performance-Projekt, gemixt aus schrägen Dialogen und Musik. Er machte das gut und wurde wohl nicht zuletzt deswegen von 1998 bis 2003 vom Theater Basel als Autor angestellt.
Sein letztes Projekt war eine fotografische Langzeitstudie. Zwölf Monate lang hatte er täglich ein Bild aus dem Fenster seiner Berliner Wohnung geschossen – das Resultat hätte im Frühjahr 2015 als Fotobuch herauskommen sollen.
Patrick Schrag ist am 12. Dezember 2014 in Berlin im Alter von 45 Jahren an einem Herzversagen gestorben. Unsere Gedanken sind bei seiner elfjährigen Tochter Lucie, die er über alles liebte, und bei seinen Angehörigen und Freunden.
–
Aus: Patrick Schrag, Blablamatic, «Briefe an den Tod»