Der Kaiser, der sein Imperium verhühnerte

Friedrich Dürrenmatts «Romulus der Grosse» ist nach 70 Jahren an den Ort seiner Uraufführung zurückgekehrt. Der Untergang des Römischen Reichs bereitet noch immer Vergnügen.

Gefällt dem Basler Publikum: Ein Huhn (anonym) und sein Kaiser (Steffen Höld).

Die Germanen marschieren ein. Das Römische Reich steht unmittelbar vor dem Untergang. Und dann trägt der Germanenführer Odoaker auch noch eine Hose. Das verheisst nichts Gutes. Denn: «Wo die Hose anfängt, hört die Kultur auf», heisst es im Abgesang auf das Imperium, den Friedrich Dürrenmatt in seiner meisterhaft hintersinnigen Art im Stück «Romulus der Grosse» vortragen lässt. 

Genau diesen Romulus scheint das alles nicht zu kümmern. Sehr zum Entsetzen des Hofstaats beschäftigt sich der letzte Kaiser Westroms viel lieber mit seiner Hühnerzucht. Dies mit Empathie und grossem Engagement, aber vor allem – wie man am Schluss erfährt – vollends in der Absicht, das auf Tyrannei aufgebaute Reich untergehen zu lassen.

Lustvolle Komödie

Hühner, Hosen und Untergang: Das bietet natürlich viel Stoff für eine beschwingt-abgründige Komödie. Und genau so geht der junge Regisseur Franz-Xaver Mayr denn auch an die Sache ran. Er schöpft aus dem Vollen, mit viel Slapstick und Klamauk. «Wer so aus dem letzten Loch pfeift wie wir alle, kann nur noch Komödien verstehen», gibt Kaiser Romulus höchstpersönlich im Stück den Ton an.

Mayr und das lustvoll aufspielende Ensemble gehen dabei bis an die Grenze zum Possenhaften. Sie schaffen es aber, den satirischen Ernst Dürrenmatts nicht im Getöse untergehen zu lassen. Dies gelingt nicht zuletzt dadurch, dass die Figur des Kaisers (souverän gespielt von Steffen Höld) im Vergleich zu seiner überdrehten Entourage stets spürbar menschliche Züge behalten kann.

Die eigentlichen Stars des Abends sind aber die drei riesigen Hühner, die im Hintergrund durch die Szenerie tapsen und der Untergangsfarce ungläubig zuschauen. Die Kostüme von Korbinian Schmidt sind hinreissend und die drei im Programmheft leider nicht genannten Hühnerdarstellerinnen leisten wie das gesamte Ensemble Bemerkenswertes.

Das Premierenpublikum bedankte sich mit einem heftigen Schlussapplaus. Vielleicht ein Hinweis an die Programmverantwortlichen, mehr Lustspiele aufs Programm zu setzen. Viel Zeit bleibt in der frühzeitig zu Ende gehenden Ära Andreas Beck allerdings nicht mehr.

Theater Basel: «Romulus der Grosse» von Friedrich Dürrenmatt. Nächste Vorstellungen am 8. und 9. Mai. 

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