Die baselstädtische Förderung für Literatur steigt, mit dem Erweiterungsbau des Kunstmuseums kommen neue Betriebskosten auf die Stadt zu, Baselland hat eine Erhöhung der Subventionen für das Theater Basel abgelehnt – das wirft Fragen der Finanzierung auf. Wir haben sie Basels Kulturchef Philippe Bischof gestellt.
Die Regierung hat Gelder für drei Subventionstöpfe für die Jahre 2015–18 gesprochen (zur Meldung). Dabei soll der jährliche Beitrag im Bereich Literatur um 30’000 Franken auf neu 110’000 Franken steigen. Das ist ein Fortschritt, aber im Vergleich zur Förderung anderer Sparten immer noch nicht viel.
Philippe Bischof: «Kulturförderung ist manchmal paradox!»
Philippe Bischof: Ich freue mich über die Absicht der Regierung, aber der Grosse Rat muss das Geschäft auch noch positiv behandeln. Die Erhöhung ist wichtig für die Basler Literatur. Zugleich stimmt es, dass die Literatur in unserer Förderung immer noch ein Stiefkind ist im Vergleich etwa mit Zürich und Bern. Doch die Regierung setzt hier bewusst einen Akzent, das ist sehr positiv zu werten. Förderschwerpunkte leiten sich regional immer auch aus der Geschichte ab, und in Basel sind traditionell die Bildende Kunst, die Musik- und die Theaterförderung sehr stark. Zudem sind Fördermittel unterschiedlicher Sparten nur schwer miteinander zu vergleichen. Während eine einzige freie Theaterinszenierung schnell 100’000 Franken kostet, bis sie überhaupt entstanden ist, kann man mit demselben Geld die Entstehung von vier Romanprojekten fördern.
Woher kommen die zusätzlichen 30’000 Franken?
Für die Hälfte davon wird das Budget aufgestockt. Ein anderer Teil wird intern im Kulturbudget umverteilt, ohne dass ich es aber einem anderen Förderbereich wegnehmen musste.
Was ist der Anlass zum Ausbau?
Die Zahl guter Manuskripte, mit denen sich vor allem junge Autoren um eine Förderung bewerben, hat spürbar zugenommen. Das liegt vermutlich massgeblich an den zahlreichen Abgängern des Literaturinstituts in Biel, die nun an die Fördertöpfe drängen. Darunter sind erfreulicherweise etliche sehr begabte Baslerinnen und Basler.
«Unter den jungen Autoren sind erfreulicherweise etliche sehr begabte Baslerinnen und Basler.»
Wie wird die Förderung ausgebaut?
Primär geht es um einen Ausbau der Autorenförderung. Zudem wird die Abteilung Kultur in Kürze ein Schreibzimmer im GGG Atelierhaus im St. Johann mieten und an Autoren vergeben, damit sie dort an ihrem Werk arbeiten können. Vom Fenster des Zimmers aus sieht man übrigens direkt auf den wachsenden Rocheturm. Das ist eine ungeplante ironische Pointe – welche Gedanken auch immer dieser Ausblick bei den Autoren auslöst, sie erhalten Blick auf ein wachsendes Gebilde!
Die Regierung Baselland hat eine Aufstockung der Förderung für das Theater Basel um jährlich 1,4 Milionen Franken abgelehnt (zum Bericht). Klafft nun eine Lücke im Haushalt des Theaters?
Der Haushalt des Theaters ist stabil, aber sehr eng bemessen für ein Dreispartenhaus. Schon 2011 ist eine Erhöhung des Budgets um 4,25 Milionen durch den Kanton Baselland gescheitert, mit welcher das Haus in verschiedenen Bereichen wie Vermittlung und Schauspiel aufstocken wollte. Das jetzige Vorhaben war die kleine Version eines seit Jahren anstehenden Ausbaus, der die künstlerische Qualität hätte sichern sollen. Beim Theater wurde in den letzten zehn Jahren immer wieder gekürzt, da sind kaum noch Reserven vorhanden.
Aus Baselland kommen genauso viele Besucher ins Theater wie aus Basel-Stadt. Hat der Nachbarkanton das Theater, das auch «seines» ist, im Stich gelassen?
Im Stich gelassen ist das falsche Wort, er hat es nicht stärker unterstützt. Natürlich bedaure auch ich, dass Baselland die Subvention nicht wenigstens teilweise erhöht hat.
«Ich kann nur daran erinnern, dass der zusätzliche Beitrag ans Theater 2011 alles andere als selbstverständlich war.»
Ist die Absage eine Folge der Fusionsstreitigkeiten?
Nein, das scheint mir zu kurz gedacht. Die Verhandlungen um das Theater sind ja weit älter als die Fusionsabstimmung. Die basellandschaftliche Regierung setzt schlicht andere Prioritäten in der Zusammenarbeit, das steht ihr zu.
Wird Basel-Stadt wie schon 2011 in die Bresche springen?
Dazu kann ich noch nichts sagen. Ich kann nur daran erinnern, dass der zusätzliche Beitrag von 2011 alles andere als selbstverständlich war und nur dank der grossen Unterstützungsbereitschaft von Regierung und Grossem Rat möglich wurde.
Der Erweiterungsbau des Kunstmuseums soll jährlich 4,8 Milionen Franken zusätzliche Betriebskosten mit sich bringen, wovon die Hälfte von privater Hand, die andere vom Kanton getragen werden sollen. Sind diese Zahlen noch aktuell?
Ja. Neue Betriebsstudien haben sogar ergeben, dass die Betriebskosten ganz leicht darunter liegen könnten. Das ist erfreulich und spricht für die gute Arbeit, die beim Erweiterungsbau und im Kunstmuseum geleistet wird.
Woher nehmen Sie das Geld?
Die Finanzierung ist nur durch eine Aufstockung des Budgets möglich. Diese Mehrkosten sind seit dem Ratschlag zum Erweiterungsbau bekannt und wurden von uns entsprechend budgetiert, sie müssen allerdings im Gesamtbudget vom Grossen Rat gutgeheissen werden. Das gilt wie gesagt auch für die jetzige Erhöhung des Literaturbudgets.
In Zeiten, wo gespart werden soll, klingt das paradox.
Kulturförderung ist manchmal paradox! Sparen bedeutet ja immer auch, Prioritäten zu setzen, und der Erweiterungsbau ist eine riesige Chance für Basel, die genutzt werden muss. Wir müssen und werden aber sparen, keine Sorge. Doch man darf in Sparzeiten das Investieren nicht vergessen. Gute Investitionen zahlen sich mittelfristig aus.