Mehrere Jahre zog das Artstübli von Ort zu Ort. Nun wird die Plattform für urbane Kunst wieder sesshaft: in der Markthalle Basel.
Ein leerer Raum am Steinentorberg, die Fenster sind noch mit Plastikfolie verklebt, ein einsamer Bürotisch mit Computer mittendrin. Daran sitzt Philipp Brogli. An der Wand lehnen verpackte Bilderrahmen, vereinzelt kann mal schon etwas Kunst erahnen und damit auch, was in diesem Raum entsteht: Ein Ausstellungs- und Projektraum. Der Name: Artstübli.
Philipp Brogli ist der Gründer und Leiter des Artstübli, einer Plattform für urbane Schweizer Kunst und Kultur von Graffiti bis Street Art. Neu ist es nicht, es existiert seit 2004 und setzt sich laut eigenen Informationen dafür ein, «die urbane Kunstszene in diversen Alternativ-Locations in Basel zu fördern und einen lebendigen Austausch zu pflegen». Ein paar Jahre lang geschah das unter anderem hinter dem Bahnhof in einem alten Schuppen, wo Brogli ein veritables «Stübli» eingerichtet hatte. Doch Ende 2010 war Schluss mit der Zwischennutzung, und das Artstübli stand ohne Raum da.
Warten lohnte sich
Bis jetzt. Ende April unterzeichnete Brogli einen Fünfjahresvertrag für den 124 Quadratmeter grossen Raum mit Fensterfront am Steinentorberg, an der Seite der Basler Markthalle. Ein Glücksfall, nennt Brogli dies – allerdings ein hart erkämpfter. «Ursprünglich hatte ich einen Raum auf der anderen Seite der Markthalle im Auge», sagt er: «Doch den konnte jemand anders ergattern, und man bot mir stattdessen diesen hier an – allerdings war damals noch der alte Mieter drin, ein Antiquitätenhändler.»
Doch Brogli blieb mit dem Vermieter in Kontakt, und nach monatelangem Warten hat es doch noch geklappt: Der Antiquitätenladen ist ausgezogen, die Wände sind frisch gestrichen, der Boden poliert.
Noch sieht es hier aus wie in einem beliebigen Galerie- oder Büroraum. «Die Atmosphäre fehlt noch komplett», gibt Brogli zu, «doch das wird sich ändern. Die Leute, die uns bereits kennen, sollen sich hier wieder wohlfühlen.» Er wolle hier keineswegs eine Galerie einrichten, betont er.
Er plane zwar bis zu sechs Ausstellungen im Jahr, doch die Räume sollen auch sonst genutzt werden. «Das Artstübli ist als Austauschplattform und Treffpunkt gedacht.» Deshalb werde es neben seinem Bürotisch eine Lounge geben, in der man sitzen kann und vielleicht in einer Zeitschrift oder in einem Buch lesen. Ein grosser Tisch ist zudem ebenfalls angedacht, fürs Essen und das gemütliche Beisammensein. Die Kunst liegt dem Konzept zugrunde und gibt dem ganzen einen Rahmen.
«Unser Konzept setzt sehr stark auf Offenheit»
Netzwerken ist das Stichwort, wenn es ums Artstübli geht. Und in den zehn Jahren des Bestehens ist dieses Netzwerk auch beträchtlich angewachsen. Mit dem Einzug in die Markthalle knüpft man nun an ein weiteres Netz an, und das trägt bereits Früchte: Das Mobiliar kommt aus dem Vintage Möbel-Laden Salzberg in der Halle oben, und ein ebenfalls in der Markthalle ansässiger Caterer soll für die Verpflegung an Events sorgen.
«Das ist mir sehr wichtig, diese Anbindung an den Ort», sagt Brogli, «Synergien zu nutzen». Dazu sei das Artstübli ja da, um Kontakte zu pflegen. In einer ersten Phase kann man das Artstübli deshalb auch mieten – sofern der Anlass zur Idee des Ortes passt. Zudem sollen Künstler hier selber Projekte realisieren können. «Unser Konzept setzt sehr stark auf Offenheit.»
Vieles müsse aber erst noch wachsen, erklärt Brogli weiter, und es brauche noch viel Arbeit. So kommt es auch, dass ein anderes Projekt, das das Artstübli seit ein paar Jahren organisierte, ein Zwangspause machen muss: Die «Artyou», eine Ausstellungsplattform, die seit 2010 im Ackermannshof stattgefunden hatte, wird vorerst ausgesetzt. «Vielleicht geht sie künftig auch gänzlich in diesem neuen Raum auf», sagt Brogli.
Zuerst kann sich das Publikum nun während der Woche der Art Basel mit dem neuen Raum vertraut machen: Vom 16. bis 22. Juni zeigt das Artstübli Siebdrucke und Fine Art-Prints verschiedenster Künstler, darunter Vhils, Etam Cru, Ben Frost, Tilt und Smash137. Geöffnet ist jeweils von 14 bis 22 Uhr.