«Der Preis kam völlig unerwartet»

Der Basler Kulturpreis geht in diesem Jahr an den Schriftsteller Alain Claude Sulzer. Die Basler Regierung würdigt den Preisträger als «bedeutenden Basler Autor mit internationaler Ausstrahlung». Die TagesWoche hat sich kurz nach Bekanntgabe des Preises mit dem frisch Ausgezeichneten unterhalten.

Alain Claude Sulzer ist mit dem Basler Kulturpreis ausgezeichnet worden. (Bild: Dominique Spirgi)

Der mit 20 000 Franken dotierte Kulturpreis der Stadt Basel 2013 geht an Alain Claude Sulzer. Die TagesWoche hat sich kurz nach Bekanntgabe der Preisverleihung mit dem 1953 in Riehen geborenen Schriftsteller unterhalten.

Alain Claude Sulzer, der Basler Regierungsrat hat soeben bekanntgegeben, dass Ihnen der Basler Kulturpreis 2013 verliehen wird. Was geht Ihnen spontan durch den Kopf?

Ich weiss natürlich schon seit ein paar Tagen, dass die Jury mich für den Preis in Betracht gezogen hat. Aber trotzdem kommt der Kulturpreis für mich völlig unerwartet. Letztlich kommen ja alle Preise unerwartet – es war ja kein Wettbewerb, bei dem ich mich aktiv eingebracht habe. Und ich gehöre nicht zu den Menschen, die finden, dass es endlich mal Zeit war, dass man mich auszeichnet. Aber ich freue mich natürlich sehr über den Preis.

Was bedeutet Ihnen die Tatsache, dass die Stadt Basel Sie auszeichnet?

Ich weiss nicht, was mein Beitrag speziell für die Kultur in und für Basel ist. Ich habe ein Buch über Basel geschrieben, das zu schreiben mir übrigens schwerer gefallen ist, als ich ursprünglich gedacht hatte. Wenn man ein Städteporträt schreibt, hat man im Hinterkopf, dass man alles möglichst positiv darstellen sollte, aber das wiederum wollte ich nun doch nicht tun. Ich glaube aber unter dem Strich nicht, dass meine Beziehung zu Basel Grund für den Kulturpreis ist, ich denke doch, dass die Jury meine schriftstellerische Tätigkeit grundsätzlich meinte und diese hat inhaltlich mit Basel nicht viel zu tun.

Sie sehen sich also nicht als Basler Schriftsteller?

Nein, ich sehe mich nicht im Geringsten als Basler Schriftsteller. Ich bin in Riehen auf die Welt gekommen und aufgewachsen, und Basel ist neben Berlin und dem Elsass einer der Orte, wo ich wohne.

Ihr jüngster Roman «Aus den Fugen» spielt in Berlin. Liegt Ihnen Berlin näher?

Dass der Roman in Berlin spielt, hat mit der Tatsache, dass ich dort eine Wohnung habe, nichts zu tun – ich hatte die Wohnung ja auch noch nicht, als ich den Roman schrieb. Aber als geografische Umgebung für das Geschehen war es wichtig, dass es eine Grossstadt ist. Basel wäre nicht in Frage gekommen.

Können Sie dennoch ein paar Worte zu Basel sagen?

Basel hat ein beachtliches kulturelles Angebot, das ich letztlich viel zu wenig ausnütze. Und was soll ich sonst noch sagen? Basel ist weder zu gross noch zu klein. Wenn ich eine grössere Umgebung brauche, kann ich nach Berlin reisen, und wenn mir nach etwas wirklich Kleinem ist, fahre ich raus ins Elsass.

In «Aus den Fugen» spielt die Musik eine massgebliche Rolle. Gilt das auch für Ihr Leben?

Musik ist sehr wichtig für mich, auch wenn ich selber kein Instrument mehr spiele. Ich habe überdies einige Projekte am Laufen, in denen ich Lesungen mit Musik verbinde. Am Mittwochabend trete ich zum Beispiel im Theater Rigiblick in Zürich zusammen mit der Schauspielerin Désirée Meiser und dem Pianisten Oliver Schnyder auf, eine Zusammenarbeit, die wir in Basel bereits mit Erfolg erprobt haben.

Alain Claude Sulzer wurde 1953 in Riehen geboren und machte nach einer Ausbildung als Bibliothekar mit 18 Jahren vorab mit Hörspielen seine ersten Schritte als Autor. Inzwischen umfasst sein Werk sieben Romane, zwei Erzählbände, eine Novelle und einen in diesem Jahr erschienenes Buch über Basel. Sulzer arbeitet auch als Herausgeber, Kritiker und Übersetzer. Seinen über die deutsche Sprachgrenze hinausreichenden literarischen Durchbruch hatte Sulzer 2004 mit seinem Roman «Ein perfekter Kellner». Für diesen erhielt er 2008 als erster und bisher einziger Schweizer den renommierten französischen Literaturpreis Prix Médicis étranger. Mit seinem jüngsten Roman «Aus den Fugen» kam er 2012 auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises. Für die TagesWoche hat er über seine Teilzeit-Wahlheimat geschrieben: das Elsass – «Unser fremder Nachbar».

In der Medienmitteilung würdigt die Basler Regierung den Preisträger als «bedeutenden Basler Autor mit internationaler Ausstrahlung». Gleichzeitig wird seine Rolle als «wichtiger Netzwerker» in der Basler Literaturszene hervorgehoben. Alain Claude Sulzer ist der 41. Träger des mit 20’000 Franken dotierten Basler Kulturpreises. Die offizielle Preisverleihung durch den Regierungsrat findet am 11. November 2013 statt.

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