Auf neuen Füssen

Nach einem kritischen Sommer 2012 hat sich das Jazzfestival Basel stabilisiert. Unverändert geblieben sind die klingenden Namen: Habib Koité, John Scofield, Juan De Marcos und Jasmin Tabatabai sorgen für ein vielversprechendes Programm.

Jasmin Tabatabai und David Klein bei einem Auftritt im Wintergarten in Berlin. (Bild: Britta Pedersen / keystone)

Nach einem kritischen Sommer 2012 hat sich das Jazzfestival Basel stabilisiert. Unverändert geblieben sind die klingenden Namen: Habib Koité, John Scofield, Juan De Marcos und Jasmin Tabatabai sorgen für ein vielversprechendes Programm.

Das Urteil mag sich Jahr für Jahr wiederholen: auch 2013 ist das Offbeat Jazzfestival Basel hochkarätig besetzt und überschreitet stilsicher die Schranken des Genres. Die Eröffnung des Festivals steigt dieses Jahr bereits mit einem Monat Vorlaufzeit: Der einflussreiche Gitarrist John Scofield ist schon Mitte März zu Gast und setzt damit einen Festivalschwerpunkt – die Gitarre. Denn neben Scofield kommen der Fusion-Gitarrist Mike Stern nach Basel, das Wunderkind Julian Lage sowie Eric Bibb und Habib Koité mit «Brothers in Bamako», ihrer Blues-Reise von den USA nach Mali.

Wie stark das Jazzfestival seine Fühler mittlerweile in den Süden ausgestreckt hat, verdeutlich das Engagement von Concha Buika und ihrem Flamenco-Jazz, bekannt aus Pedro Almodóvars letztem Film «La piel que habito», oder dem Oud-Star Anouar Brahem aus Tunis.

Basler Saxofon-Gipfel

Ein zweiter Instrumentenschwerpunkt – qualitätsbewusst «The Basel Sax Summit» genannt – gehört dem Saxofon. Hier ist der umtriebige Basler David Klein zu nennen, dessen Quartett die Sängerin Jasmin Tabatabai, bekannt aus dem deutschen Film, begleiten wird. Hier schliesst sich ein Kreis: Klein hat Tabatabais aktuelles Album und Jazz-Debut «Eine Frau» produziert und mit ihr im Volkshaus Basel aufgenommen. Nun bringen sie es auch live an den Rhein.

Den «Gipfel» der Saxofone vervollständigen die Basler Tenoristen Andy Scherrer und Alex Hendriksen sowie Bill Evans und Ravi Coltrane aus den USA. Mit den Letztgenannten entfernt sich das Festival vom Zentrumsort Stadtcasino und weicht an die Kooperationsorte aus: die Martinskirche, die Gare Du Nord, und die Kaserne. Gleich drei Abende am Stück finden dort im Kleinbasler Kulturzentrum statt. Festivalchef Urs Blindenbacher erhofft sich davon neue, jüngere Publikumskreise: «Wir alle wissen, der Jazz überaltert. Das darf nicht sein.»

«Praktisch inexistente Medienpräsenz»

Ob auch die Stadt ihren Beitrag leisten kann, diesen Trend zu brechen, soll an einem Podiumsgespräch im Rahmen des Festivals geklärt werden. Am 1. Mai wird Blindenbacher ein paar Vertreter der Szene – Musiker, Veranstalter, Labelmacher, Medien – zu einer öffentlichen Diskussion zur «Bedeutung und Zukunft des Jazz» versammeln. Blindenbacher, der das Thema auch schon an den Grossen Rat herangetragen hat, sieht den Jazz aus der Basler Öffentlichkeit entschwinden. «Viele Musiker, Veranstalter und Förderer» gebe es, allerdings auch – im Vergleich zu Pop und Rock – eine «praktisch inexistente Medienpräsenz» und eine Politik, «in deren Kulturleitbild der Jazz nicht einmal namentlich auftaucht.»

«2013 wird ein reiches Jazzjahr in Basel.»

Als hätte das Anliegen noch eines kräftigen Arguments bedurft, hat der von der Unesco portierte, internationale «Jazz Day» Eingang ins diesjährige Programm gefunden. Über solche Diskrepanzen soll nun geredet werden – und zur gesteigerten Sichtbarkeit hat Blindenbacher den kooperativen Geist quer durch die Stadt getrieben. Nicht nur machen verschiedene Konzertlokale sowie das Sinfonieorchester Basel mit, auch der Film ist dabei: die «Kultkinos» zeigen die zum Festival passenden Filme mit Jasmin Tabatabai, Concha Buika oder «Buena Vista Social Club», der den Auftritt von Jan de Marcos und seinen Afro Cuban Allstars ergänzen wird.

2013 wird ein reiches Jazzjahr in Basel – und damit ist auch die Verunsicherung behoben, die die Offbeat-Reihe im Vorjahr erschüttert hat: Nachdem die Festivalausgabe 2011 hoch defizitär war, trennte sich die Stiftung Jazzfestival Basel von Blindenbacher. Im Sommer 2012, während die Planung für 2013 bereits angelaufen war, «war nicht klar, ob es ein weiteres Festival geben wird», erinnert sich Blindenbacher an die kritischen Monate. Mit einer Neugründung als GmbH und einem neuen Team konnte dieses Szenario im Herbst abgewendet werden, die wichtigsten Unterstützer bleiben weiterhin an Bord. «Das Budget ist gesichert», bestätigt Blindenbacher.

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