Im Basler «Haus zum Roten Krebs» wurden infolge eines umfassenden Umbaus Wandmalereien gefunden. Diese stammen aus dem späten 17. Jahrhundert und finden in dieser Form keine Parallelbeispiele in der Schweiz.
Beim Umbau des Hauses zwischen der Gerbergasse 52 und dem Gerbergässlein 21 war ein Lift geplant: Das Architekturbüro Heeb & Schranz sah vor, dass dafür ein Zimmer der Mietwohnung im 2. Obergeschoss aufgebrochen werden sollte. Doch das in gelber Farbe gehaltene Zimmer barg zur Überraschung aller Beteiligten einen schützenswerten Basler Kulturschatz: Als man begann, die eine Wand zu öffnen, kamen kostbare Wandmalereien zum Vorschein.
Ein illusionistischer Steinsockel und gemaltes Mauerwerk mit Wandfugen und -nischen zieren den Raum im 2. Obergeschoss. Auf einer Wand befinden sich jeweils zwei Nischen, diese sind in Grisaille-Tönen gehalten. Eine spezielle, gemalte Steinvase in einer der Nischen diente den Fachleuten der Kantonalen Denkmalpflege, Martin Möhle, Markus Schmid und Daniel Schneller, als Hauptdatierungswerk der Wandbemalung: Zwei Schwanenhälse bilden die Henkel, die Flügel der Schwäne umfassen den Bauch der Vase. Den denkmalpflegerischen Untersuchungen nach geht diese Darstellung auf eine Radierung von Johanna Sibilla Küsel zurück. Sie war Kupferstecherin in Augsburg und Enkelin von Matthäus Merian (1593-1650), der selbst berühmter Kupferstecher und Verleger war.
Garten im Zimmer
Eine Eichenblattgirlande, die über alle Wände führt, weist den Raum als illusionistischen Garten aus. Als Vorbild dürften französische Gartenarchitekturen gedient haben. Hier hatte sich ein Stadtbewohner seinen eigenen Garten, den er an dieser Lage vermisste, auf die Wände pinseln lassen. Wahrscheinlich sei auch die Decke bemalt gewesen – mit einem freien Himmel. Die Malereien an der Decke sind aber leider durch die zahlreichen und unterschiedlichen Nutzungen des Hauses nicht mehr erhalten. Die freigelegten Malereien an den Wänden sind jedoch so bemerkenswert, dass sie aufwändig restauriert wurden.
Das «Haus zum Roten Krebs» gehört zur Basler Stadtbild-Schutzzone. Die Bausubstanzen dieser historischen Häuser lassen sich bis ins Mittelalter zurückdatieren, so auch dieses: Seit 1355 ist es unter diesem Namen bekannt. Seine Eigentümer und Bewohner wechselten über die Jahrhunderte. Zuerst gehörte es Handwerkern, ab dem 18. Jahrhundert war es vorwiegend im Besitz von Handelsleuten.
Bis vor 20 Jahren hatte die Metzgerei Lüthy hier ihren Standort. Der jetzige Eigentümer und Bauherr des Hauses, mit dem Basel nun um ein schönes Stück Baugeschichte reicher ist, muss aber in Zukunft nicht auf einen Lift verzichten: Dieser konnte im ehemaligen Latrinenturm des Hauses eingebaut werden.