100 Fotografien, eingeätzt auf einen Datenträger, sollen bald die Erde umkreisen. Und Aliens allfällig Rückschlüsse auf die Erde ermöglichen. So zumindest hätte es Projektinitiant und Künstler Trevor Paglen gerne.
Welche Spuren wollen wir im All hinterlassen? Nichts als Abfall, Satellitenschrott, Raketenteile? Oder etwas, das für allfällige Ausserirdische Rückschlüsse auf unsere Welt zulässt? US-Künstler Trevor Paglen hat sich diese Fragen gestellt und in der Folge für sein Projekt «The Last Pictures» 100 Fotografien von weltweit tätigen Fotografen ausgewählt, die seiner Meinung nach stellvertretend für unsere Spezies und ihre Errungenschaften stehen. Diese Fotos, allesamt schwarz-weiss, sollen bis in alle Ewigkeit auf einem Datenträger die Erde umkreisen – oder zumindest solange, bis ein Alien sie findet. «Höhlenmalerei für die Zukunft», sagt Paglen dazu.
Dass jeder, der für solch ein Projekt Bilder aussucht, 100 andere Bilder finden würde, stört Paglen nicht im geringsten. Er gibt zu, dass seine Auswahl äusserst subjektiv ist. Und konzentrierte sich fortan auf andere, mindestens ebenso wichtige Fragen. Wie etwa jene, wie man Fotografien für die Ewigkeit haltbar macht. Oder, wie man sie in die Erdumlaufbahn schiesst. Dafür suchte er die richtigen Menschen aus der Wissenschaft zusammen, und nun, nach jahrelanger Planung, ist es soweit: Die Fotos werden ins All katapultiert.
Zwei Versuche sind bereits gescheitert, den Kommunikationssatelliten EchoStar XVI auf dem Rücken einer Rakete abzuschiessen. Am Dienstag, den 20. November, soll nun der Launch in Kasachstan klappen. Dann soll die Disc mit den Fotos auf unbestimmte Zeit die Erde umkreisen, die Bilder, die uns Stürme zeigen, Bäume, Gletscher, Menschen, ein Theater oder die Erde vom Weltraum aus gesehen. Auch von einem Basler ist eine Fotografie dabei: Roland Schmid hat 1999 in Vietnam zwei Kinder mit schweren, durch Agent Orange verursachten Missbildungen fotografiert – ein gutes Beispiel dafür, dass bei dieser sehr subjektiven Auswahl auch Bilder zum Zuge kamen, an die nicht jeder von uns beim Aufzählen der 100 relevantesten historischen Weltgeschehnisse gedacht hätte.