Der gute Draht ins Rathaus zahlt sich für die Basler Popszene aus: Der RFV hat sich vom Basler Regierungsrat 25’000 Franken erkämpft, die nun neu eingesetzt werden können. Das freut die Mitglieder, ebenso die Zunahme an Musikern im Vorstand, wo mit DJane Herzschwester und DJ Johny Holiday erstmals Techno und Hip-Hop vertreten sind.
Am Montagabend wurden sich die Mitglieder des regionalen Musikernetzwerks und Förderers RFV bewusst, warum es diesen 1994 gegründeten Verein braucht: Klar, da sind die Bandbusse, mit denen Musiker Tausende Kilometer zurücklegen, da sind die Beiträge an Album- und Videoproduktionen und Tourneen. Aber da ist auch die ganze Arbeit im Hintergrund – und der gute Draht ins Rathaus.
Geschäftsführer Tobit Schäfer schilderte an der Jahresversammlung in der Kuppel, wie man sich im vergangenen Jahr gegen eine Kürzung der Gelder wehren musste. Der Basler Regierungsrat hatte vor, dem RFV künftig pro Jahr 25’000 Franken weniger zu überweisen. Diesen Betrag hatte der RFV bislang an das einstige Tochterfestival BScene gespendet. Da BScene neu direkt vom Swisslos Fonds unterstützt wird, dachte sich der Regierungsrat, dass er mit dieser Sparmassnahme wohl wenig Staub aufwirbeln würde.
Doch hatte man die Rechnung ohne die Pop-Lobbyisten gemacht: Mit Tobit Schäfer (SP) ist der RFV im Grossen Rat vertreten, mit Daniel Stolz (FDP) sitzt zudem ein ebenso gut vernetzter, allerdings bürgerlicher Politiker im RFV-Vorstand.
Der RFV zeigt dem Regierungsrat, was Lobbying heisst
Schäfer empörte sich über das Vorhaben des Regierungsrats, bei einer verhältnismässig schwach finanzierten Kultursparte den Sparstift anzusetzen. Und veranschaulichte dies den Mitgliedern mit einem Vergleich: Während der RFV in den letzten Jahren stets mit gleich wenig Geld operieren musste, sei das Kulturbudget Basel-Stadt von 2011 bis 2014 um insgesamt fünf Millionen Franken gestiegen.
Er amüsierte die Anwesenden mit einer Grafik, die das Verhältnis der städtischen Popfördergelder zu den gesamten Kulturausgaben ausweist: Der RFV erhält von Basel-Stadt jährlich 390’000 Franken, die anderen Institutionen mehr als 120 Millionen Franken. «Aber ausgerechnet bei uns wollte der Basler Regierungsrat sparen», kommentierte Tobit Schäfer. «Das konnte zum Glück abgewendet werden.»
Der RFV erhält 0.3% des gesamten Kulturförderkuchens im Kanton Basel-Stadt. (Bild: Grafik RFV)
Schäfer lobbyierte erfolgreich und konnte im Stadtbasler Parlament einen grossen Erfolg für einen verhältnismässig kleinen Betrag verbuchen. 83 von 100 Grossrätinnen und -räten stellten sich auf die Seite der Poplobby und stimmten gegen die geplante Kürzung.
Das hat zur Folge, dass der RFV mit 25’000 Franken neue Projekte in Angriff nehmen kann. Welche dies sind, will der Verein bei einem Mitgliederworkshop im April evaluieren. Der Vorstand erhofft sich Inputs aus der Szene zu bestehenden und allfälligen erwünschten neuen Angeboten.
Damit bestätigt der RFV den Eindruck, dass er offen ist für Anregungen von innen und aussen – und auch für Kritik. So setzte er sich doch 2015 auf den heissen Stuhl, um zu Vorwürfen und Vorurteilen Stellung zu nehmen.
Neu im Vorstand: Herzschwester und Johny Holiday
Einen Denkanstoss gab Cla Nett vor einem Jahr am gleichen Ort. Damals ergriff der Gründer der Lazy Poker Blues Band das Mikrofon und bemerkte ein bisschen besorgt, dass von sieben Vorstandsmitgliedern des RFV nur noch zwei aktive Musiker seien, der Rest Funktionäre. Tatsächlich waren die Musiker im Jahr 2015 stark untervertreten, seit der Kündigung von Dänu Siegrist auch auf der Geschäftsstelle.
Der Einwand von Nett stiess auf offene Ohren: Da mit Tino Krattiger (Veranstalter Im Fluss) und Esther Roth (Kulturmanagerin) zwei Vorstandsmitglieder ihren Rücktritt eingaben, nutzte der Vorstand die Möglichkeit, um zwei musikalische Aktivposten ins Ehrenamt aufzunehmen: Mit Isabella Zanger, als Musikerin bekannt unter ihrem Pseudonym Herzschwester, ist erstmals eine DJane im RFV-Vorstand vertreten. Und mit Tobias Gees, der als DJ Johny Holiday unter anderem bei Brandhärd an den Tellern steht, hat neu auch der Hip-Hop eine Stimme im Verein.
Gees hatte in der jüngeren Vergangenheit den RFV für seine Rock-Schlagseite kritisiert. Nun wird er in die Pflicht genommen. Gut so. Bei seiner Vorstellung kokettierte er denn auch damit, was sein Ziel sei: Aus dem RFV einen Rap-Förderverein zu machen.
Der warme Begrüssungsapplaus für die beiden neuen Vorstandsmitglieder zeigte, dass die stilistische Auffrischung auf Wohlwollen stösst. Erfreulich ist auch die Frauenquote: Früher ein Männergremium, sitzen mittlerweile drei Frauen im siebenköpfigen Vorstand.