Windsor McCay war als Comiczeichner seiner Zeit weit voraus. Er wandte den Surrealismus schon an, bevor dieser überhaupt definiert wurde und schuf den ersten Zeichentrickfilm.
Windsor McCay (1869-1934), geboren im US-Bundesstaat Michigan, war zuerst als Plakatmaler für Vaudeville-Theater tätig, bevor er um 1900 zum Zeitungswesen wechselte, wo er Comicstrips zu zeichnen begann. Seine erste langjährige Serie «Dreams of a Rarebit Fiend» handelt von Leuten, die aufgrund der Einnahme eines im Magen schwerwiegenden Käsetoasts vor dem zu-Bett-gehen im Schlaf Alpträume haben. Diese beginnen meist als alltägliche Situationen, wachsen sich aber zu surrealen Gebilden aus, bis beim letzten Comicbild der Träumer erwacht. Neuartig an dieser Serie war, dass sie keine wiederkehrenden Figuren hatte. In den beinahe 200 Strips der Serie erscheinen deshalb auch ebensoviele Protagonisten.
Seine zweite grosse Serie, die parallel zur ersten lief, war «Little Nemo in Slumberland». Darin versucht ein kleiner Junge namens Nemo ins Schlummerland zu reisen, was aber immer wieder durch missliche Umstände verhindert wird, sodass er vorzeitig aufwacht. Erst nach einem halben Jahr lässt McCay seinen Protagonisten im Schlummerland ankommen, wo er fortan Abenteuer erlebt.
Unkonventionelle Stilmittel im Comic
Beide Serien hatten den gleichen Aufhänger: Jemand träumt sich in eine Fantasiewelt und wacht am Ende auf. Doch die Serien unterschieden sich einerseits durch die Beständigkeit der Hauptfiguren bei «Little Nemo», und andererseits durch deren Zielpublikum. Waren die Strips bei «Rarebit Fiend» an erwachsene Leser gerichtet, so sollten sie bei «Little Nemo» Kinder ansprechen.
Bahnbrechend waren die Comics, weil sie einen Surrealismus aufwiesen, der bis dato unbekannt war. Auch benutzte McCay je nach Bedarf verschiedene Panelgrössen. Und er beschritt neues Terrain, indem er sich manchmal selbst als Charakter in die Comics einbrachte. Ausserdem waren sich seine Comichelden als solche bewusst.
Der erste Zeichentrickfilm entsteht
Im Jahre 1911 produzierte Windsor McCay den ersten Zeichentrickfilm der Geschichte: «Little Nemo». Mithilfe von 4000 Zeichnungen gelang es ihm, die Figuren aus seinem Erfolgscomic «Little Nemo» in Bewegung zu versetzen. Drei Jahre später entstand sein berühmtester Trickfilm «Gertie the Dinosaur». Mit diesem Film ging er ein halbes Jahr auf Tournee, indem er selbst vor der Leinwand auf der Bühne stand, mit dem Saurier sprach und ihn Kunststücke aufführen liess. Am Ende der Show verlässt McCay die Bühne, um gleich darauf im Film zu erscheinen. Damit hat er den ersten Zeichentrickfilm mit integrierten Realpersonen kreiert.
Das Cartoonmuseum Basel ehrt den amerikanischen Comicpionier Windsor McCay erstmals in der Schweiz mit einer umfassenden Ausstellung. Zuvor war die Sammlung bereits in Troisdorf, Hannover und Erlangen zu sehen. Ein Ausstellungsteil ist dem Zeichner Daniel Bosshart gewidmet. Das Museum betreibt zudem zu bestimmten Zeiten Animationsworkshops für Schulklassen, sowie einen Traumzeichnen-Wettbewerb.
Windsor McCay: Comics, Filme, Träume, 23.6. – 28.10.2012: Cartoonmuseum Basel