Bands die kaum jemand kennt, ein Ort mitten im Nichts und dennoch ist die Bad Bonn Kilbi jedes Jahr innert Stunden ausverkauft und über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Dieses Wochenende ging die 24. Ausgabe über die Bühne.
Wenn die Bad Bonn Kilbi ihren Vorverkauf startet, dann sitzen Musikliebhaber in der ganzen Schweiz und darüber hinaus vor ihren Bildschirmen. Noch rascher als die Kilbi sind nur die bekanntesten Festivals der Schweiz ausverkauft, obwohl hier am Schiffenensee die grossen Namen im Festivalprogramm mehrheitlich fehlen. Gleichwohl verwandelt sich das Areal rund um den Musikclub Bad Bonn Jahr für Jahr zum Mekka der alternativen Musikszene.
Um das Phänomen Bad Bonn Kilbi in Worte zu fassen, könnte man bei der Musik beginnen: Das Programm ist jedes Jahr eine wilde Mischung. Neben einigen Grössen der internationalen Independentszene glänzt das Festival mit vielen wenig bekannten Namen. Wer hierher kommt, muss Freude am Entdecken haben und offen sein für musikalische Experimente. Einem Genre lässt sich das Festival nicht zuordnen. Hypnotisierende Elektrowelten wie bei Dimlight treffen auf tropische Rythmen wie bei Meridian Brothers oder auf die Bläser bei den Fuzz-Folkern von Neutral Milk Hotel. Und auch die unverwüstlichen Monsters aus Bern kam dieses Jahr zu einem Auftritt.
Mitten im idyllischen Nirgendwo
Um die Anziehungskraft der Kilbi zu erklären, könnte man auch bei der Lage und der Landschaft beginnen: Das Festivalgelände liegt mitten im idyllischen Nirgendwo. Vom Bahnhof Düdingen ist es zu Fuss eine halbe Stunde, der Weg führt hinaus aus dem Industriegebiet über eine abfallende Ebene durch Rapsfelder bis an einen Waldrand. Dort liegt das Bad Bonn. Umgeben von Bäumen und Wiesen. Und versteckt hinter den Bäumen liegt ein Steinwurf entfernt der Schiffenensee. Ein idyllischeres Musikfestival als die Bad Bonn Kilbi gibt es kaum.
Und dann ist da noch diese familiäre Grösse. 2’000 Besucher liessen die Veranstalter in den vergangenen Jahren zum Festival, dieses Jahr sind es zweihundert mehr. Die Kapazitätsgrenze ist damit noch lange nicht erreicht. Doch das Festival weiss um seine Reize und gibt weniger Tickets in den Verkauf als möglich wären. Wer mit seinen Freunden hierher kommt, kann das Handy getrost zu Hause lassen. Das Areal ist so überschaubar, dass man sich kaum einmal aus den Augen verliert.
Und wer dann doch einmal an der Bar steht und nach seinen Liebsten Ausschau hält, bleibt kaum lange allein. Neue Bekanntschaften ergeben sich hier beim Bestellen eines Biers. Obwohl die Bands aus allen Kontinenten nach Düdingen kommen und auch das Publikum aus immer weiter entfernten Ecken anreist, das Festival hat seinen Charakter bewahrt. Ein wenig fühlt es sich hier an wie an einem grossen Fest, einer Kilbi eben.
Kleiner Club, grosse Namen
Am entscheidendsten aber ist das Bad Bonn, ohne das es keine Kilbi gäbe. 1991 übernahm ein gewisser Daniel Fontana den Landgasthof zwischen Düdingen und Schiffenensee und machte aus dem ehemaligen Kurort den «schweizweit vielleicht innovativsten Indieclub» (Woz). Wer den Weg unter dem Jahr in Angriff nimmt, trifft zwischen den Weizenfeldern auch dann auf internationale Grössen der Independentszene. Über 1500 Bands sind hier in den letzten 22 Jahren aufgetreten.
Darunter finden sich, neben lokalen Musikern, auch grosse Namen wie The Prodigy, Queens of the Stone Age, Ministry, Cat Power oder die vor kurzem aufgelösten Sonic Youth. Der Club ist die Voraussetzung für die Kilbi und dem musikalischen Riecher von Fontana und seinem Team ist es zu verdanken, dass hier immer wieder Bands auftreten, die kurz vor dem internationalen Durchbruch stehen. Und dann Jahre später wieder an diesen einmaligen Ort zurückkehren.
Der Ort, die Musik, die Macher und die Grösse – all das macht das Bad Bonn so einzigartig. Und wer einmal hier war, kommt immer wieder.
Die nächste Bad Bonn Kilbi findet am letzten Wochenende im Mai 2015 statt.