Donnerstagmorgen im Kunstmuseum Basel. Im Shop, in anderen Museen eine wichtige Einnahmequelle, herrscht gähnende Leere. Das liegt nicht am Angebot der Bücher und sonstigen Waren. Das Shop-Konzept wurde kürzlich erst überarbeitet. Aber von der Lage her ist alles beim Alten geblieben: der Shop versteckt vor den Publikumsströmen.
Diese Momentaufnahme ist sinnbildlich für die Lage des Kunstmuseums. Dem Leuchtturm der staatlichen Museen mangelt es nicht an Zuspruch: Im vergangenen Jahr wurde die anvisierte Besucherzahl von 300’000 um stattliche 11,5 Prozent übertroffen. Gleichzeitig steht das Haus aber finanziell ganz und gar nicht gut da.
Hohe Lohnkosten bei der Direktion
Der Aufwand von 27 Millionen Franken überstieg den budgetierten Betrag um 1,2 Millionen Franken oder 4,2 Prozent. Auf der anderen Seite lag der Ertrag von 9 Millionen um 2 Millionen Franken oder fast 19 Prozent unter dem budgetierten Wert.
Dennoch kann das Kunstmuseum mit einem Eigenfinanzierungsgrad von 33,6 Prozent nach wie vor einen vergleichsweise guten Wert ausweisen. «Die Budgetabweichung ist vor allem auf einen erhöhten Personalaufwand sowie Mindererträge im Shop und bei den Führungen zurückzuführen», schreibt die Bildungs- und Kulturkommission in ihrem Mitbericht zu den Ausführungen der Finanzkommission zur Staatsrechnung 2017.
Bei den Personalkosten wirkten sich laut Bericht auf der einen Seite höhere Lohnkosten bei der Direktion aus. Auf der anderen Seite erhöhte Arbeitspensen und viele Überstunden. Nicht wenige diese Überstunden stammen offensichtlich noch aus dem Vorjahr, als der Erweiterungsbau in Betrieb genommen wurde. Der Personalaufwand lag 1,5 Millionen Franken über dem budgetierten Wert. Detaillierte Zahlen werden hier nicht aufgeführt.
Die Mindereinnahmen aus dem Shop führt die Kommission in erster Linie auf die «unvorteilhafte Lage des Hauptshops» zurück. Daran wird auch die «strategische Ausrichtung von einem Buchladen zu einem Museumsshop» nichts ändern.
Weniger Mittel für Sonderausstellungen
Auch bei den Drittmitteln für Sonderausstellungen konnte das Museum die budgetierten Werte nicht erreichen. Budgetiert waren Einnahmen von rund 4,2 Millionen, tatsächlich generiert wurden 3,4 Millionen Franken. Das liegt aber nicht am mangelhaften Sammelerfolg, sondern an der Sparsamkeit des Museums, die sich hier buchhalterisch rächt. In den Worten der Kommission:
«Die Budgetreduktion resultiert vor allem aus den geringeren Ausgaben für Sach- und Betriebskosten bei den Sonder- und Wechselausstellungen und einer entsprechend reduzierten Verrechnung der Ausstellungskosten.»
Das bedeutet: Zielgerichtete Drittmittel für Ausstellungen kann das Museum beispielsweise nicht dazu verwenden, höhere Stromkosten zu begleichen, die in der Rechnung 2017 ebenfalls ins Gewicht fielen.
Wie die Kommission schreibt, habe das erste volle Betriebsjahr des erweiterten Kunstmuseums erst die grossen finanziellen und strukturellen Herausforderungen für das Haus offengelegt. Die Zukunft lasse sich nur mit «einer den Aufgaben und dem Programm angemessenen Finanzierung» bewältigen. Oder aber mit einer «Anpassung des Leistungsauftrags».
Zu diesem Schluss ist bekanntlich auch das verantwortliche Präsidialdepartement gelangt. So hat die Regierung dem Haus für das laufende Betriebsjahr 2018 einen Nothilfebeitrag von 925’000 Franken gewährt, um das Haus zumindest vorübergehend aus dem Strudel des strukturellen Defizits zu retten. Zusätzlich wurde das Haus einer Betriebsanalyse unterzogen.
Die Resultate dieser Analyse wurden für März 2018 in Aussicht gestellt, aber bis heute noch nicht geliefert, was die Kommission «mit Bedauern» zur Kenntnis nimmt.
Weiteres Warten auf die definitive Bauabrechnung
Der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel wurde im April 2016 eröffnet. Bis heute liegt aber noch keine definitive Bauabrechnung vor. Das liegt daran, dass bei der Eröffnung noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen waren und dass man sich im Falle weiterer Folgekosten noch in Verhandlungen mit Versicherungen befinde.
Laut Bericht der Finanzkommission geht das Bau- und Verkehrsdepartement von Gesamtkosten in der Höhe von 109 Millionen Franken aus. Bewilligt waren 100 Millionen. Rechnet man die aufgelaufene Teuerung und die Bundesbeiträge ab, bleibt eine Überschreitung des bewilligten Kredits von 3,6 Millionen Franken oder 3,5 Prozent.