Baby Jail, das «lauteste Cabaret der Schweiz», kehrt mit einer neuen Platte zurück. Getauft wird sie in der Kaserne Basel – im Doppelkonzert mit WolfWolf, einem Innerschweizer Duo, das auf demselben Label zuhause ist: Lux.-Noise aus Basel.
Vor 22 Jahren, 1992, lief ein herrlich närrisches Lied in den Schweizer Radios. Es handelte von jener Sorte Mensch, die in der Beiz gross das Maul aufreisst, aber auf Nimmerwiedersehen versinken und vergessen gehen, sobald sie selbst einmal im Dreck steht. «Tubel Trophy» war ein ungewöhnlicher Mundarthit, der abgesehen vom Idiom kaum etwas mit Mundarthits zu tun hatte.
Geboren aus dem Geist des Punk, schepperte hier eine Band durch die Schweiz, die in ihrem Sortiment hochkomischen Trash und Lumpeliedli, zynische Liebesbetrachtungen und hintergründige Politgeschosse vereinte: Baby Jail.
«Tubel Trophy» war nicht die einzige Abrechnungsfanfare dieses Quartetts aus Zürich, die ein grosses Publikum verdient hat, aber wuchs zu einem derart starken Hit, dass auch das Label im Rücken der Band seine Beachtung fand: Lux.-Noise aus dem Aargau.
Grüsse aus dem Grab
Beide verschwanden zwischenzeitlich von der Bildfläche. Baby Jail lösten sich 1994 auf, und Michael «Hede» Hediger, der mit Lux.-Noise seit langem in Basel residiert, kämpfte mit einer Leidenschaft für seine musikalischen Liebhaberprojekte, die sich nicht immer auszahlte. Nach dürreren Jahren und einem Schuldentief organisierte er sein Label neu. Mit Erfolg: Letztes Jahr wurde die mittlerweile auf ein Trio erweiterte Führung von Lux.-Noise mit dem Business-Support-Preis des RFV Basel (12’000 Franken) ausgezeichnet, nun meldet sich auch das alte Zugpferd zurück: Baby Jail sind zwanzig Jahre nach ihrer Auflösung wieder da. Vor einem Jahr absolvierten sie, unter anderem in der Kaserne Basel, die Comeback-Tournee, nun besuchen sie dieselbe Stätte noch einmal, diesmal neben den alten Gassenhauern mit einer neuen Platte im Gepäck.
Ode an die Provinzöde
«Grüsse aus dem Grab» zwinkert nett mit den Augen, dass auch an Baby Jail die Zeit nicht spurlos vorbeigerauscht ist, geblieben ist allerdings der Spass: «Punkparadies» verballhornt den Uralt-Folkklassiker «Big Rock Candy Mountain» zu einem Punkschunkler und verätzt dabei den Fun-Punk, «Schwamedinge» eine mit prächtigen Chörli ausgestattete Ode an die Provinzöde, «Schöne Kellnerin» ist eines der fiesen Liebeslieder, die Baby Jail schon vor 25 Jahren so gut beherrschten.
A propos früher: wie jede Reunion werden auch Baby Jail nicht ohne Kehre um die alten Perlen herumkommen, und machen das auf «Grüsse aus dem Grab» ganz offenbar. So taucht «Jede Tag», eine alte, bitterböse Studie über Beziehungsroutine, auf dem neuen Album wieder auf – allerdings im neuen musikalischen Kleid: Beatboxing und Krachgitarren.
Krachgitarren gibt’s vor Baby Jail vom innerschweizer Duo WolfWolf, ebenfalls bei Lux.-Noise zuhause. Knorriger Trashblues, der nach Blut und Öl riecht. «Homo Homini Lupus» heisst die Platte, frisch aus der Garage.
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Kaserne, Basel. Sa, 1. Februar, 21.30 Uhr.