Das HillChill-Festival steht vor der Tür

Die minimalistische Wiesenfete hat sich zum professionellen Open-Air-Festival entwickelt. In seiner zwölften Ausgabe besticht es durch ein internationales Musikangebot.

Boys on pills hätten gerne einen Verkaufsschlager wie Nirvanas «Nevermind». Oder wie ist das Foto sonst zu deuten? (Bild: Simon Kuhn)

Die minimalistische Wiesenfete hat sich zum professionellen Open-Air-Festival entwickelt. In seiner zwölften Ausgabe besticht es durch ein internationales Musikangebot.

Vor elf Jahren reichten noch einige im Dreck aufgestellte Instrumente, Verstärker und ein Sonnenschirm gegen die Hitze völlig aus, um das erste HillChill-Festival im Sarasinpark in Riehen über die Bühne zu bringen. Heute ist das Open-Air in die mittleren Jahre gekommen. Dem anarchistischen Dilettantismus früherer Tage wird inzwischen ein beachtliches Aufgebot an Infrastruktur entgegengesetzt: ein abgesperrter Festivalbereich mit professioneller Bühne, Soundanlage, Merchandise-Stand (natürlich Tarzan!) und Rocksi-Bude. Zur kulinarischen Stärkung gibt es dieses Jahr indische Spezialitäten, selbstgemachte Pizza, Wurst und Bier, Bier, Bier! Und wer danach mal austreten muss, verrichtet seine Pinkelpause nicht mehr wie damals bei Nachbar im Busch, sondern kann sich entscheiden zwischen ToiToi-Toilette und WC-Wagen.

Durch die Jahre schraubte sich der Eintrittspreis von Null auf 25 CHF für zwei Tage. Dies hänge, so Mediensprecherin Sabine Rüegg, «mit dem Ausbau der Infrastruktur zusammen». Ausserdem wolle man den regionalen Bands eine Gage bieten, was «weder die BScene noch das Jugendkulturfestival von sich behaupten können.»

Vielfalt in Nationalität und Stil

Ach ja, Bands spielen an der zwölften Ausgabe des HillChill-Festivals auch noch. Das diesjährige Programm besticht durch seine europäische Vielfalt: Neben zahlreichen Basler Bands und solchen aus Bern und dem Aargau sind auch Acts aus Deutschland, Frankreich und Russland vertreten. Musikalisch bleibt das HillChill vorwiegend dem Rock verschrieben. Doch es hat auch Platz für Hip-Hop, Ska, Jazz, Singer-Songwriter und Electro. Boys on pills, die Mundartrapper mit Electrobeats auf dem Plattenteller geben am Freitag den Headliner. Am Samstag werden sie abgelöst von den Pionieren des French Touch 2.0-Genres, der Electro-House Formation Black Strobe.

Doch auch im Lounge-Bereich, wo die schlagzeuglosen Fraktionen auftreten, sind einige Perlen auszumachen. Allen voran GUZ, seines Zeichens verquerter Politbarde und Chefdenker bei den Aeronauten.

Längere Spielzeit olé

Die Organisatoren des HillChill-Festivals, der Verein Freunde des guten Tons, haben von der ruheverwöhnten Gemeinde Riehen, nachdem diese letztes Jahr die Spiellänge um eine Stunde gekürzt hatte, wieder eine Beschallungsbewilligung bis 24 Uhr bekommen. Damit kann das Festival mehr Acts buchen als letztes Jahr. Warum man denn nicht einfach das Festival um eine Stunde vorverlegt, liegt für Sabine Rüegg auf der Hand: «Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass bis 16 Uhr nur sehr wenige Besucher den Weg in den Sarasinpark finden, was zu sehr einsamen Gigs der ersten Band führte. Deshalb lassen wir die Acts lieber von 23 bis 24 Uhr als von 14 bis 16 Uhr spielen.»
Sofern also das Wetter endlich mal aufhört, die Heulsuse zu spielen, sind das beste Voraussetzungen für zwei Tage Festivalfeeling im kleinen, lauschigen Rahmen.

Alle Infos zum HillChill sind hier einsehbar.

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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 29.06.12

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