Abstürzende Männer

Männer können nicht anders, sie müssen den Helden markieren: Das lernt frau in «Flight».

(Bild: Foto: ©Paramount Pict.)

Männer können nicht anders, sie müssen den Helden markieren: Das lernt frau in «Flight».

 So sind wir Männer halt: Wir lassen es eine Nacht lang krachen. Morgens ziehen wir uns eine Nase Koks rein, um wach zu werden, ab an die Arbeit. Dazu setzen wir uns ans Steuer. Was kann schon passieren?

Das Steuer, hinter das wir uns setzen, gehört in dieser Geschichte allerdings zu einem Flugzeug. Die Maschine ist schlecht gewartet. Das Heckteil blockiert. Das Ding schmiert aus 10 000 Metern ab, wir mit ihm und 102 Passagieren. 10 000 Meter Fall sind viel, doch echt schwierig sind nur die letzten zehn Meter, und die – so sind wir Männer halt – schaffen wir: Wir ­crashen die Kiste auf mirakulöse ­Weise auf den Boden. Nur sechs Tote. Eine Heldentat? Auch wenn das alle glauben, geraten wir dann doch etwas ins Grübeln. Das tun wir Männer, indem wir uns ordentlich einen reinpfeifen. Alles steht wieder auf easy.

Ein Film über Männer – für Frauen

Denzel Washington ist in «Flight» der Trinker, in dessen Gesicht sich diese ­Geschichte abspielt. Er ist wohl zurzeit eine der faszinierendsten Projektions­flächen, die das Kino zu bieten hat: sen­sibel, hartherzig, kalt, leidend, nachdenklich, leidenschaftlich und immer auch mit einem Hauch Schmerz. Nicht zufällig hat er eine Oscar-Nominierung für «Flight» erhalten. Er verkörpert geradezu umfassend eine Generation von Leader-Figuren, die immer noch nicht ganz zugeben können, dass sie es verbockt haben.

Es ist also auch ein Film für Frauen: Wenn sie Männer endlich einmal verstehen wollen, dann bietet sich jetzt die Gelegenheit: Okay, wir Helden bauen vielleicht mal Scheisse. Wir würden das ja auch irgendwie zugeben wollen. Aber so einfach sind wir nicht, dass wir uns gleich irgendwie hinstellen können und sagen, okay, da hab ich ein bisschen Mist gebaut. Nein. Wenn wir etwas zugeben, dann muss das vorher angekündigt werden. Da müssen Werbeverträge abgeschlossen werden, und Oprah Winfrey muss da echt ungedopte Sorgenfalten aufziehen. Dann ist das ­Geständnis eine Heldentat.

 

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25.01.13

Nächster Artikel