Der Verein Totentanz will den «Basler Totentanz» im kommenden November als neues Kunstwerk wieder ins Leben rufen. Der britische Filmemacher und Künster Peter Greenaway wird dafür eine Neuinterpretation des Motivs wagen.
Jede Zeit hat ihren Totentanz. Dieser Ansicht ist der Verein «Totentanz» und macht sich daher auf die Suche, im 21. Jahrhundert eine adäquate Form dafür zu finden. Mit «Totentanz 2013» wollen die Aktivmitglieder die einstige Basler Attraktion wieder ins Leben rufen.
Dort, wo heute ein Park ist, direkt neben der Predigerkirche, befand sich einst der Friedhof des Dominikanerklosters. Die Mauer an der Nord-Ost-Seite wurde von einem lebensgrossen, sechzig Meter langen Totentanz geschmückt. Über vier Jahrhunderte hinweg konnte sich der Betrachter die Endlichkeit des Seins zu Gemüte führen. Die Sequenz von 37 Bildern zeigte jeweils ein tanzendes oder musizierendes Skelett, gemeinsam mit einem Vertreter eines bestimmten Standes. Die Botschaft war eine einfache: Alle Menschen müssen einmal sterben, ob Herr oder Knecht, ob arm oder reich, der Tod trifft sie alle.
Wiedergeburt des Totentanzes
Im Laufe der Zeit musste das Gemälde mehrmals restauriert werden. Dies geschah aber nicht möglichst originalgetreu. Die Restauratoren, selbst bekannte Künster, verliehen dem Wandbild jeweils ihre eigene historische Note. 1805 beschloss das städtische Bauamt, die Friedhofsmauer abzureissen. Der «Basler Totentanz» wurde zerstört. Einige Kunstfreunde konnten 17 Fragmente retten, die heute im Historischen Museum Basel konserviert sind.
Der «Basler Totentanz» ist tot, aber in der Kunstwelt lebt er bis in die Gegenwart weiter. Künstler wie HAP Grieshaber oder Jean Tinguely liessen sich zu zeitgenössischen Interpretationen und Neufassungen inspirieren, und der Westschweizer Martial Leiter hat 2012 einen modernen Totentanz für das Cartoonmuseum gezeichnet. Für die Interpretation des Totentanzes im 21. Jahrhundert hat der Verein «Totentanz» den britischen Filmregisseur Peter Greenaway an Bord geholt.
«Wie kein Zweiter setzt sich Greenaway als Bildermensch mit den Kunstwerken der Geschichte auseinander und erzählt zugleich aktuelle Geschichten», begründet Co-Präsident Matthias Buschle den Entscheid. «Er schöpft im Fundus der Kunstgeschichte, um neue – grandiose – Bilder zu schaffen.» Um den Totentanz wieder auferstehen zu lassen, wird die abgerissene Mauer so weit als möglich wieder aufgebaut. Anstelle einer Wand aus Stein soll aber eine grosse Leinwand errichtet werden – kein Ölgemälde, sondern eine Filmprojektion.
Die Kunst des Sterbens
Ergänzt wird die Leinwand durch einzelne, auf dem ehemaligen Friedhof und in der Predigerkirche verteilte Szenen. «Greenaway ist fasziniert vom alten Gottesacker», sagt Buschle. Jeder Stand im Totentanz soll sein eigenes interaktives Monument erhalten, jede der 37 Szenerien ihren eigenen Kurzfilm. Diese werden auf die jeweilige Leinwand – dem Herzstück – der Monumente projiziert.
Zeitgleich ist in der Predigerkirche ein Veranstaltungsprogramm zur «Ars moriendi» – der Kunst des Sterbens – geplant. Auf dem Programm stehen verschiedene Reden, Vorträge, Konzerte, Filmvorführungen, Ausstellungen sowie Tanzdarbietungen. Die meisten Veranstaltungen finden unter der Leitung des Vereins statt. «Ziel aller Anlässe ist es, den Themenkreis Tod und Sterben im Kontext des Basler Totentanzes zu präsentieren», so Buschle.
Das Projekt ist mit einem Betrag von 850’000 Franken budgetiert. Davon verfügt der Verein bereits über 550’000 Franken, die restlichen 300’000 müssen noch aufgetrieben werden.
Basler Totentanz On Tour
Der Verein plant, den «Totentanz 2013» nach der Präsentation im November auf Reisen zu schicken. Als Folgeprojekt «Basler Totentanz On Tour» soll er in europäischen Städten wie Paris oder Berlin, wo früher ebenfalls Totentänze existierten, gezeigt werden.