Countdown: Galerist Franz Mäder sagt Adieu

30 Jahre Galeriebetrieb sind genug, sagt Franz Mäder und pensioniert sich. Allerdings gibt er seinem Publikum und seinen Künstlern ein paar Monate, um sich zu verabschieden.

So kennt man Franz Mäder: Draussen vor seiner Galerie, immer zu einem Schwatz bereit.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

30 Jahre Galeriebetrieb sind genug, sagt Franz Mäder und pensioniert sich. Allerdings gibt er seinem Publikum und seinen Künstlern ein paar Monate, um sich zu verabschieden.



Sieben, sechs, fünf, vier, drei...

Sieben, sechs, fünf, vier, drei…

Sieben nummerierte Flaschen auf der Einladungskarte führen manchen in die Irre: Ist Galerist Franz Mäder in den Weinhandel eingestiegen? Nein, ist er nicht. Er feiert. Oder besser: Er freut sich aufs Feiern. Denn wenn die letzte Flasche leer beziehungsweise von der Karte verschwunden ist, dann fällt die Tür zu seiner Galerie zum letzten Mal ins Schloss. Am 19. März 2017 wird es so weit sein. 

«Wie ein bekannter Fussballtrainer sag ich dann: Flasche leer, ich habe fertig», sagt Franz Mäder. Und er lacht sein typisches Lachen, das tief aus seinem Körper zu kommen scheint. Solche Sprüche, die mag er gerne. «Ich hätte noch einige auf Lager.» Das Lachen erhält einen schelmischen Unterton.



So kennt man Franz Mäder: Draussen vor seiner Galerie, immer zu einem Schwatz bereit.

So kennt man Franz Mäder: Draussen vor seiner Galerie, immer zu einem Schwatz bereit. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Auf den Tag genau 30 Jahre Galeristendasein wird er an den Nagel hängen: Am 19. März 1987 hat er seine erste Ausstellung eröffnet mit Werken von Paul Louis Meier – mit demselben Künstler wird er im Frühling 2017 aufhören. Eine lange Zeit liegt dazwischen. Und auch wenn er seine Arbeit in den letzten Jahren ziemlich im Stillen tat, so kann man sich kaum erinnern, dass man je zu seiner Galerie gekommen wäre und er hätte nicht davor gestanden oder gesessen, in ein Gespräch mit Bekannten, Nachbarn, Kunden oder Künstlern vertieft.

Zu jung, um in der Galerie alt zu werden

Jetzt geht er in Pension. «Und wieso soll ich das nun nicht geniessen?», sagt er und spielt damit darauf an, dass viele Galeristen übers Rentenalter hinaus arbeiten, sei es, weil sie ohne Pensionskasse zu wenig Einkommen haben, sei es, weil sie ihren Job einfach nicht aufgeben wollen.

Anders Mäder: «Ich arbeite, seit ich 15 Jahre alt bin.» Jetzt wird er 65. Er sei nie länger als vier Wochen weg gewesen in der ganzen Zeit. Und darum will er im kommenden Frühling genau das tun: Wegfahren. «Ich bin zu jung, um in der Galerie alt zu werden.»

«Ich weiss ja nicht, ob ich wirklich gar nichts tun kann.»

«Drei Monate Südfrankreich», sagt er und lehnt sich mit einem tiefen Seufzer in seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück. Beim Mont Ventoux hat er ein Haus mieten können, «mit viel Himmel darüber». Dort wird er sich in einen Liegestuhl setzen und einfach nichts tun. Allerhöchstens ein bisschen darüber nachdenken, was er denn machen könnte, wenn er wieder zurück ist.

«Ich weiss ja nicht, ob ich wirklich gar nichts tun kann», sagt er. «Ich habs noch nie versucht!» Wir schätzen mal, es wird ihm schwerfallen, umtriebig, wie er immer war. Allerdings hat er ein noch ferneres Ziel, das er irgendwann erreichen will: «Das Nordkap. Ist schon lange ein Traum von mir.»

Was er zunächst allerdings sicher machen muss, wenn er aus Südfrankreich zurückkommt, ist aufräumen. «Richtig aufräumen», korrigiert er sich. «Ich habe so viel produziert in all den Jahren: Druckgrafiken, Bücher, Editionen … Mit dem, was das gekostet hat, hätte ich ein zweites Haus kaufen können!» So hat sich viel angesammelt, das durchgesehen werden will.

Ab in den Hintergrund

279 Ausstellungen hat Franz Mäder ausserdem ausgerichtet. Wenn es ging, blieben die Künstler und Künstlerinnen ihm über viele Jahre treu – und umgekehrt. «Ich wollte mit den Künstlern zusammen was erreichen», sagt der Galerist, das habe er unter seinem Job verstanden.

Für ein paar davon will er deshalb auch in Zukunft die Verantwortung tragen, ihnen Ausstellungen vermitteln oder «vielleicht auch selber welche kuratieren». Einfach nicht mehr in eigenen Räumen. Er wolle auch nicht mehr selber so in der Öffentlichkeit stehen, lieber will er in den Hintergrund treten.

Doch das ist Zukunftsmusik. Vorher gibt er noch einmal so richtig Vollgas. «Ich will, dass die letzten sechs Ausstellungen die besten sind.» Das habe er auch den Künstlern und Künstlerinnen gesagt, «sie sollen sich Mühe geben!» Ein Schlussbouquet soll es werden, etwas, das man vermisst. Wie guten Wein eben, wenn der letzte Tropfen getrunken ist.




…und tschüss!

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Galerie Mäder, «Paul Suter», noch bis 2. Juli 2016; danach Sommerpause, dann eine Ausstellung mit Werken von Stephanie Grob (19. August bis 17. September 2016).

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