Stefan Haupts Schwulen-Doku-Drama «Der Kreis» räumte am Freitagabend beim Schweizer Filmpreis 2015 ab. Der Film wurde in vier Kategorien ausgezeichnet: als «Bester Spielfilm», als Film mit dem «Besten Drehbuch», dem «Besten Darsteller» sowie dem «Besten Nebendarsteller».
Der Erfolg von «Der Kreis» an der grossen Film-Gala im Genfer Bâtiment des Forces Motrices ist auch ein Sieg erfahrener Schweizer Filmemacher über den Nachwuchs. Neben «Der Kreis» ging der Debütfilm «Chrieg» des gebürtigen Baslers Simon Jaquemet mit fünf Nominationen als Mitfavorit ins Rennen um den Quartz 2015. «Chrieg» musste sich am Ende jedoch mit einer einzigen Auszeichnung zufrieden geben – der «Besten Kamera» (Lorenz Merz).
Sieger in vier Kategorien
Stefan Haupts Siegerfilm schildert den Niedergang der Zürcher Schwulenorganisation «Der Kreis» in den 1960er-Jahren – und die Entstehung einer lebenslangen Liebesgeschichte. Haupt erinnerte in seiner Dankesrede an der Gala in Genf daran, dass die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges als eines der ersten Länder die Homosexualität entkriminalisiert hatte. Gleichzeitig rief der Filmemacher dazu auf, auch heute in Sachen Menschlichkeit Zeichen zu setzen.
Das Schwulen-Doku-Drama «Der Kreis», das fiktive und reale Elemente vereint, wurde heute Abend in vier Kategorien ausgezeichnet: Regisseur Stefan Haupt nimmt in der Kategorie «Bester Spielfilm» und zusammen mit Christan Felix, Ivan Madeo und Urs Frey in der Kategorie «Bestes Drehbuch» eine «Quartz»-Trophäe entgegen.
Weitere Auszeichnungen gab es für Sven Schelker als bester Darsteller und für Peter Jecklin als «Bester Nebendarsteller».
«Chrieg» konnte nicht punkten
Auch wenn der Mitfavorit «Chrieg» des Baslers Simon Jaquemet nicht punkten konnte in den wichtigen Kategorien – für den Schweizer Nachwuchs ist der Filmpreis 2015 dennoch ein bedeutender Meilenstein, denn auffallend viele junge Filmschaffende und Darsteller wurden von der Filmakademie nominiert. Was beweist, dass der Schweizer Film vor einer vielversprechenden Zukunft steht.
Sabine Timoteo als einzige Frau ausgezeichnet
Als einzige Frau wurde die Berner Schauspielerin Sabine Timoteo für ihre Rolle in «Driften» als «Beste Darstellerin» ausgezeichnet. Das Drama von Karim Patwa hatte seine Schweizer Premiere an den Solothurner Filmtagen gefeiert und viel Kritikerlob erhalten.
«Bester Dokumentarfilm» ist «Electroboy» von Marcel Gisler. Thomas Bachmann holte einen «Quartz» für die Montage von «Electroboy».
Weitere Gewinner sind der Kurzfilm «Discipline» von Christophe M. Saber sowie «Timber» in der Kategorie «Bester Animationsfilm». Für die Filmmusik in «Pause» wurden Mathieu Urfer, Marcin de Morsier, John Woolloff und Ariel Garcia geehrt.
Der Spezialpreis der Filmakademie geht an Patrick Lindenmaier für sein Picture Design in Schweizer Kinofilmen. Er hat an zahlreichen nominierbaren Schweizer Filmen mitgearbeitet – unter anderem an «Electroboy», «Thuletuvalu», «Broken Land», «Bouboule» und «L’Abri».
Bundesrat Alain Berset ehrt Jean-Luc Godard
Jean-Luc Godard wurde für sein filmisches Gesamtwerk mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Er nahm aus gesundheitlichen Gründen die Auszeichnung nicht persönlich entgegen. Der Regisseur richtete sich jedoch mit einer Videobotschaft an die Gäste.
In seiner Laudatio zu Ehren von Godard sagte Bundesrat Alain Berset: «Ihre Filme vermischen die Genres und die Formen. Sie übersetzen Alltägliches in Poesie. Ihre Filme sind durchdrungen von klugem Dilettantismus, trauriger Verrücktheit und fröhlichem Pessimismus. Sie sind manchmal soziologisch, manchmal auch politisch. Sie sind Satzmusik und Lautgrammatik. Diese Filme sind Jazz.»