Das Filmfest Bildrausch wird eröffnet

Die dritte Ausgabe des Bildrausch-Festivals bringt Filme nach Basel, die an grossen europäischen Festivals zu entdecken waren.

Klar erkennbar: die Ästhetik von Edward Hopper in «Shirley – Visions of Reality». (Bild: Jerzy Palacz)

Die dritte Ausgabe des Bildrausch-Festivals bringt Filme nach Basel, die an grossen europäischen Festivals zu entdecken waren.

Greifen wir drei Filme aus dem «Bildrausch»-Wettbewerbsprogramm heraus. In «Shirley – Visions of Reality» lässt Gustav Deutsch die akribisch kühlen «Visionen der Wirklichkeit» von Edward Hopper zu Wort kommen. Mit kleinen Griffen in die Licht- und Ton-Zauberkiste verwandelt Deutsch die Stille und Lichtflut Hoppers in bewegte Episoden.

Wer «Kolka Cool» beim vergangenen Theaterfestival verpasst hat, kann die Schwarz-Weiss-Studie des Letten Juris Poskus jetzt im Stadtkino sehen. In hautnahen Bildern fängt er den Stillstand am Rande der Gesellschaft ein: Jugendliche zwischen Geldnot, Arbeitslosigkeit und Alkoholrausch kreisen in einem Fischerdorf um die Sinnfrage.

Auf keinen Fall verpassen sollte man «Harmony Lessons» des Kasachen Emir Baigazin (Silberner Bär der Berlinale). Er baut in seiner grandios fotografierten Zurichtung eines Jungen zwischen Drill und Mobbing ein gerissenes Spannungsgeflecht auf, das uns Bild für Bild immer mehr fesselt, ehe es uns zum Schluss mit einer überraschenden Lösung entlässt.

Zwei lebende Legenden

Ein weiteres Schwergewicht bilden im breit gefächerten Autorenfilm-Programm zwei lebende Legenden: Der georgische Regisseur Marlen Chuciev ist einer der Gros­sen der sowjetischen «Tauwetterzeit». Die zweite Hommage ist dem Regisseur Amir Naderi zugeeignet, der ebenfalls für einen wuchtigen cineastischen Aufbruch steht: Er hat den iranischen Film vor und nach der Revolution geprägt und lebt heute im Exil.

Wer sich nach so viel Kunstfilm doch noch etwas Unterhaltung gönnen möchte, kann mit «Les Revenants» die französische Mistery-TV-Serie auf der grossen Leinwand geniessen. Sie wird in einem Atemzug mit David Lynchs «Twin Peaks» genannt. Oder Sie kommen einfach mit einem der vielen anwesenden Künstler zwischen Stadtkino und Atelier ins Gespräch.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.05.13

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