Der RFV auf dem heissen Stuhl

Popförderung in der Region ist die Domäne des RFV Basel. Die Quasi-Monopolstellung kommt nicht ohne Kritik aus, vor allem von jenen, die von der Förderung nicht berücksichtigt werden. Geschäftsführung und Präsidium des Vereins stellen sich in der Kuppel heute Abend der Diskussion.

Der RFV stellt sich am 1. Juli seinen Kritikern, in der Kuppel Basel. Der Flyer ist schon mal verheissungsvoll.

Popförderung in der Region ist die Domäne des RFV Basel. Die Quasi-Monopolstellung kommt nicht ohne Kritik aus, vor allem von jenen, die von der Förderung nicht berücksichtigt werden. Geschäftsführung und Präsidium des Vereins stellen sich in der Kuppel heute Abend der Diskussion.

Eins «mitten in die Fresse» soll der RFV heute Abend in der Kuppel kriegen. Ganz so aggressiv dürfte der Diskussionsabend nicht werden, der Programmtitel ist eine Variation der Gesprächsreihe «Mitten in der Woche», an der jeweils Sorgen, Trends und Eigenheiten der lokalen Musikszene zur Debatte stehen. Trotzdem, Gesprächsstoff ist da: Der RFV Basel ist die mit Abstand bedeutendste Förderstelle für Pop in der Region, alimentiert durch einen jährlichen Subventionsvertrag beider Basel in der Höhe von 610’000 Franken.

Im Vergleich zu den Fördermitteln, die andere Kulturformen erhalten, ist der Betrag vergleichsweise bescheiden, dennoch bleibt die Arbeit des Quasi-Monopolisten RFV nicht von Kritik verschont. Laut wird diese vor allem dann, wenn der Verein seine Anerkennungspreise und Fördergelder vergibt, wovon auch die Leserkommentare, etwa hier und hier zur Berichterstattung in der TagesWoche, zeugen.

RFV-Geschäftsführer Tobit Schäfer bestätigt, dass der weitaus grösste Teil der Beschwerden von Musikern oder Bands komme, «die von einer unabhängigen Fachjury nicht mit einem Förderbeitrag berücksichtigt wurden». Kritisiert werde dabei, dass der Personalaufwand auf der Geschäftsstelle einen zu grossen Teil des Budgets verbrauche (laut Jahresbericht 2014 rund 240’000 Franken), die Sparten Hip-Hop und Elektronische Musik bei der Vergabe konstant zu wenig berücksichtigt würden, und dass in den Organen des Vereins Frauen generell unterrepräsentiert seien.

Im Vereinsvorstand sind gegenwärtig drei von sieben Mitgliedern weiblich, auf der Geschäftsstelle einzig eine Auszubildende. Etwas ausgeglichener ist der Geschlechteranteil in den Fachjurys: Zwei Frauen waren im fünfköpfigen Gremium, das den letztjährigen Basler Pop-Preis verleiht hat, dasselbe Verhältnis fand sich in der Jury des Regiosoundcredits 2014, dessen Projektbeiträge dreimal jährlich ausgeschüttet werden.

Wachsende Frustration, weil man immer mehr Absagen erteilen muss 

Betreffend der Vergabe des Regiosoundcredits scheint die Frustration zu wachsen: Vor einer Woche bekannte der RFV in einer Medienmitteilung, dass dieses Förderinstrument an seine Grenzen stosse. In der jüngsten Vergabe hätte die Jury «problemlos 15’000 Franken mehr an Produktionsbeiträgen an Bands und Musikerinnen in der Region Basel sprechen können». Das heisst: die Zahl der förderungswürdigen Projekte steigt – und damit auch jene der Absagen. 

Zu verstärkter Kritik habe das bisher nicht geführt, «in der jüngeren Vergangenheit haben uns nicht mehr Beschwerden erreicht als früher», sagt Schäfer, «die Zahl der Beschwerden ist gleichbleibend gering geblieben». Trotzdem plant der RFV, das Beitragsbudget des Regiosoundcredits von jährlich 81’000 Franken ab 2016 um 9000 Franken zu erhöhen. «Ob das möglich sein wird, hängt allerdings von den laufenden Subventionsverhandlungen für 2016–2019 ab», sagt Schäfer. Auch dieses Thema dürfte heute Abend angesprochen werden. Auf dem Podium sind neben Geschäftsführer Schäfer auch RFV-Präsident Ramon Vaca. Auf der Kritikerseite steht Tobias Gees alias Johny Holiday von der Hip-Hop-Gruppe Brandhärd. Der zweite Kritiker Felix Forrer, Musiker bei der Surfband Dennerclan, musste aus gesundheitlichen Gründen absagen. Explizit erwünscht sind ausserdem Fragen aus dem Publikum.

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«Mitten in der Woche»: Kuppel, Basel. Mittwoch, 1. Juli, ab 19 Uhr. 

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