Das sind die Highlights des Basler Jazzfrühlings

Die traditionelle Programm-PK des Basler Jazzfestivals fand für einmal im Volkshaus statt. Das passte zu den Ankündigungen: Im Frühjahr finden die meisten Off-Beat-Konzerte auf Kleinbasler Seite statt – mit lokalen Grössen und internationalen Stars.

Bringt den portugiesischen Fado nach Basel: Ana Moura. (Bild: zVg)

Die traditionelle Programm-PK des Basler Jazzfestivals fand für einmal im Basler Volkshaus statt. Das passte zu den Ankündigungen: Im Frühjahr finden viele Off-Beat-Konzerte auf Kleinbasler Seite statt. Lokale Grössen wie Spinnler oder Feigenwinter ergänzen die internationalen Stars wie Michel Camilo, Richard Galliano oder Ana Moura.

Ein symbolischer Akt: Die traditionelle Programm-Medienkonferenz des Basler Jazzfestivals fand für einmal nicht im Bird’s Eye Jazz Club statt, sondern auf der anderen Seite des Rheins, im Volkshaus. Nur wenige Schritte von der Grossbaustelle an der Utengasse entfernt, wo derzeit ein schweizweit einzigartiger Jazz-Campus entsteht. Dieser Entwicklung wird auch am Jazzfestival Rechnung getragen, wie Festivalchef Urs Blindenbacher und Jazzschul-Leiter Bernhard Ley am Donnerstag ausführten: Die Hochschule für Musik hat dem gebürtigen Argentinier, in den USA wohnhaften Guillermo Klein einen Kompositionsauftrag gegeben. Im Rahmen eines Artist in Residence-Aufenthalts im Jahr 2012 arbeitete er schon mit Basler Studierenden im Big Band-Format. Jetzt verwandelt er sozusagen den Bau des Jazzcampus in Musik, welche am 28. April mit dem Sinfonieorchester und einer Jazzsection im Volkshaus aufgeführt wird.

Damit spielt der Jazz schon vor der in den Spätsommer verschobenen Campus-Eröffnung eine tragende Rolle im Kleinbasel: Denn Festivalchef Urs Blindenbacher hat sich entschieden, nebst der Kaserne Basel und dem Gare du Nord auch im Volkshaus zahlreiche Konzerte durchzuführen. Eine Art Rückkehr, wie er sagte, genoss das Festival dort doch schon vor 13 Jahren Gastrecht. Er erinnerte sich daran, wie Lisette Spinnler im proppenvollen Unionsaal sang, damals noch Studentin. Mittlerweile ist sie Dozentin an der Basler Jazzhochschule und zu einer der meistbeachteten Stimmen im Schweizer Jazz aufgestiegen.

Bird’s Eye Jazz Club feiert
20-Jahr-Jubiläum im Freien

Was als Experiment begonnen hat, ist längst fester Bestandteil im Basler Club-Circuit geworden: der Bird’s Eye Jazz Club.
Stephan Kurmann gab bekannt, dass man die 20 Jahre feiern wolle – und zwar unter freiem Himmel. Der Club will zum Jubiläum nach draussen gehen, nicht zuletzt auch, um sich einem fremden Publikum bekannt zu machen. So wird das Bird’s Eye in diesem Sommer mehrere Pärke bespielen, von den Langen Erlen bis zum Kieswerk im benachbarten Weil am Rhein.

Spinnler, Feigenwinter und weitere lokale Acts

Am Jazzfestival wird Spinnler, die 2012 mit Christoph Stiefel im Duo zu sehen war, im Quintett auftreten: mit Jorge Rossi am Piano, Bänz Oester am Bass, Adrian Mears an der Posaune und Gregor Hilbe am Schlagzeug. «Wir kennen uns alle, aber die Fusion dieser fünf ist neu», sagte Spinnler bei der Medienkonferenz. Das Programm wird derzeit erarbeitet.

Spinnler ist nicht die einzige lokale Vertreterin am Jazzfestival 2014: Auch Pianist Hans Feigenwinter (der sein neues Trio-Projekt Zink auf die Bühne bringen wird), Saxofonist Alex Hendriksen oder Vein gehören zu den von Blindenbacher gern und regelmässig geladenen «Local Heroes».

Alte Bekannte und neue Programme 

Warum diese Wiederholungen? Die Frage kriegt der Festivalchef offenbar öfter zu hören, denn er ging gleich ungefragt darauf ein: «Wir wollen immer wieder die Musiker in neuen Projekten kennenlernen. Manche Namen im Programm mögen sich wiederholen, aber ich verstehe die neusten Produktionen dieser Musiker immer auch als Premiere», sagte Blindenbacher.

Man kennt diese Treue ja auch vom grössten Schweizer Jazzfestival, jenem in Montreux, wo einige Akteure quasi ein Auftrittsabo auf Lebenszeit haben: Carlos Santana, Nile Rodgers oder B.B. King, um nur einige zu nennen.

Bei Off Beat gehört der Akkordeonist Richard Galliano schon fast zum Inventar, ebenso die Gitarristen Bireli Lagrène und Wolfgang Muthspiel. Auch Renaud Garcia-Fons und Michel Camilo waren schon mehrmals in Basel zu hören.

Aber das Programm enthält auch Neues: Nicht nur in Sachen Lokalitäten (zum Comeback des Volkshauses kommt die erstmalige Bespielung der Dorfkirche Riehen hinzu), auch bei den Musikern. So wird etwa der französisch-libanesische Bandleader und Trompeter Ibrahim Maalouf Basel mit einem Gastspiel in der Kaserne beehren. In Frankreich räumt er derzeit mit seinem Orientalfunk ab, hat das Pariser Olympia gleich zweimal ausverkauft. In der Romandie begeisterte er 2012 mit seinem Auftritt am Paléo Festival in Nyon, wie dieser Videomitschnitt verdeutlicht.

Afrika wird durch Vieux Farka Touré vertreten, der lange Zeit im Schatten seines Vaters Ali Farka Touré stand. Spätestens seit er 2010 an der Fussball-Weltmeisterschaft beim Eröffnungskonzert mitwirken konnte, ist aber auch er selber einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Apropos Fussball-WM: Im Jahr, in dem alles nach Brasilien schaut, wollte Blindenbacher auch einen Funken Samba und Bossa nach Basel bringen. Das ist ihm nur zum Teil geglückt, wie er offenbarte: João Bosco hat sich gegen den Abstecher in die Schweiz entschieden, immerhin wird mit Hermeto Pascoal eine brasilianische Legende auf der Bühne stehen. Hier eine abgefahrene Archivaufnahme aus dem Jahr 1979, als er in Montreux scattete und sein Keyboard traktierte:

 

Brasilianische Musik wird auch im Kino erlebbar sein: Erneut kooperiert man mit den kult.kinos, welche heuer in Matinée-Vorführungen brasilianische Musikfilme auf die Leinwand bringen. Und mit dem Auftritt von Ana Moura wird das Festival in portugiesischer Sprache abgeschlossen: Die Sängerin bringt am 10. Mai ihren Fado aus Lissabon ins Theater Basel.

Auch andere Wunschmusiker finden zu Blindenbachers Freude endlich den Weg nach Basel: Dem israelischen Kontrabassisten Avishai Cohen oder auch der japanischen Pianisten Hiromi «bin ich lange nachgerannt», sagte der seit bald 40 Jahren tätige Veranstalter.

Hinzu kommen Rencontres mit vertrauten Akteuren wie dem amerikanischen Pianisten Brad Mehldau oder dem Duo Irène Schweizer und Pierre Favre. 

Und wie läuft der Vorverkauf? «Wir haben im Moment noch 12’950 Tickets abzusetzen, das ist relativ viel», sagte Blindenbacher, «aber in diesem Jahr sind auch mehr Karten im Verkauf.» Bisher seien 4000 Tickets verkauft, darin enthalten auch die zwei Publikumsgaranten Goran Bregovic (21. März) und Chick Corea (16. Mai). Sorgen macht sich Blindenbacher noch keine, der Break Even sei nicht auf die Maximumkapazitäten ausgereichtet. «Und wir werden alles daran setzen, um das Programm breitenwirksam bekannt zu machen.»

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Das komplette Jazzfestival-Programm finden Sie auf der Website von Off Beat.

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