Das Gellert bekommt ein Kino

An der Grellingerstrasse wird nun dem Kinosterben getrotzt: Sandro Mazzoni hat dort das «B-Movie» in Eigenregie auf die Beine gestellt. In seinem Kinosaal werden Filme gezeigt, die man sonst nirgends zu sehen bekommt.

Der Mann mit der Leidenschaft «Kino»: Sandro Mazzoni (Bild: Livio Marc Stoeckli)

An der Grellingerstrasse wird nun dem Kinosterben getrotzt: Sandro Mazzoni hat dort das «B-Movie» in Eigenregie auf die Beine gestellt. In seinem Kinosaal werden Filme gezeigt, die man sonst nirgends zu sehen bekommt.

Der schlichte Nebeneingang des Mehrfamilienhauses an der Grellingerstrasse 41 lässt zunächst nicht erahnen, was sich dahinter verbirgt. Beim Eintreten in die ehemalige Sanitärfirma bietet sich jedoch ein spektakuläres Bild: Eine Rampe führt zu einem waschechten Kinosaal mit roten Vorhängen und gemütlichen Sesseln. Mitten im Wohnquartier Gellert bietet das versteckte kleine Lichtspielhaus Platz für 35 Zuschauer.

Hinter der professionellen Ausstattung steckt jemand, für den das Kino seit jeher eine Leidenschaft ist: Sandro Mazzoni hat den Saal auf eigene Faust eingerichtet. Wenn der gelernte Feinmechaniker nicht gerade in der Werkstatt steht, legt er im Stadtkino die Filme auf. Früher arbeitete Mazzoni auch als Operateur im Kino Rex. Zudem war er der Kopf hinter dem «Filmpalast» beim Birseckerhof. Von dort hat er noch einen Grossteil des Materials wie etwa die Projektoren. Auch die dunkelblauen Kinosessel, die er ursprünglich beim Umbau des Plaza ergattern konnte, kamen schon dort zum Einsatz.

Ein Kino für Horror-, Sci-Fi- und Fantasyfans

Das Programm im neuen Kleinkino «B-Movie» soll eine Lücke füllen: «Viele Filme, die ich an den Festivals sehe und mich begeistern, kommen hier leider nie ins Kino», bedauert der 43-jährige Cineast. Daher wollte er hier Abhilfe schaffen, insbesondere für Genres, die von den etablierten Kinos selten bedient werden: Science-Fiction, Fantasy und Horror gehören zu seinen Domänen.

In seiner Auswahl befinden sich auch bekannte Namen: Kürzlich zeigte Mazzoni etwa die Horrorkomödie «Las brujas de Zugarramurdi» vom eigenwilligen spanischen Regisseur Álex de la Iglesia. Auch der Zombie-Thriller «The Returned» konnte exklusiv im Gellert gesehen werden. «Für solche Filme gibt es in der Schweiz einfach keinen Verleih», erklärt Sandro Mazzoni, der die meisten Streifen bei deutschen Anbietern aufspürt. Daher zielt er bewusst auf die Marktnischen: «Ich nehme mir diesen Vorteil und probiere gar nicht erst, an Filme zu kommen, die man eh schon überall sieht.»

«Um die Filmpiraterie wird ein zu grosses Tamtam gemacht.»


«B-Movie»-Betreiber Sandro Mazzoni

Bekanntlich hat in Basel in den letzten Jahren das Kinosterben grassiert: Namen wie Scala, Movie, Hollywood, Royal und Eldorado sind mittlerweile Geschichte. Sandro Mazzoni macht das aber wenig Sorgen – im Gegenteil: Mit dem «B-Movie» möchte er einen Beitrag gegen die Film-Monokultur leisten. Auch die Konkurrenz aus dem Internet findet er überbewertet: «Um die Filmpiraterie wird ein zu grosses Tamtam gemacht», findet Mazzoni. Eher noch sieht er darin einen Verbündeten der kleinen Kinos: «Meine Erfahrung ist, dass die Leute Werbung machen, wenn sie den Film im Internet toll finden», meint er. Das sei ein nützlicher Effekt für die Planung seines Programms: «Wenn der Film nicht gefällt, spricht sich das ebenfalls rum.»

Der passionierte Cineast machte sich vor etwa sechs Jahren auf die Suche nach einer bezahlbaren Räumlichkeit. Mitten im Gellert, das nicht gerade bekannt ist für seine kulturellen Angebote, wurde er schliesslich fündig. Bis anhin nutzte er den Saal als eine Art Vereinslokal für Filmliebhaber. Seit dem Sommer dieses Jahres ist das Kino öffentlich zugänglich. Mazzoni ist sich bewusst, dass er mit seinem Hobby nicht reich wird. Sofern die Kosten für die Miete und der Filmverleih gedeckt werden können, ist er aber zufrieden – schliesslich kommt damit auch sein Flair für die Technik zum Zug: Das Restaurieren und Sammeln von alten Projektoren und Kameras war schon immer seine Leidenschaft.

Die ersten Projektoren gab es in der Jugend

Alles begann schon während der Jugendzeit mit einem Hobby-Fotolabor. Später begann er, mit Super-8- und 16-mm-Filmen zu experimentieren. Im «B-Movie» empfangen den Besucher bereits am Eingang die Perlen seiner Sammelwut: Alte Projektoren und Kameras sowie ein japanisches Science-Fiction-Plakat erwarten den Besucher. Auch Programmhefte aus dem Kino Eldorado der Zwanzigerjahre und eine Jukebox sind dort zu sehen.

Weshalb aber hat der Betreiber sein Kino nach der Bezeichnung für die zweitklassigen Streifen benannt? Das hat verschiedene Gründe, wie Sandro Mazzoni erklärt. Einerseits lag es ganz einfach halt daran, dass er einen freien Namen für die Homepage finden musste. Das B steht aber auch dafür, dass es sich um das zweite von ihm aufgebaute Kino handelt. Drittens hat es es auch mit den gezeigten Streifen zu tun, was aber in seinen Augen nur bedingt stimmt: «Die Klassiker von heute sind oft die B-Movies von damals.»

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B-Movie, Grellingerstrasse 41, 4052 Basel. Zurzeit läuft «The Returned», um 20.30 Uhr am 18./19. und 20. September.

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