Berauschendes Bildtheater und groteske Bühnenkunstwerke

Nach der erfolgreichen Wiedergeburt vor zwei Jahren findet ab Ende August die zweite Auflage des neuen Theaterfestivals Basel statt – mit einem attraktiven Programm-Mix aus international gefeierten Festival-Highlights und vielversprechenden Trouvaillen.

Heiner Goebbels und das Vocal Theatre Carmina Slovenica am Theaterfestival Basel (Bild: Wonge Bergmann)

Nach der erfolgreichen Wiedergeburt vor zwei Jahren findet ab Ende August die zweite Auflage des neuen Theaterfestivals Basel statt – mit einem attraktiven Programm-Mix aus international gefeierten Festival-Highlights und vielversprechenden Trouvaillen.

«Ein übergeordnetes inhaltliches Motto gibt es nicht», sagen die Programmverantwortlichen des Theaterfestivals Basel. Sie haben sich nach eigenen Angaben vielmehr ganz allgemein auf die Suche nach herausragenden Theaterproduktionen gemacht, sind den wichtigen Namen der internationalen Szene nachgereist und haben Ausschau gehalten nach überraschenden und herausragenden Neuentdeckungen.

Und sie sind fündig geworden. 17 Produktionen aus Australien, Kanada, Frankreich, Belgien, Iran, den Philippinen, aus Slowenien, Ungarn, Deutschland und Grossbritannien haben sie ins dichte Programm des Festivals gepackt, das vom 27. August bis 7. September auf dem Kasernenareal, im Theater Roxy und im Theater Basel über die Bühnen gehen wird: berührendes, politisches, groteskes, absurdes, amüsantes und aufwühlendes Theater aus allen Bühnensparten und darüber hinaus.

Internationale Festival-Highlights

Da gibt es auf der einen Seite die gefeierten Highlights, um die sich die internationale Festivalszene reisst. Zum Beispiel das Musiktheaterprojekt «When the mountain changed its clothing», für das sich der deutsche Starregisseur Heiner Goebbels mit dem 40-köpfigen Mädchenchor Carmina Slovenica aus Slowenien für ein fulminantes Bühnenfeuerwerk zusammengetan hat.

Oder das Back to Back Theatre von Bruce Gladwin aus Australien, das im Stück «Ganesh Versus the Third Reich» mit behinderten Schauspielerinnen und Schauspielern auf vielschichtige Art die Geschichte des elefantenköpfigen Gottes Ganesh erzählt, der von Hitler das alte hinduistische Hakenkreuz-Symbol zurückholen möchte. Um dieses Gastspiel finanzieren zu können, hat sich das Basler Festival mit dem Theaterspektakel Zürich zusammengeschlossen.

Und der Auftritt der gefeierten kanadischen Tänzerin und Choreografin Louise Lecavalier, die in «So Blue» alleine und mit ihrem Tanzpartner Frédéric Tavernini zu den Elektro-Beats des türkischstämmigen DJs und Musikers Mercan Dede über die Bühne wirbeln wird.

Spartenübergreifende Entdeckungen

Lecavaliers Auftritt ist Tanz pur, was aber eher die Ausnahme darstellt. In vielen programmierten Produktionen sind die Spartengrenzen zwischen Sprech- und Tanztheater sowie Kunstperformance aufgelöst. So zum Beispiel beim Gastspiel des Basler beziehungsweise Lörracher Regisseurs Sebastian Nübling, der mit der Produktion «Es sagt mir nichts, das sogenannte Draussen» (ein Stück von Sibylle Berg) des Berliner Maxim Gorki Theaters nach Basel reisen wird. Oder der Belgier Miet Warlop, der mit «Mystery Magnet» ein groteskes Gesamtkunst-Feuerwerk geschaffen hat.

Noch einen Schritt weiter geht das Trio boijeot.renauld.turon aus Frankreich, das mit «ReiseBüro» eine mehrtägige Umzugsperformance vom Theater Roxy in Birsfelden zur Kaserne Basel organisieren wird. Mit 50 Betten, 100 Tischen und 400 Stühlen im Schlepptau, die nicht nur mit Hilfe des Publikums transportiert werden müssen, sondern von diesem auch genutzt  oder gar bewohnt werden können.

Gute Ausgangslage für die zweite Festivalauflage

Natürlich gibt es auch Sprechtheaterproduktionen im herkömmlicheren Sinne. Zum Beispiel die zwei Stücke, mit denen Amir Reza Koohestani und seine Mehr Theatre Group aus Teheran zu Gast sein wird. Diese Produktionen sind zugleich Aufhänger für den kleinen Schwerpunkt «Künstlerische Produktion in Iran», der durch einen Filmabend und durch ein Podium ergänzt werden wird.

Natürlich gibt es die hier kurz beschriebenen Highlights von gefeierten Theaterleuten, die alleine von den Namen her mit hohen Erwartungen verbunden sind. Bei vielen weiteren Produktionen bleibt der Besuch ein Griff in die Wundertüte. Wenn man sich aber an den Einstand erinnert, den die Programmverantwortlichen Carena Schlewitt und Tobias Brenk vor zwei Jahren mit ihrem ersten Festival hingelegt haben, handelt es sich um eine höchst vertrauenswürdige Wundertüte.

Festivalzentrum auf dem Kasernenplatz

Für die temporären Bauten des Festivalzentrums auf dem Kasernenareal sind wiederum Studierende des Instituts für Innenarchitektur und Szenografie verantwortlich. Für ihre Bauten verwenden sie die Bretter, die normalerweise als Boden für die Herbstmesse genutzt werden. Für das gastronomische Angebot ist neu nur noch ein Team verantwortlich, nämlich das vom Zwischennutzungsprojekt «Landestelle».

Das Theaterfestival Basel verfügt über ein Gesamtbudget von 1,3 Millionen Franken. Der grösste Teil, nämlich 800’000 Franken, stammt aus den Swisslos-Fonds der beiden Basel. Das restliche Geld wird von verschiedenen Stiftungen und Gönnern zur Verfügung gestellt und muss eingespielt werden. Insgesamt gehen rund 7000 Tickets in den Verkauf.

Theaterfestival Basel. Vom 27. August bis 7. September 2014 in der Kaserne Basel, im Jungen Theater Basel, im Theater Roxy Birsfelden und auf der Grossen und Kleinen Bühne des Theater Basel.
Der Vorverkauf beginnt heute Dienstag, 24. Juni. Bis 4. Juli ist ein bestimmtes Kontingent an Tickets für sämtliche Vorstellungen zu einem günstigeren Preis erhältlich.
 

Nächster Artikel