Bluten müsste die Fondation Beyeler

Ginge es nach der Leserschaft der TagesWoche, so gäbe es im Kulturbereich durchaus Sparpotenzial. Das zeigt die Auswertung unseres Kulturbudgetspiels. Ganz oben auf der Verliererliste stehen das Sinfonieorchester und die Fondation Beyeler.

Bei der Fondation Beyeler würde im Bereich der Museen klar am meisten gespart.

Ginge es nach der Leserschaft der TagesWoche, so gäbe es im Kulturbereich durchaus Sparpotenzial. Das zeigt die Auswertung unseres Kulturbudgetspiels. Ganz oben auf der Verliererliste stehen das Sinfonieorchester und die Fondation Beyeler.

Kurz vor Weihnachten hat die TagesWoche zum Spiel geladen: Das baselstädtische Kulturbudget galt es neu zu verteilen – im Hinblick darauf, dass aufgrund von Sparmassnahmen des Kantones einerseits und einem höheren Budgetbedarf bei einzelnen Institutionen andererseits ab 2016 Anpassungen am Kulturbudget vorgenommen werden müssen.

Nun hat aber bereits das städtische Budget 2015 Einsparungen im Kulturbereich gefordert. «Nur» 50’000 Franken zwar, doch diese im Bereich der Jugendkultur, die mit einer Pauschale von 200’000 Franken sowieso nicht aussergewöhnlich hoch alimentiert ist.

Nicht wenigen von unseren insgesamt 279 Spielteilnehmern dürfte dieser Beschluss missfallen haben. Denn im Spiel durfte man nicht nur einsparen, sondern das Geld im Anschluss auch neu verteilen – eingesetzt werden durfte es dabei nicht nur für Institutionen, die bereits Subventionen erhalten, sondern auch für ganz neue Zwecke. Und gerade bei jenen Spielern und Spielerinnen, die sich neben den alten auch für neue Zwecke entschieden, fielen die Wörter «Jugend» oder «junge» erstaunlich häufig.

Natürlich ist das Spiel nicht repräsentativ, und doch sind einige Details bestechend. Betrachten wir dazu die Kulturbereiche zuerst einmal einzeln (» Direkt zur gewünschten Sparte: Museen / Musik / Theater / Literatur / Rest / Fazit).

1. Museen

Subventioniert sind hier hauptsächlich die fünf staatlichen Museen (Kunstmuseum, Naturhistorisches Museum, Historisches Museum, Museum der Kulturen und Antikenmuseum) sowie die Fondation Beyeler. Dazu kommen kleinere Beiträge an weitere Museen wie das HeK (Haus der elektronischen Künste Basel) oder das Sportmuseum.

Auffallend ist, dass – wäre die TaWo-Leserschaft am Drücker – die Fondation Beyeler am meisten bluten müsste: 22,9 Prozent würden deren Subventionen in der Höhe von knapp zwei Millionen Franken komplett streichen, 37,3 Prozent zumindest die Hälfte davon. Das sind nicht nur in Bezug auf die Museen die höchsten prozentualen Werte, sondern durch alle Bereiche hindurch.

Das Kunstmuseum, das ab 2016 mehr Geld bräuchte, um den Erweiterungsbau betreiben zu können, darf sich hingegen glücklich schätzen: Bei ihm wurde am wenigsten eingespart.

2. Musik

Im Streichkonzert fast gleichauf wie die Fondation Beyeler befindet sich das Sinfonieorchester: Hier setzen zwar nur 10,8 Prozent der Spieler den Rotstift ganz an, stolze 41,2 Prozent jedoch würden dem Orchester nur noch die Hälfte der 14,5 Millionen zugestehen, die es heute erhält.

Auffällig hier: Die klassische Musik hat eine weniger grosse Lobby als die Rockmusik. 65,2 Prozent aller subventionierten Institutionen der Rockmusik dürften ihre jetzigen Subventionen behalten – im Gegensatz zu durchschnittlich 54,6 Prozent bei der klassischen Musik.

3. Theater

Das Theater Basel kämpft seit Jahren für mehr Subventionen aus dem Kanton Baselland – erfolglos. Dementsprechend knapp ist man bei Kasse. 47,7 Prozent der Spieler ist das egal, sie würden dem Theater problemlos die Hälfte der knapp 34 Millionen Franken Subventionen (35,5 Prozent) beziehungsweise gleich die gesamten Gelder (12,2 Prozent) streichen. Damit sähe sich das Dreispartenhaus wohl gezwungen, eine Sparte aus dem Programm zu streichen. Der Zyniker könnte man nun sagen, am besten die Oper – damit hätte man auch gleich beim Sinfonieorchester gespart.

Doch Zynismus beiseite: Theater an und für sich scheint beim TaWo-Publikum nicht unbeliebt: Die restlichen Theater müssten nur mit geringen Einbussen rechnen.

4. Literatur

Das Gemeinnützige scheint unserer Spielerschaft heilig: Satte 79,2 Prozent würden der GGG die gesamten Subventionen in der Höhe von fünf Millionen Franken auch weiterhin überlassen. So viel schaffte sonst keine Institution.

5. Der Rest

Der Zolli, der für viele immer wieder überraschend im Kulturbudget auftaucht, wäre für 17,3 Prozent der Leserinnen und Leser verzichtbar – oder zumindest die 1,45 Millionen Franken Subventionen dafür. Ein doch einigermassen erstaunliches Resultat.

Glück hingegen hat das Stadtkino Basel, dessen Subventionen zudem aufs neue Jahr hin gerade erhöht wurden: 71,3, Prozent sind dafür, den Verein auch weiterhin gut zu unterstützen.

Fazit

Das Kulturbudgetspiel ist natürlich zuallererst genau dies: Ein Spiel. Wie ernst die einzelnen Teilnehmer dieses genommen haben, kann nicht beurteilt werden, und somit ist natürlich auch das Resultat alles andere als repräsentativ.

Allgemein lässt sich sagen, dass – ginge es nach den Leserinnen und Lesern der TagesWoche – 60 Prozent der Institutionen (10 von 19 Institutionen) weiterhin die vollen Subventionen erhalten würden. Knapp 30 Prozent der Institutionen drohte eine Halbierung und etwas mehr als 10 Prozent der Institutionen müssten eine totale Streichung der Subventionen befürchten.

Ginge es nach den Lesern der TagesWoche würden 10 von 19 Institutionen weiterhin die vollen Subventionen erhalten.

Durchschnittlich sparten die Spieler und Spielerinnen rund 33 Millionen Franken ein und verteilten davon zirka die Hälfe neu. Am Ende blieben durchschnittlich fast 18 Millionen Franken übrig.

Kreative Vorschläge

Beim Durchsehen der einzelnen Spielläufe fällt jedoch auf, dass viele sich durchaus ihre Gedanken gemacht zu haben scheinen. Jene, die nicht nur gespart haben, sondern das eingesparte Geld danach beherzt wieder verteilt – an Institutionen, die ihrer Meinung nach zu wenig bekommen, oder an solche, die noch gar nicht auf der Subventionsliste auftauchen, zum Beispiel Offspaces.

Gerade beim freien Verteilen gab es auch einige äusserst kreative Beiträge. Ein Spieler beispielsweise schlug verschiedene konkrete Projekte vor – inklusive 2 Millionen, die er als Schmiergelder dafür einsetzen wollte, dass die Projekte auch umgesetzt werden.

Unzählige Vorschläge zeigen: Das Geld sollte weniger an fixe Institutionen gehen denn an Projekte.

Von Defizitgarantien über den Bau eines Hallenbades bis hin zu Quartiermassnahmen fanden sich unzählige Vorschläge darunter, die vor allem eines zeigten: Das Geld sollte weniger an fixe Institutionen gehen denn an Projekte. Vor allem der Jugendkulturbereich wurde wie schon erwähnt sehr häufig genannt. Ebenso oft wurde allerdings für Steuersenkungen plädiert oder für die Entlastung des Budgets.

Natürlich gab es auch Spassvögel darunter, die das Geld gerne aufs eigene Konto ausbezahlen wollten. Oder es für den Geheimdienst einsetzen oder für Freibier. Und wo kann man sich sowas wünschen, wenn nicht in einem Spiel?

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Falls Sie nun auch noch gerne das Kulturbudget verteilen möchten, bitte sehr, es ist immer noch möglich. Folgen Sie einfach diesem Link.

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