Auf Weltreise durchs Staatsarchiv

Im Staatsarchiv finden sich auch Privatarchive mit Fotoalben, Postkarten und Reiseberichten. An der Museumsnacht wird daraus ein buntes Mosaik, das die Erfahrungen von Basler Weltenbummlern präsentiert – etwa jene des Grosswildjägers und Flugpioniers René Clavel.

(Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 1030 B 4-2 / 16)

Im Staatsarchiv finden sich auch Privatarchive mit Fotoalben, Postkarten und Reiseberichten. An der Museumsnacht wird daraus ein buntes Mosaik, das die Erfahrungen von Basler Weltenbummlern präsentiert – etwa jene des Grosswildjägers und Flugpioniers René Clavel.

Das Basler Staatsarchiv ist das Gedächtnis von Staat und Stadt. Jahrhundertelang stand das dort archivierte Wissen nur der Obrigkeit zur Verfügung. Mit dem Übergang vom Obrigkeitsstaat zum demokratischen Gemeinwesen wurden die vom Staatsarchiv aufbewahrten Dokumente auch dem gewöhnlichen Bürger zugänglich gemacht.

Genutzt wurden die archivierten Zeugnisse staatlichen Handelns zunächst vor allem von Historikern. Noch immer trifft man heute Forscherinnen und Forscher im etwas altertümlich wirkenden Lesesaal des Basler Staatsarchivs an. Doch längst interessieren sich auch Schulklassen, Familienforschende, Architektinnen und Kulturschaffende für die vielfältigen Bestände.

Dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert dem Staatsarchiv neben den Verwaltungsakten immer wieder auch Privat- und Familienarchive übergeben wurden. Deren Zahl beläuft sich gegenwärtig fast auf 1300.




Kleinode aus den Privatarchiven: Das Staatsarchiv stellt anlässlich der diesjährigen Basler Museumsnacht aus Fotoalben, Postkarten und Reiseerinnerungen neue Karten her. (Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 1030 B 4-2 / 17)

In diesen Privatarchiven finden sich neben vielem anderem auch Fotoalben, Postkarten und Reiseerinnerungen. Auf diese Bestände möchte das Staatsarchiv anlässlich der diesjährigen Basler Museumsnacht hinweisen. Zu diesem Zweck wurden Zitate aus Reiseberichten, Fotos und Postkarten von Reisenden herausgesucht und damit Postkarten mit über 100 verschiedenen Motiven gestaltet. So entsteht ein buntes Mosaik von Reiseerfahrungen. «Man staunt», sagt Daniel Hagmann, der beim Staatsarchiv für Kommunikation und Vermittlung zuständig ist, «was die Basler in der Welt so erlebten.»

Irrfahrt im Sturm

Einer dieser Weltreisenden war René Clavel (1886–1969), dessen Nachlass sich unter der Signatur PA 1030 im Staatsarchiv befindet. Clavel war der Sohn eines wohlhabenden Seidenfärbers; er selbst machte ein Vermögen dank den Lizenzgebühren für ein 1916 entwickeltes Verfahren, dank dem es erstmals möglich wurde, Azetatseide zu färben.

Zu Clavels Steckenpferden gehörte die Grosswildjagd. Um ihr nachzugehen, reiste er nach Afrika und Kanada. Daneben war Clavel auch ein begeisterter Aviatikpionier. Er besass das Pilotenbrevet, war Mitbegründer des Flughafens Sternenfeld, des Aero Clubs und der Balair.




Selbst in die Geschichte eintauchen? Besucher können sich im Staatsarchiv vor historischen Aufnahmen fotografieren lassen. (Bild: Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 1030 B 4-2 / 22)

Während des Ersten Weltkriegs brachte ihn seine Begeisterung für die Ballonfahrt einmal in eine ungemütliche Lage. Nach einer 30-stündigen Irrfahrt durch einen Sturm wurde Clavel bei der Landung auf der Krim als vermeintlicher Spion vorübergehend in Haft genommen.

Noch weiter nach Osten trieb es ihn 1912 auf einer Weltreise, als er unter anderem Peking und Schanghai besuchte. Clavels fotografischer Nachlass legt die Annahme nahe, dass er auf der Reise nicht nur im Handel angebotene Fotografien und Postkarten erwarb, sondern auch die eigene Kamera benutzte, um seine Eindrücke festzuhalten. 

Reiselustige Baslerinnen

Gibt es unter den Basler Weltreisenden an der Museumsnacht auch Frauen? «Natürlich», sagt Daniel Hagmann, «Frauen waren in unterschiedlichster Mission unterwegs. Als Bildungstouristinnen in Italien, auf Verwandtenbesuch hinter dem Eisernen Vorhang oder als abenteuerlustige Überseereisende.»

Zitate und Fotos für die Produktion der Postkarten zu finden, war mit erheblichem Aufwand verbunden. Daniel Hagmann möchte die Beteiligung des Staatsarchivs an der Museumsnacht aber keinesfalls missen: «Hier wird erlebbar, dass das Staatsarchiv für alle etwas zu bieten hat. Unsere Postkarten kann man übrigens mitnehmen oder verschicken lassen.»

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Neben den Reiseerinnerungen bietet das Staatsarchiv während der Museumsnacht auch Führungen an und die Besucher können sich vor einer historischen Aufnahme fotografieren lassen. Mehr dazu.

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