Elektronische Musik ist nicht zwingend DJ- und Clubmusik. So sieht es Simon Wunderlin, der einmal im Monat in der Kaschemme eine elektronische Jamsession mit unterschiedlichen Musikern veranstaltet. Heute Abend ist Poetry-Slam-Experte Laurin Buser mit von der Partie.
Simon Wunderlin ist freischaffender Schlagzeuger und Veranstalter der neuen Partyreihe BPM Generation in der Kaschemme. Wunderlin erwartet mehr von der elektronischen Musik, als das, was man normalerweise in Clubs erlebt. An der elektronischen Musik fasziniert ihn, dass «durch die Verschiebung und Veränderung der Parameter und Paradigmen eine sehr lebendige Musik entsteht, die unseren Zeitgeist reflektiert». Vor seiner Party in der Kaschemme mit Gastmusiker Laurin Buser erzählt Wunderlin, worin für ihn der Reiz an live gespielter elektronischer Musik liegt.
Warum BPM Generation? Woher kommt die Idee zur Event-Reihe?
Viele Musiker beklagen sich gegenwärtig über die wenigen Auftrittsmöglichkeiten. Als freischaffender Musiker betrifft das auch mich. Ich habe mich lange gefragt: Was will ein Musiker mit seiner Kreativität und seinem musikalischen Ausdruck bewirken? Daraus resultierte für mich eine radikale Kursänderung. Ich wollte mit unterschiedlichsten Musikern live elektronische Musik spielen, merkte aber, dass es dafür nicht wirklich eine Plattform gibt. Diese haben wir nun in der Kaschemme gefunden. Einmal im Monat findet jetzt die Party BPM Generation mit verschiedenen Künstlern und Musikern statt, die wir dazu einladen.
«Man erlebt, wie elektronische Musik in Echtzeit entsteht, mit richtigen Instrumenten, mit Herzblut und Schweiss.»
Was kann man an euren Abenden erleben?
Man erlebt, wie elektronische Musik in Echtzeit entsteht, mit richtigen Instrumenten, mit Herzblut und Schweiss. Das birgt einen grossen unberechenbaren Faktor – denn wir Menschen kennen mehr als nur die binäre Sprache. Nicht wie ein Computer. Das ist auch der Reiz an BPM, dass man nicht weiss, wie die Musiker auf das eben gespielte reagieren.
Was unterscheidet euren Event von anderen Electronica-Partys?
Es ist eine Art Jamsession des 21. Jahrhunderts. Der Unterschied ist, dass sich Leute aus der Basler Elektro- und Kunstszene treffen, um zusammen die Möglichkeiten zu erörtern wie man elektronische Musik live spielen kann – mit analogen, digitalen und akustischen Instrumenten (Gitarre, E-Bass, Saxofon etc). Es ist also nicht ein DJ der ein Set auflegt, sondern das Set entsteht aus dem Kollektiv der eingeladenen Musiker.
Wo setzt ihr Stilgrenzen?
Die Musik hat keinen kommerziellen Hintergedanken. Solange es elektronisch und niveauvoll bleibt, gibt es keine Grenzen. Wichtig ist, dass Kreativität, Ausdruck und künstlerische Freiheit im Vordergrund stehen, und dass es tanzbare Musik bleibt. Dass man das richtige Mass dieser verschiedenen Bereiche im Kollektiv findet, betrachte ich als Abenteuer. Vielleicht beginnen wir mit House, vielleicht auch mit HipHop oder Techno und hoffentlich begegnen wir genialer, elektronischer Musik, die so noch nicht als Stil definiert wurde.
Elektronische Musik ist heute omnipräsent – sogar in den kommerziellen Charts. Gibt es so was wie alternative elektronische Musik? Und wo findet die ausserhalb von Clubs statt?
Die Szene für alternative elektronische Musik ist gross, auch dank dem Internet. Da passieren die spannendsten Dinge. Spontan fällt mir da auch ein Festival ein: das UHU Festival, das von Baslern organisiert wird. Die Veranstalter haben in Davos ein ganzes Hotel für ihre Gäste gemietet und zwei Floors für alternative elektronische Musik eingerichtet. Die spannenden Dinge passieren quasi hinter dem Vorhang. Man muss abtauchen, um auch die Details zu sehen und zu hören.
Laurin Buser tritt bei euch auf. Was wird seine Rolle in dieser Jamsession sein?
Laurin Buser habe ich eingeladen, weil ich seine Bühnenpräsenz toll finde. Ich denke, seine Rolle wird sich nicht unbedingt von dem unterscheiden, was er auch sonst mit seiner Band macht.
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BPM Generation, 29. November, 21 Uhr, Kaschemme.