Der Anspruch der lokalen Künstler an die Kunsthalle

Woher kommt der Anspruch, die Basler Kunsthalle sei der regionalen Kunst verpflichtet? Eine Spurensuche in der Vergangenheit.

Die Basler Kunsthalle vor 1874. (Bild: Kopie einer Repro aus dem Besitz Peter Wyss)

Woher kommt der Anspruch, die Basler Kunsthalle sei der regionalen Kunst verpflichtet? Eine Spurensuche in der Vergangenheit.

Es ist, so scheint es, eine ewige Frage: Wie gross soll der Anteil an lokaler Kunst im Ausstellungsprogramm der Basler Kunsthalle sein?

Die Antwort der Verantwortlichen der Kunsthalle ist relativ einfach: «Laut Statut haben wir keinen regionalen Auftrag», sagt Martin Hatebur, Präsident des Kunstvereins. Tatsächlich lautet Artikel 2 in den «Statuten des Basler Kunstvereins» schlicht: «Zweck ist die Förderung und Vermittlung der bildenden Kunst, mit Schwergewicht auf dem zeitgenössischen Schaffen.»

Woraus also leiten diejenigen, die der regionalen Kunst gern mehr Platz verschaffen würden, ihre Forderung ab? Während die einen den Anspruch mit den Subventionen durch den Kanton verknüpfen, welche die Kunsthalle erhält, suchen die anderen den Grund in der Geschichte. Denn die Idee einer Kunsthalle entstand in der Basler Künstlergesellschaft. Doch weil es manchmal seine Zeit dauert, bis Ideen umgesetzt werden, war es am Schluss der Basler Kunstverein, welcher die Kunsthalle baute und eröffnete.

Die Geschichte:

1812 wurde in Basel die erste Künstlergesellschaft gegründet. Als Zweck formulierte dieser die «Aufmunterung des Kunst-Sinnes, Verbreitung des guten Geschmacks, im Allgemeinen, Bekanntmachung der hiesigen Künstler und ihrer Arbeiten, gegenseitige Belehrung über Gegenstände der Kunst». Das gesellige Zusammensein der Künstler wurde ins Zentrum dieser Gesellschaft gestellt.

In den politischen Wirren der 1830er-Jahre verlor die Künstlergesellschaft an Bedeutung. Viele Mitglieder verstarben, der Nachwuchs war rar, und so löste sich die Gesellschaft 1839 auf.

Im gleichen Jahr wurde der «Basler Kunstverein» gegründet. Auch er stellte «die Verbreitung des Kunstsinns in Basel» ins Zentrum seiner Bestrebungen. Darauf folgten jedoch weder die Belehrungen noch die «hiesige Kunst», sondern die «Hebung der schweizerischen Kunst» mittels Ausstellungen.

Es dauerte nicht lange, bis die Basler Künstler sich vom Kunstverein zu schlecht repräsentiert fühlten und deshalb eine zweite «Basler Künstlergesellschaft» ins Leben riefen. Das war im Jahr 1842. Eine prägende Figur dieser Gesellschaft war Johann Jakob Im Hof. Dieser regte 1854 die Inbetriebnahme zweier Rheinfähren an, um mit deren Erlös ein Basler «Künstlerhaus» zu bauen.

Bevor genug Geld beisammen war, fusionierte die Künstlergesellschaft 1864 mit dem Basler Kunstverein. Als dessen Präsident führte Im Hof sein Vorhaben weiter, bis er 1872 die Kunsthalle am Steinenberg eröffnen konnte.

1888 dann wurde erneut eine Künstlergesellschaft ins Leben gerufen, aus denselben Gründen wie Jahrzehnte zuvor: Der Kunstverein erfüllte die Erwartungen einiger Künstler nicht, die sich in der Folge abspalteten. Diese dritte Künstlergesellschaft besteht bis heute fort.



Die Gartenfassade der Kunsthalle nach einem Stich, um 1892.

Die Gartenfassade der Kunsthalle nach einem Stich, um 1892. (Bild: Christian Baur, © Basler Kunstverein)

Unterschiede bis heute

Der unterschiedliche Zweck von Gesellschaft und Verein ist somit bis heute bestehen geblieben. 175 Jahre nach der Gründung lautet er beim Kunstverein allerdings nur noch schlicht: «Zweck des Vereins ist die Förderung und Vermittlung der bildenden Kunst, mit Schwergewicht auf dem zeitgenössischen Schaffen.»

Die Entstehungsgeschichte der Kunsthalle nährt jedoch immer noch die alten Forderungen an die Kunsthalle. Und tatsächlich hätte ohne das Engagement der Basler Künstler der Architekt Johann Jakob Stehlin-Burckhardt seinen repräsentativen Bau niemals erstellen können. Und die Basler Künstlerschaft könnte an diesem Wochenende nicht das 175-Jahr-Jubiläum des Kunstvereins in ebendiesen Hallen feiern.

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Auch die Basler Künstlergesellschaft feiert ein Jubiläum – ihr 200-jähriges, denn 1814 gab sie sich ihre ersten Statuen. Zu diesem Anlass ist eine Publikation erschienen und findet noch bis zum 29. November 2014 eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek statt.

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