Bilderbuch setzen auf Groove statt auf Grammatik – am Dienstag live in Basel

Machen Österreicher tatsächlich die bessere Popmusik? Bei Bilderbuch trifft das laut ihren Fans zu, die Band hat einen richtigen Hype ausgelöst. Was macht denn das gewisse Etwas von Bilderbuch aus? Wir haben Sänger Maurice Ernst vor seinem Konzert im «Hinterhof» gefragt.

Bilderbuch aus Österreich mögen es plakativ und gefühlvoll. Sänger Maurice Ernst ist der Zweite von rechts.

(Bild: Nico Ostermann)

Machen Österreicher tatsächlich die bessere Popmusik? Bei Bilderbuch trifft das laut ihren Fans zu, die Band hat einen richtigen Hype ausgelöst. Was macht denn das gewisse Etwas von Bilderbuch aus? Wir haben Sänger Maurice Ernst vor seinem Konzert im «Hinterhof» gefragt.

Die österreichische Band Bilderbuch lebt ein Popmärchen. Als 14-jährige Schüler eines Klostergymnasiums haben sie vor zehn Jahren beschlossen, miteinander Musik zu machen. Mit einer ihrer ersten Singles landeten sie nur wenige Jahre später schon in den Top 5 der Austrian Indie Charts und gründeten bald darauf ihr eigenes Musiklabel Maschin Records.

Ihre Musik lässt sich als Mischung aus Indie-Pop, Art-Rock und Hip Hop beschreiben. Auf gute Texte legen sie grossen Wert – aber nicht in erster Linie. Und was immer sie tun – es hat diese ganz bestimmte Sexyness, die Bilderbuch zu ihrem Markenzeichen gemacht haben.

Radiomacher von Sendern wie dem Berliner Flux FM oder dem österreichischen FM4 – aber auch wichtige Musikmagazine wie der deutsche «Musikexpress» – loben sie in den höchsten Tönen. Auch ihr aktuelles Album «Schick Schock», mit dem sie am Dienstagabend im «Hinterhof» Halt machen, hat dieses gewisse Etwas, das die Band so erfolgreich macht.

Wir wollten von Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst wissen, was die vierköpfige Band anders macht als andere, so dass sie den ganzen deutschsprachigen Pop-Raum erobern konnte. 

Maurice Ernst, warum gibt es diesen Hype um Bilderbuch? Worin unterscheidet sich eure Musik von derjenigen anderer deutschsprachiger Bands?

Maurice Ernst: In unserer ganzen Bilderbuch-Laufbahn haben wir uns bei anderen Bands immer gefragt, wo neben der ganzen Verständlichkeit der Texte der Soul in der Musik bleibt. Wir sagen uns, dass der Groove wichtiger ist als die Grammatik. Das sind so kleine Dogmen, die wir uns selbst gegeben haben – für die man kämpft – und die dann im besten Fall funktionieren. Vielleicht versteht man bei unseren Songs nicht jedes Wort, aber man fühlt, was wir meinen. Das Gefühl zu treffen, ist für uns wichtig bei der Musik – manchmal sogar wichtiger als der Inhalt.

Sind denn andere deutschsprachige Bands zu kopflastig?

Zumindest waren sie das lange. Das hat sich in letzter Zeit zum Glück etwas verändert. Es wird mehr Mut zur Körperlichkeit gezeigt – Mut, sich zur Musik auch zu bewegen, sie zu fühlen. Erziehen ist nicht unsere grösste Stärke als Popmusiker, sondern eher das Verführen.

Ihr sprecht von Metaebenen in eurer Musik. Was meint ihr damit?

Heutzutage kann man ein Lied nicht nur hören, sondern dank Videos auch sehen oder man kann den Text dazu lesen. Diese drei Zugänge erlauben es einem, einen Song etwas anders zu betrachten. Interpretation wird auch beeinflusst von dem, was man dazu sieht – entweder im Video oder live auf der Bühne. Aber auch beim Hören kann man Verschiedenes aus einem Song rauslesen. Wenn man beispielsweise zum ersten Mal unsere Single «Plansch» hört, versteht man vielleicht anfangs nur das eine naive Wort. Wenn man den Song aber mehrmals hört, entdeckt man vielleicht plötzlich, dass da doch noch etwas mehr Inhalt drinsteckt. Aber man muss das nicht raushören – man kann, wenn man will. 

Ihr gehört ja zu einer Generation, der Online-Plattformen wie Youtube und soziale Medien extrem wichtig sind. Wie geht ihr damit um?

Man muss mit den neuen Medien spielen. Man muss sie als das erkennen, was sie sind, nicht nur als festgefahrene redaktionelle Plattformen. Aber egal, was man macht – ob man nun ganz traditionell nur Musikvideos hochlädt oder mehr –, es muss bewusst passieren. Für mich persönlich gilt im Umgang mit Social Media: Weniger ist manchmal mehr. Mein Privatleben beispielsweise hat da nichts zu suchen, wenn es um meine Persönlichkeit auf Facebook geht. Ich bin ein grosser Fan des Mystifizierens – viel mehr als vom Hand-in-Hand-Gehen mit den Fans. Diese Distanz gibt Raum zum Interpretieren und Raum zum Träumen.

Unterscheidet sich denn der private Maurice Ernst komplett von dem Sänger, den man im Video oder auf der Bühne sieht?

Ich glaube, ich unterscheide mich extrem wenig von meiner Bühnenfigur. Das macht es auch so angenehm. Weil ich mich mehr denn je so natürlich fühle, wenn ich auf die Bühne gehe. Ich stehe schon da und tanze praktisch schon zum nächsten Beat, bevor das Lied überhaupt fertig ist. Es kommt alles aus der Hüfte. Es ist alles viel intuitiver als früher. Es ist jetzt für uns alle in der Band das Natürlichste auf der Welt, auf der Bühne zu sein – als die, die wir wirklich sind und uns gerade fühlen.

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Bilderbuch live, 10. November, 20.30 Uhr, Hinterhof Bar.

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