Seit ein paar Jahren richten sich in Basel immer mehr kleine Ausstellungsräume ein, als Alternative zu den Institutionen und den Galerien. Noëmi Denzler, Initiantin des «deuxpiece», und die Künstlerin Sarah Bernauer haben sie auf einer Karte verzeichnet.
Noëmi Denzler, Initiantin des «deuxpiece», und die Künstlerin Sarah Bernauer, die diesen Sommer während der «Art Basel» das Festival «Art Entertainment and Desire» kuratierte, befanden vor einem halben Jahr die Zeit für reif, alle Basler Offspaces auf einer Karte zu verzeichnen: «A Roland for an Oliver» war geboren. Aktualisiert wird sie regelmässig, allerdings online. Wir haben nachgefragt, wie es weitergehen soll.
TagesWoche: Wie definiert Ihr Offspace?
Noëmi Denzler: Ein Offspace ist ein Ausstellungsraum, in dem Künstler ihre Arbeiten an einem Publikum erproben können. Oft handelt es sich bei den Ausstellenden um ganz junge Kunstschaffende, die noch mitten im Studium stecken.
Sarah Bernauer: Die Kunstszene hat sich verändert. Künstler müssen sich heute immer stärker selber organisieren, sich verkaufen lernen, das will der Markt. Hier helfen die Projekträume, indem sie eine Plattform zur Verfügung stellen.
Wie finanzieren sich die Projekträume? Über Verkäufe wie Galerien?
Denzler: Nein. Als Projektraum hat man die Möglichkeit, Subventionen bei öffentlichen oder privaten Institutionen zu beantragen. Die Gelder steckt man dann in laufende Kosten wie etwa die Miete und in den Ausstellungsbetrieb. Wobei die Künstler ihre Ausstellungen in der Regel selber einrichten. Der Betreiber des Offspaces erhält in unserem Fall nichts, auch keine Prozente aus etwaigen Verkäufen, die sich für den Künstler ergeben können.
Liegt hier der Hauptunterschied zu einem Galerienbetrieb?
Bernauer: Ja und nein. Der Hauptunterschied liegt darin, dass man sich als Künstler in einem Offspace freier bewegen kann. Der Offspace lässt Freiräume, weil man nicht ans Geld denken muss. Man hat als Künstler Raum für Experimente, die in einem Galeriebetrieb, in dem es um Verkauf geht, nicht mehr möglich ist. Es gibt in Basel nicht sehr viele Ausstellungsmöglichkeiten für junge Künstler, ausser etwa der Regionale oder dem Kunstkredit. Diese jedoch unterliegen bereits strengen Auswahlkriterien.
Entstehen die Offspaces aus diesem Grund?
Bernauer: Sicher, ja. Es ist auch interessant zu sehen, dass die Konzepte der einzelnen Projekträume sehr unterschiedlich sind. Einige konzentrieren sich auf die Region, andere haben eine internationale Künstlerschaft im Visier. Auch als Kurator kann man in den Projekträumen einiges lernen.
Seht Ihr einen Offspace als Konkurrenz für eine Galerie an?
Denzler: Nein. Wir arbeiten anders, auch die Räumlichkeiten sind oft sehr verschieden. Unser Ziel ist nicht der Verkauf, sondern es ist eine Leidenschaft, die wir neben unserem eigentlichen Beruf pflegen, der auch nicht im künstlerischen Bereich liegen muss. Schlussendlich teilen wir doch diese Leidenschaft mit den Galeristen.
Selber eine Galerie aufzumachen wäre aber keine Option?
Denzler (lacht): Was nicht ist, kann ja noch kommen. Allerdings ist die Situation für Galeristen in Basel nicht die Beste, man müsste sich das schon sehr gut überlegen.
Vorerst kümmert Ihr Euch weiter um die Offspaces. Zur «Art Basel» hin habt Ihr eine Karte lanciert, die die Basler Projekträume vereint. Wie kam es dazu?
Bernauer: Es gibt so viele Projekträume, wir kannten selber nicht alle. Ich machte damals ein Projekt fürs «Artachment», für das ich internationale Offspaces einlud. Eines Tages redete ich mit Noëmi, und die Idee kam auf, dass man sich besser vernetzen könnte. Und weil alle Projekträume während der «Art Basel» ein Programm hatten, entstand «A Roland for an Oliver».
«A Roland for an Oliver» ist kein sehr eingängiger Name…
Denzler: Ich nenn ihn nur «Oliver». Wir haben lange diskutiert, und ich habe mich gegen alles gesträubt, was offensichtliche und plakative Worte wie «Offspace» oder «Art» beinhaltete. «A Roland for an Oliver» ist ein englisches Sprichwort, das soviel bedeutet wie «Wie Du mir, so ich Dir». Wir fanden das als Name für ein Vernetzungstool nicht schlecht.
Den aktuellen «Oliver» gibt es nur im Netz. Druckt Ihr auch irgendwann wieder eine Karte?
Bernauer: Sicher zur nächsten Art hin. Wir werden sie dann zweisprachig drucken – Deutsch und Englisch. Das wurde dieses Jahr vermisst. Was wir auch andenken, ist, uns mit anderen Städten zu vernetzen. Bis dahin gibt es die aktuellen Daten im Internet. Wir nehmen auch immer wieder neue Räume auf.
Habt Ihr Aufnahmekriterien?
Bernauer: Bis jetzt keine festgeschriebenen. Es gibt Projekte mit festem Raum ebenso wie mobile, und seit kurzem haben wir mit Guillaume Daeppen sogar einen Galeristen auf der Liste.
Wie kam es dazu?
Bernauer: Was Guillaume Daeppen macht, ist irgendwo zwischen Galerie und Ausstellungsraum angesiedelt. Seine Ausstellungen sprechen auch dasselbe Publikum an wie wir. Natürlich handelt es sich bei ihm um das Modell einer Galerie. Aber wer weiss, ein Offspace kann sich auch zu einem kommerziellen Raum wandeln. Andernorts gibt es dafür bereits Beispiele, wie etwa das Zürcher «Karma International» zeigt.
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