Der wahre Vater des Afrobeats kommt nach Basel

The Heliocentrics machen mit Orlando Julius – Fela Kutis Ex-Saxofonisten – gemeinsame Sache. Am Freitag präsentieren sie ihr gemeinsames Projekt in der Basler Kaserne. 



Hat mit Fela Kuti den Afrobeat erfunden: Orlando Julius.

The Heliocentrics machen mit Orlando Julius – Fela Kutis Ex-Saxofonisten – gemeinsame Sache. Am Freitag präsentieren sie ihr gemeinsames Projekt in der Basler Kaserne. 



Junge Band sucht Altmeister – dieses Rezept hat im Retrofunk viele Nachahmer gefunden, seit sich vor einem Jahrzehnt die Dap-Kings mit Sharon Jones zusammenschlossen. Das Londoner Kollektiv The Heliocentrics treibt das jedoch auf die Spitze. Es lädt Eminenzen aus dem äthiopischem Jazz, dem nigerianischen Afrobeat und der Blaxploitation-Poesie ins Studio.

Dabei ist ihre eigene Musik, zwischen spirituellem Jazz und spacigem Funk angesiedelt, eigentlich schon spannend genug. In Basel treten sie jetzt mit Fela Kutis Ex-Musiker Orlando Julius auf.
 «Einerseits ist der Rhythmus für uns das grosse Ding, da unterliegen wir einer James-Brown-Ethik, es muss den Groove haben. Gleichzeitig schätzen wir eine freigeistige Haltung; das, was passiert, wenn wir zu fünft in einem Raum improvisieren», erklärt Bassist Jake Ferguson.

Alles was seltsam klingt, ist für diese Band interessant

Unter den Bandmitgliedern der Heliocentrics bündeln sich Vorlieben für Psychedelica, Latin, Worldmusic, Spiritual Jazz und Johann Sebastian Bach. In ihrem Arsenal findet man das gruselig sägende Waterphone, aber auch Theremine, Instrumente aus der äthiopischen Tradition oder polphone Röhrenkeyboards und Effekte.

«Alles, was seltsam, was ausserirdisch klingt, interessiert uns», grinst Bassist Jake Ferguson. Dass das Sextett bei dieser breiten Streuung die Aufmerksamkeit ganz unterschiedlicher Leute weckt, wundert kaum.

Eine fantastische Reise durchs All

Bekannt geworden sind die Briten 2007 mit ihrer Scheibe «Out There», auf der viele afrikanische Einflüsse im Spiel waren. Das hatte ihnen einen exquisiten Ruf in der Sparte eingebracht: Als der äthiopische Jazzgigant Mulatu Astatke eine Begleitband für seine Europatournee suchte, waren die Londoner erste Wahl. Seitdem haben sie ein Projekt mit dem verschrobenen Musikethnologen Lloyd Miller realisiert und ihren Funk in Richtung Soundscapes ausgelotet.

Auf der aktuellen Platte «The Last Transmission» gehen die Fans von Science-Fiction-B-Movies mit dem Spoken-Word-Poeten und Blaxploitation-Aktivisten Melvin van Peebles auf eine fantastische Reise durchs All.

«Wenn Journalisten über uns schreiben, fällt immer das Wort ‹psychedelisch›. Aber das führt in die Irre, ich würde uns lieber unter ‹experimental› fassen», sagt Ferguson. «Uns interessiert, wie man aus Instrumenten ungewöhnliche Sounds herausholt, sie verwandelt, indem man sie anders mikrofoniert oder mixt.»

Der wahre Vater des Afrobeat

Die funkigste Seite der Heliocentrics präsentieren sie ohne Zweifel im Teamwork mit dem 71-jährigen Saxofonisten Orlando Julius aus Nigeria – in dieser Konstellation präsentieren sie sich nun in der Kaserne auf der Bühne. «Orlando ist ein ganz Grosser», schwärmt Ferguson. «Er hat Fela Kutis Karriere geholfen, denn Fela ist in den 1960ern mit seiner Trompete zu Orlandos Band gestossen. Man kann sagen, die beiden haben eine Vorstufe des Afrobeat gespielt, indem sie die westafrikanische Tanzmusik Highlife und Jazz zusammengebracht haben.»

Der wahre Vater des Afrobeat zusammen mit einem Haufen verschrobener Spacejazzer – das könnte eine gute Party werden. 

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Kaserne, Basel. Freitag, 6. Februar, 21 Uhr.



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