Das Basler Erfolgsmodell «Sofalesung» expandiert

Vor einem Jahr startete das Basler Literaturhaus das Projekt Sofalesung. Weg von sterilen Sälen, näher zum Publikum, und zwar sehr nahe. Genauer gesagt, bis zu den Zuhörern nach Hause. Jetzt bestehen Expansionspläne.

Buchlesungen direkt beim Publikum daheim: Bei den Sofalesungen eröffnen sich neue Formen des Kunstdialogs.

(Bild: Ben Koechlin)

Vor einem Jahr startete das Basler Literaturhaus das Projekt Sofalesung. Weg von sterilen Sälen, näher zum Publikum, und zwar sehr nahe. Genauer gesagt, bis zu den Zuhörern nach Hause. Jetzt bestehen Expansionspläne.

Erst ein Jahr ist es her, seit das Literaturhaus Basel sein Pilotprojekt «Sofalesungen» startete, da wird das Konzept bereits von der Kulturförderin Migros entdeckt. Diese möchte nun in Zusammenarbeit mit anderen Literaturhäusern mit der Lesungsreihe in Wohnzimmer in der ganzen Schweiz expandieren. Schon bald könnte es heissen: «Heute Abend ganz in Ihrer Nähe: Lukas Bärfuss liest im intimen Rahmen aus seinem Roman.» Das «in Ihrer Nähe» ist hier wörtlich zu nehmen, dies könnte nämlich in Ihrem Wohnzimmer stattfinden.

Weg vom Mief

Immer in denselben muffigen Sälen mit unpersönlicher Atmosphäre den auf einem Sockel platzierten Autorinnen und Autoren zuhören? Sich durch die Distanz zur Bühne von einer anschliessenden Diskussion abbringen lassen? Klingt nicht besonders prickelnd, haben sich die jüngeren Mitarbeiter des Literaturhaus Basels gedacht, als sie die Sofalesungen ins Leben riefen. 

Nun kann man bei Freunden in der guten Stube sitzen und einem Schriftsteller beim Vorlesen zuhören, bei einem Bier mit anschliessenden Häppchen. Das Gespräch nach der Lesung findet in familiärem Rahmen und auf Augenhöhe statt. Ein sympathischer Weg, Distanz abzubauen und andere Buchliebhaber kennenzulernen.

Die Wohnzimmerlesungen sind Veranstaltungen nicht bloss für den Leser, sondern auch gleich beim Leser – das ist in aller Kürze die Beschreibung des Konzepts hinter der Sonderreihe. 2014 fanden die Sofalesungen zum ersten Mal statt, schon damals in jeweils voller Stube und sehr erfolgreich.

Pioniergeist zahlt sich aus

Wohl darum ist auch die Migros auf die Buchlesungen im intimen Rahmen aufmerksam geworden und als Kulturförderin mit einem Unterstützungsangebot auf das Literaturhaus Basel zugekommen. Gemeinsam mit den Literaturhäusern Lenzburg, Zentralschweiz und Zürich wollen sie die Menschen weg von ihren Laptops und Tablets zurück zum Buch locken.

Von allfälliger Konkurrenz kann keine Rede sein, das Literaturhaus Basel und die Stiftung Migros Kulturprozent arbeiten Hand in Hand an der Verliterarisierung der Schweiz. Zunächst sollen Zürich, Lenzburg und die Innerschweiz erschlossen werden, für Bern wird noch nach einem Partner gesucht, da es in der Stadt kein Literaturhaus gibt. Ab 2017 ist der Schritt in die Romandie geplant. 

Für die aktuelle Saison stehen die Autoren für die ersten drei Abende bereits fest: Regula Wenger, Adrian Witschi und Matthias Nawrat. Die Veranstaltungsreihe kommt gerade zur rechten Zeit: Jetzt, wo es draussen kalt und ungemütlich wird, wärmen angeregte Diskussionen in heimeliger Atmosphäre das Herz genauso sehr wie der Glühwein an der Herbstmesse oder dem Weihnachtsmarkt.

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Die erste Sofalesung dieser Saison: Sonntag, 1. November, 19:00 Uhr, in einer WG im Kleinbasel. Regula Wenger liest aus «Leo war mein erster». Anmeldemöglichkeit und weitere Informationen finden Sie hier!

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