Der Stifter in der Weihnachtsgeschichte

Im Kunstmuseum hängt ein neues Weihnachtsbild, eine Anbetung der Könige. Bei der Restauration des Ölgemäldes kam Erstaunliches ans Licht.

(Bild: zVg/ ©Kunstmuseum Basel)

Im Kunstmuseum hängt ein neues Weihnachtsbild, eine Anbetung der Könige. Bei der Restauration des Ölgemäldes kam Erstaunliches ans Licht.

Kurz vor Weihnachten hat das Kunstmuseum Basel ein zur Saison passendes Bild in die Dauerausstellung gehängt: «Die Anbetung der Könige mit dem Stifter Philippe de Villiers de l’Isle-Adam als Grossmeister des Johanniterordens» lautet der nicht gerade kurze Titel des Bildes. Seine Länge passt aber zum Format des Ölgemäldes von Noël Bellemare, misst es doch 2,25 auf 1,12 Meter. Entstanden ist es im Jahr 1521.

Das monumentale Gemälde hatte während Jahrzehnten weitgehend unbeachtet im Depot des Kunstmuseums ein trauriges Dasein gefristet. Stark verschmutzt, die prallen Farben unter gebräunten Firnisschichten verborgen. Bis Anfang 2013 die Restauratorin Amelie Jensen sich des Gemäldes erbarmte und die gründliche Restaurierung in Angriff nahm.

Sie trug Firnisschicht um Firnisschicht ab, kittete und übermalte wo nötig, bis die bunten Farben wieder erstrahlten. Und plötzlich stand man im Kunstmuseum vor einem anderen Problem: Diese Farbigkeit ist derart untypisch für die alte niederländische Malerei, dass man Zweifel bekam an der ursprünglichen Zuschreibung des Bildes an einen anonymen Antwerpener Meister. Man machte sich also auf die Suche nach dem tatsächlichen Maler.

Ein Grossmeister der Johanniter

Antwerpen erwies sich dann aber doch als richtig: Noël Bellemare, den man dank eines Hinweises ins Auge fasste, war der Sohn eines Antwerpener Hutmachers und einer Pariser Mutter. Auf den Beruf des Vaters ist es denn vielleicht auch zurückzuführen, dass die Hüte in diesem Weihnachtsbild so ausgefallen dargestellt wurden.

Die Festlegung eines Entstehungsjahres liess in der Folge Rückschlüsse auf die dargestellten Personen zu: Rechts im Bild zu sehen, kniend und mit zum Gebet gefalteten Händen, ist der Stifter des Gemäldes. Sein Waffenrock weist ihn als Grossmeister des Johanniterordens aus, ebenso wie der hinter im stehende Schutzpatron, Johannes der Täufer. Im mutmasslichen Entstehungsjahr des Gemäldes, um 1521 also, wurde der 44. Grossmeister in der Geschichte des Ordens gewählt.

Sein Name war Philippe de Villiers de l’Isle-Adam, und dieser machte sich im Sommer jenes Jahres auf nach Rhodos, um dort gegen die Osmanen zu kämpfen, welche die Insel belagerten, auf dem sich damals der Ordenssitz der Johanniter befand. Aus dem Mund des dargestellten Stifters kommen die Worte: «O guter Jesus, o Jesus, Jesus, verleih mir Tapferkeit gegen deine Feinde und erbarme dich meiner.» Gut möglich also, dass de Villiers de l’Isle-Adam diese grosse Tafel stiftete, um Hilfe für seine bevorstehende Aufgabe zu erbitten. Der Grossmeister schlug sich denn auch wacker und tapfer – trotzdem endete die Belagerung im Jahr 1523 mit der Niederlage des Johanniterordens.

Eine Rarität

Wenn die Rekonstruktion des Inhaltes dieses Werkes zutrifft, so ist im Kunstmuseum mit diesem Gemälde ein bedeutender Auftrag einer nicht nur für Frankreich, sondern auch für die Geschichte Europas wichtigen Persönlichkeit erhalten geblieben. Es wäre zudem das einzige Porträts de Villiers de l’Isle-Adams, das zu seinen Lebzeiten gemalt worden ist.

Der Johanniterorden blieb übrigens nach der Niederlage in Rhodos für ein paar Jahre heimatlos – bis Kaiser Karl V. ihm im Jahr 1530 die Insel Malta als Lehen überliess. Aus ihm gingen später die Malteser hervor, die fast drei Jahrhunderte lang als vorgezogener Schutzschildd Europas fungierten.

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Das Bild ist im Saal 10 im ersten Stock des Kunstmuseums Basel zu bewundern. Dort sind auf einem Faltblatt noch weitere Informationen zum Bild und zu Philippe Villiers de l’Isle-Adam zu lesen.

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