Das Schweizerische Architekturmuseum besetzt die Stelle des Direktors per 1. Mai 2016 neu. Bis Ende Jahr bleibt der entlassene Leiter Hubertus Adam am Ruder.
Die Ankündigung überraschte, als das Schweizerische Architekturmuseum im Mai 2015 verkündete, dass die Stelle des Direktors Hubertus Adam neu ausgeschrieben werde. Dabei wurde Adams Leistung vom Stiftungsrat in der Medienmitteilung ausdrücklich gelobt.
Der Museumsdirektor hatte das Architekturmuseum aus der Krise geführt, über fünf Jahre erfolgreiche Ausstellungen kuratiert und sowohl Schweizer als auch internationale Themen berücksichtigt. Die Entlassung begründete der Stiftungsrat damit, dass er neue inhaltliche Schwerpunkte für das Haus setzen wolle. Das Museum solle weiterentwickelt und landesweit stärker verankert werden. Dafür hielt man Adam nicht für den richtigen Mann.
Nun ist dieser offenbar entdeckt. Die Findungskommission, die sich aus Mitgliedern des Stiftungsrats und anderen Exponenten der Szene zusammensetzte, hat in der Person von Andreas Ruby einen neuen Direktor gefunden. Der Stiftungsrat hat ihn einstimmig gewählt.
Erfahrener Architekturtheoretiker
Mit dem 49-jährigen Ruby tritt ein Mann die Stelle an, der laut Medienmitteilung vom Freitag über grosse Erfahrung in verschiedenen Bereichen verfügt. Neben Vorlesungsreihen über zeitgenössische Architektur sind Leistungen als Redakteur, Herausgeber und Verleger aufgelistet. Viele seiner Projekte realisierte Ruby in Zusammenarbeit mit Stiftungen, internationalen Architekturbüros und Architekturschulen. Diese Erfahrung soll ihm helfen, das einzige Architekturmuseum auf nationaler Ebene zu leiten.
«Ich bin an einer Kunst der Ausstellung interessiert, die keine Angst hat vor dem Populären, dem Spielerischen und dem Humor.»
Die Ziele, die der neue Direktor erreichen soll, sind hoch angesetzt. Er soll das Architekturmuseum institutionell weiterentwickeln und international verankern. Zudem will das Museum Inhalte «innovativ» vermitteln und die Ausstellungen sollen ein breiteres Publikum ansprechen. Ruby nimmt sich dies zu Herzen und sagt, dass er leichter zugängliche Darstellungsformen wählen möchte. «Ich bin an einer Kunst der Ausstellung interessiert, die keine Angst hat vor dem Populären, dem Spielerischen und dem Humor», wird er in der Medienmitteilung zitiert.
Architektur für ein breiteres Publikum
Das hatte offensichtlich auch der scheidende Direktor nicht. Hubertus Adam hielt in einem Interview mit der «Basellandschaftlichen Zeitung» im Juni 2015 fest, dass einige seiner Ausstellungen gewissen Exponenten des Stiftungsrates zu populär gewesen seien.
Über die neuen Ziele des Museums liess er sich ebenfalls aus: «Mir ist schleierhaft, welcher Mann oder welche Frau das unter den gegebenen finanziellen und räumlichen Bedingungen machen soll», antwortete er auf eine Frage zur Neuausrichtung des Stiftungsrates, die seine Entlassungen bedeutete.
Ruby kann ab Mai 2016 beweisen, ob er den Kurs des Stiftungsrats einhalten kann. Von Januar bis April 2016 wird das Architekturmuseum interimistisch von Claudia Haas geführt.