Nächster Zwischenfall im Cabb-Werk Schweizerhalle: Aus einer defekten Leitung ist hochgiftiges Chlorgas ausgetreten. Polizei und Staatsanwaltschaft waren vor Ort. In einem zurückliegenden Fall wird wohl Anklage gegen Vertreter des Chemiekonzerns erhoben.
Exakt 24 Stunden später ist es wieder passiert: Beim Chemikalienhersteller Cabb in Schweizerhalle ist erneut giftiges Gas ausgetreten. Um 03.30 Uhr am frühen Dienstagmorgen entwich nach Erkenntnissen der Polizei Basel-Landschaft «eine geringe Menge» an Chlorgas aus einer undichten Rohrverbindung einer Abluftleitung. Tags zuvor war um die gleiche Zeit ätzender Chlorwasserstoff aus einer Leitung ausgetreten.
Die betroffene Anlage sei runtergefahren, die Produktion stillgelegt worden. Es habe keine Gefahr für Mensch und Umwelt bestanden, teilt die Polizei mit. Anders als am Vortag, als nur die eigene Industriefeuerwehr vor Ort war, wurden dieses Mal auch Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Dazu war das Baselbieter Sicherheitsinspektorat und das Feuerwehrinspektorat vor Ort.
Interne Untersuchung läuft
Chlorgas fällt bei der Produktion von Chlor an. Es ist hochgiftig und wurde in der Vergangenheit mehrfach als chemischer Kampfstoff eingesetzt.
Cabb beliefert Kunden in der Agro- und Pharmaindustrie. Das Unternehmen ist auf die Herstellung und Vermarktung von Chlor- und Schwefelverbindungen spezialisiert. In Pratteln werden jährlich rund 570’000 Tonnen Feinchemikalien produziert wie etwa Bestandteile von Pflanzenschutzmitteln diverser Hersteller.
In den letzten Monaten ist es bei Cabb zu einer regelrechten Pannen- und Unfallserie gekommen, weshalb zwei Strafuntersuchungen der Baselbieter Staatsanwaltschaft laufen. 2014 kam es nach einer Explosion sogar zu einem Todesfall.
Ein Unternehmenssprecher bezeichnet die Häufung von Zwischenfällen gegenüber der Agentur SDA als «inakzeptabel», auch bei überschaubaren Folgen. Eine interne Arbeitsgruppe untersuche bereits die letzten Vorfälle, und auch der neue Qualitätssicherungs-Chef des deutschen Mutterhauses sei derzeit die meiste Zeit im Werk Pratteln.