Mit der gut besuchten Vernissage der Jahresausstellung, deren Vorgeschichte von heftigen, zum Teil öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten überschattet war, fand das Basler Kunstkreditjahr 2011 doch noch einen versöhnlichen Abschluss.
«Ich konnte noch niemals soviele Arbeiten an einem Ort so gut präsentieren», freut sich Christoph Oertli. «Der Platz ist absolut einmalig.» Der in Basel und Brüssel lebende Videokünstler hat wirklich Grund zur Freude. Seine zumeist erzählerischen Videoarbeiten geniessen im weitläufigen iaab-Basement an der Oslostrasse, räumlich abgetrennt von den Hauptausstellungsräumen, ideale Raumverhältnisse. Die Präsentation der überaus sehenswerten filmischen Reisen durch aussergewöhnliche Räume und Orte würde sich auch als Einzelausstellung ganz gut machen.
Oertli ist einer der beiden Basler Künstler, die dieses Jahr für den offiziellen Atelierbesuchs durch die Kunstkredit-Jury auserkoren wurden. Ziel dieser Besuche ist die «Würdigung einer langjährigen künstlerischen Arbeit auf hohem Niveau», die schliesslich in Werkankäufe mündet. 50’000 Franken stehen dafür zur Verfügung. Von Christoph Oertli sind drei Werke angekauft worden, deren vier sind es, die aus Atelierbesuch bei Urs Cavelti herausschauten.
Cavelti allerdings muss sich bei der Präsentation seiner Werke – Ziel ist es, die angekauften Arbeiten in einem grösseren Werkzusammenhang zu zeigen – mit weniger idealen Platzverhältnissen begnügen. Seine zum Teil raumeinnehmenden installativen Werke stehen im ersten der ausgedienten Lagerhallen neben dem Kunst-, Atelier- und Gewerbehaus OSLO etwas gar dicht beieinander. Kommt dazu, dass es offensichtlich nicht ganz so einfach ist, diese Räumlichkeiten ausreichend zu beheizen.
Passabler Ausweichort
«Es ist nach wie vor etwas eng», gibt Peter Stohler, Beauftragter für Kulturprojekte von Basel-Stadt zu, um dann aber gleich zu ergänzen: «Doch hier steht uns doppelt soviel Platz zur Verfügung wie letztes Jahr im Architekturmuseum.» Unvorstellbar, wie diese doch ziemlich reichbefrachtete Schau des Kunstkredits Basel-Stadt mit der Hälfte an Platz hätte präsentiert werden können (vergleiche Artikel in der gedruckten Ausgabe). Neben den beiden Werkgruppen, die bei den Atelierbesuchen zusammengestellt wurden, gilt es nämlich noch die Resultate aus einer ganzen Reihe weiterer Wettbewerbe zu präsentieren, angefangen bei Kunst am Bau, über Kunst im öffentlichen Raum und «freie Kunstwerke» bis hin zu den ausgewählten und prämierten Werken aus dem allgemeinen Wettbewerb.
Dieser allgemeine Wettbewerb ist der am reichsten befrachtete. 67 Künstlerinnen und Künstler haben sich um einen Werkbeitrag beworben, 18 Positionen wurden für die Werkpräsentation auserkoren, wovon die Jury schlieslich acht mit einer Summe von jeweils 15’000 Franken prämierte. Glück für die Ausstellungsmacher ist, dass sich darunter relativ wenig ausladende Installationen und in offenen Räumen nicht ganz so leicht einzubettende Videoarbeiten befinden und der Anteil an Bildern und Zeichnungen, viele von ausgesprochen jungen Künstlerinnen und Künstlern, relativ hoch ist.
Gutbesuchte Vernissage
Mit einigen Abstrichen erweist sich der Ausweichort auf dem Kunstfreilagerareal als ansprechende (Zwischen-)Lösung. Zwar muss die Kunstkredit-Ausstellung auf die Zentrumsnähe und die gediegene architektonische Umgebung im Kunsthalle-Bau aus dem Jahre 1872 verzichten. Aber die die nicht ganz so sauber herausgeputzten Lagerhallen entpuppten sich trotz Handicaps – zu denen vor allem die Raumtemperatur zu zählen ist – als eigentlich ganz stimmiger Ort für eine Werkschau die letztlich auch inhaltlich Ateliercharakter hat. Und auch der eher periphere Standort auf dem Dreispitz erwies sich zumindest an der gut besuchten Vernissage keineswegs als Nachteil.
Kunstkredit Basel-Stadt
Ausstellung der Wettbewerbsresultate 2011.
19.11. bis 4.12.2011, Di-So 11-18 Uhr.
Ausstellungshalle Oslo 12 (Oslo-Strasse 12, Kunstfreilager, Dreispitzareal, Tor 13).