Wir waren für euch an der «Fantasy Basel» und haben uns unter die Cosplayer und Sci-Fi-Fans gemischt.
Und so war das Festival 2015: Sailormoon mit Tochter beehren die «Fantasy Basel».
(Bild: Hans-Jörg Walter)Vor den Kassenhäuschen reihen sich die Besucher in lange Schlangen ein. Schon wenige Stunden nach Beginn sind die Tickets für den Donnerstag ausverkauft. Wüsste man nicht, welche Veranstaltung gerade stattfindet, könnte man meinen, man sei in eine Art Karneval geraten. Überall kreuzen Zombies, Monster, Videospielfiguren und Comichelden unseren Weg.
Klischee und Vorurteil
Was genau soll mich erwarten bei diesem Besuch? Die Palette an Vorurteilen der Szene gegenüber ist breit. Fantasy-, Videospielmessen und Comiccons sind etwas für Teenies und Nerds, die nicht erwachsen werden wollen. Für Leute, deren soziales Leben sich vorwiegend vor dem Computer abspielt.
Wie heisst es so schön: In jedem Klischee steckt auch ein Stückchen Wahrheit. Es gibt unter den Besuchern auch viele Fans, die in ihre Kostüme bis zu einem Jahr Arbeit investieren um ihrer Lieblingsfigur bis ins letzte Detail zu ähneln. Unter die Besucher mischen sich auch viele Neugierige, die eigentlich nicht viel mit der Szene zu tun haben und die Gelegenheit ergreifen wollten, sich so eine Messe einmal anzuschauen.
Wir beginnen unseren Rundgang. Beim Betreten der ersten Halle sehe ich aus dem Augenwinkel ein kleines Mädchen, das mich überholt. Eine grosse Glasscherbe steckt in ihrer blutverschmierten Wange und ich zucke unwillkürlich zusammen. Ein zweiter Blick gibt Entwarnung, die täuschend echt aussehende Wunde stammt vom Zombie-Schminkstand von Claudia Rindler. Die Begeisterung der Leute sei riesig gewesen, erzählt sie mir, regelrecht überrannt worden sei sie am Morgen von den Besuchern die sich schminken lassen wollten.
Unterschiedliche Wege führten an die «Fantasy Basel»
Verschiedene Fanclubs der Schweiz stellen sich vor und werben um neue Mitglieder. Nicht nur die Schweizer Szene ist vertreten, aus der ganzen Welt versammeln sich Aussteller und Künstler. Wie sie zum «Fantasy Basel» gekommen sind, ist bei allen verschieden. Einige wurden angefragt oder haben auf sozialen Plattformen davon erfahren und sich beworben.
Ein Japaner, der unter dem Künstlernamen Tenryuushi bekannt ist, stiess durch einen glücklichen Zufall auf die Veranstaltung. Auf der Plattform Deviantart veröffentlicht er seine Bilder und versucht, eine Grösse in der Manga-Szene zu werden. Er hat aus Neugierde auf Google nach einem Fantasy-Festival in der Schweiz gesucht. Als er dabei auf das «Fantasy Basel» gestossen ist hat er sich per Email beworben und prompt einen Standplatz erhalten. Jetzt sitzt er hier hinter seinem Tisch und verkauft seine Zeichnungen.
Am Nachmittag ist es Zeit für die täglichen Cosplaywettbewerbe. Beim Stand von Nintendo in der Halle 4U kann man sich für Spielwettbewerbe am Donnerstag und für einen Cosplaywettbewerb eintragen. Der Schritt auf die Bühne erfordert Mut. Trotz ausgiebigen Proben merkt man den Cosplayern die Nervosität an. Die Stimmung erinnert ein wenig an eine Schüler-Talentshow. Nach kurzer Besprechung ist sich die Jury schnell einig: Kyurem, ein Mensch gewordenes Eis Pokemon, ist die Siegerin. Ein schüchternes Dankeschön und schon geht es wieder runter von der Bühne, zurück in die Masse der anderen Verkleideten.
(Bild: Hans-Jörg Walter)
Wer dieses Jahr noch an keinem Wettbewerb teilgenommen hat, aber es sich für nächstes Jahr überlegt, kann sich an der «Fantasy Basel» problemlos mit allem Nötigen eindecken. Schwerter, Masken, Kostüme, sogar handgeschneiderte Mittelalterröcke stehen zum Verkauf. Die Besucher gehen von Stand zu Stand und wer nicht gerade für ein Foto posiert, sich durch Boxen voller Comics wühlt, oder neue Videospiele testet, sitzt an einem der Tische in der Karten- und Brettspielabteilung.
Für einen Tag tauchen die Menschen ab in eine andere Welt. Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie vermischen sich teilweise, an der einen Ecke sieht man Spiderman seinem Sohn die Funktionsweise eines Smartphones erklären, an einer anderen spielt Batman gegen Bane Magic und würfelt sich zum Sieg. Für einen Tag lang scheinen alle Rivalitäten vergessen zu sein.
(Bild: Hans-Jörg Walter)
Geschichtsunterricht im Fantasyland
Nicht nur Fantasyfans pilgern nach Basel. Abgesehen von der Fan-Art haben auch Videospielprogrammierer und Technikunternehmen ihren Platz. Bei Samsung stellen sich Besucher den ganzen Tag geduldig an um die neue VR2 Brille zu testen. Ein paarmal gehe ich am Stand vorüber und sehe dann, wie die Leute nach einer Wartezeit von 45 Minuten oder mehr damit belohnt werden, eine Viertelstunde sitzend auf einem Sofa zu verbringen und in einen Bildschirm hinein zu starren. Der Sinn erschliesst sich mir nicht, doch es scheint gut anzukommen.
Zum Schluss bleiben wir beim Stand von Brainfood stehen, der mir schon zu Beginn aufgefallen war. Ich lasse mir in ein Kettenhemd und eine Original Ritterrüstung helfen. Am Schluss trage ich rund 30 Kilo Metall und versuche, ein Schwert in den Händen zu schwingen und gleichzeitig einen akzeptablen Gesichtsausdruck für ein Foto zu mimen. Es ist nicht möglich.
(Bild: Hans-Jörg Walter)
Am Ende des Tages bleiben Erinnerungen an engagierte Fans, die in ihrem Hobby aufgehen und an teils skurrile Begegnugen. Die Fantasyfans und Cosplayer sind ein eigenes Volk, doch der gelungene Start der «Fantasy Basel» zeigt, dass die Schweiz, wie es scheint, auf so ein Event gewartet hat.