Bühne frei für das Basler Picasso-Wunder

Das Kunstmuseum Basel erinnert mit einer kleinen Sonderausstellung an das Basler Picasso-Wunder vor 51 Jahren. Und wirft darüber hinaus einen allgemeinen Blick auf die Verbindungskette von Kunst, Geld und Museum.

Die Skizze zum Jahrhundertwerk «Les Demoiselles d’Avignon» braucht Lichtschutz.

Schon wieder eine Picasso-Ausstellung im Kunstmuseum Basel, könnte man sich fragen. 2013 zeigte das Haus Bezug nehmend auf das legendäre Picasso-Wunder von 1967 unter dem Titel «Die Picassos sind da» eine breite und eindrückliche Retrospektive ausschliesslich mit Werken aus Basler Sammlungen.

Und jetzt lässt das Kunstmuseum erneut eine Picasso-Schau folgen, die sich auf den gefeierten Ankauf der zwei Picasso-Frühwerke und die damit zusammenhängende Schenkung von fünf weiteren kapitalen Werken beruft.

Sieben Bilder

Der Titel der Ausstellung «Kunst. Geld. Museum» weist aber darauf hin, dass es um mehr geht als nur darum, die Vorzeigewerke aus der Dauerausstellung temporär umzuhängen. Inhaltlich im Zentrum stehen natürlich die sieben berühmten Bilder: die beiden geretteten Meisterwerke «Les deux frères» und «Arlequin assis», dann die vier Schenkungen von Picasso sowie das Supplement, das die Kunstmäzenin «Maja Sacher» draufgelegt hatte. Aber: Die berühmten Bilder sind in den fünf Ausstellungsräumen im Erdgeschoss relativ unauffällig gehängt. Man muss sie beinahe suchen.

Das Darum-herum war den Ausstellungsmachern, der Kuratorin Eva Reichert und dem Ausstellungsmacher Christoph Stratenwerth, ebenso wichtig wie die Originalwerke. Hier erzählt das Museum in originell aufgemachten (Erklärbär-)Videos, grossformatigen Fotos von Kurt Wyss und vielen Dokumenten und Zeitungsausschnitten die Geschichte nach:

  • wie die Geldnot nach dem Konkurs der Globe Air die Sammlerfamilie Staechelin zum Verkauf der beiden Werke zwang,
  • wie der Grosse Rat einen Kredit bewilligte, über den die Basler wegen eines Referendums abstimmen mussten,
  • wie eine breite Bürgerinitiative zu einem weltweit beachteten Picasso-Boom führte und
  • wie die nachfolgenden Schenkungen die ganze Geschichte zur Legende werden liessen.

Da ist unter anderem zu sehen, dass sich damals sogar der Kanton Basel-Landschaft (80’000 Franken) und die Stadt Zürich (26’000 Franken) an den Ankaufskosten von 8,2 Millionen Franken beteiligt hatten. Da ist nachzulesen, wie engagiert damals in den Zeitungsspalten über den Picasso-Ankauf debattiert wurde. Und es ist zu erfahren, wie die Mäzenin Maja Sacher eines Tages unangemeldet mit einem Meisterwerk des Kubismus unter dem Arm ins Museum einmarschierte und dieses mit den Worten «das ist für euch» dem damaligen Kunstmuseumsdirektor Franz Meyer in die Hand drückte.

Die beiden geretteten Schlüsselwerke von Picasso: «Les deux frères» und «Arlequin assis».

Die Ausstellung geht noch einen Schritt weiter und wirft einen Blick auf die Sammlungspraxis des Museums, auf die Frage des finanziellen und identifikativen Wertes von Kunst sowie auf die Beziehung des international renommierten Museums zur lokalen Kunstszene, die sich 1967 ebenfalls sehr für den Ankauf engagiert hatte – aber auch mehr Mittel für das aktuelle Kunstschaffen in Basel forderte.

Alles in allem ist es also weniger eine Kunstausstellung im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr eine interessante Lehrstunde über die Sammlungs- und Basler Kulturgeschichte, die weit über die Mauern des Museums hinausreichen.

Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein knüpft damit an die parallel laufende, sehenswerte Ausstellung «Basel Short Stories» an, die ebenfalls über den Rahmen der Kunstwerke hinausschaut.

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