33 Jahre Hirschi

Das Hirscheneck hat Geburtstag, und gefeiert wird mit Ska, Metal und Bio-Burgern.

Wurde vor 33 Jahren zur Genossenschaft und ist noch immer eine wichtige politisch-kulturelle Institution in Basel: Das Hirscheneck (Bild: Hans-Jörg Walter)

Das Hirscheneck hat Geburtstag, und gefeiert wird mit Ska, Metal und Bio-Burgern.

Alle Jahre wieder: Heraus zum 1. Mai – und am Abend davor ins Hirscheneck. Seit 1979 feiert die Kollektivbeiz am Lindenberg den Hirschi-Geburtstag, dieses Jahr in etwas kleineren Dimensionen als auch schon: anstatt auf den nahen Theodorskirchplatz stellt das Kollektiv ab 16 Uhr einen Burgerstand aufs Trottoir, daneben spielen The Dons, sechs junge Buben und eine Frau aus Binningen, Ska. Den alten, abgehangen mit Rocksteady und Reggae, im Geist der Skatalites, bevor ihn der Punkrock gekapert und das Tempo hochgeschraubt hat.

Bei The Dons wimmert die Hammond-orgel auf dem Offbeat, und die Bläser knattern, und manchmal schaut auch ein spurensicherer Duettgesang heraus. Macht Laune und Lust auf mehr, und das gibts danach unten im Konzertkeller des Hirschenecks, wenn auch eine Ecke härter: Mother Razorblade sind vier Frauen und eine Menge sägende Gitarren im Geiste von Black Sabbath. «All-Girl-Kick-Ass-Rock» heisst das treffsicher im Beschrieb und kommt mit einem bemerkenswerten Gespür für Dynamik daher – am vergangenen Silvester spielten sie, ebenfalls im Hirscheneck, erst ihr zweites Konzert. Derart überzeugend, dass sie sogleich nochmals eingeladen wurden.

Vom Metal eingenommen sind auch Danava. Das Quartett aus Oregon ist neun Jahre und drei Platten alt und klingt, als komme es aus den tiefen Siebzigerjahren: trockene, schlangenlinienförmige Gitarrenriffs, minutenlang in die Bewusstseinslosigkeit taumelnde Orgelsoli und ein Gesang, der wie ein alter Töff über löchrige Strassen scheppert, bis er im Schlussakkord mit einem letzten Schrei zu Fall kommt. Bei Danava blitzt die passionierte Bastelfreude mit dem Fundus des Prog-Rock häufig durch, aber sie nagen an dem alten Knochen mit einer galligen Rohheit herum, der – höchst zeitgemäss – an den gegenwärtigen US-Bluesrock von Jack White bis The Black Keys erinnert.

Das dritte Quartett der Feiernacht schliesslich drückt noch eine Etage tiefer in den Magen: die Saviours aus Kalifornien hämmern auf dem Kreuzweg zwischen Stoner Rock und Doom Metal entlang, manchmal zurückhaltend im Tempo und grosszügiger mit den kratzigen Melodien, in der Regel jedoch solid reitend auf präzise eingeschlagenen Metalriffs. Auch hier blitzen die Siebziger durch, Thin Lizzy, Black Sabbath oder Motörhead, jedoch runtergerissen in die dunkle, brodelnde Tiefe des Dooms. Soll die Leute zur Wut treiben und ihnen gleichzeitig ein seliges Lächeln aufsetzen, steht da. Soll sein – und wenns nur zum feiern reicht, gekauft. Man soll nicht vergessen: Das Hirscheneck wird 33. Eine Schnapszahl.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.04.12

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