Im Ackermannshof fand am Freitag das vierte GrossmütterForum statt. Dieses Jahr zum ersten Mal in Basel lädt es dazu ein, zu diskutieren, Ideen zu teilen und zu sammeln, Fragen aufzuwerfen und zu beantworten.
Wie geht man, oder besser Frau, mit all der Zeit um, die nach der Pensionierung plötzlich vorhanden ist? Wie kann Frau sich verwirklichen? Und wie geht sie mit all den anstehenden oder bereits geschehenen Veränderungen um?
Diese Fragen standen im Zentrum des GrossmütterForums, das am Freitag stattgefunden hat. Vier Personen auf dem Podium und rund 80 Teilnehmerinnen diskutierten eifrig rund um das Thema «Veränderungen – Lust und Last».
Vier Frauen stellen sich vor
Auf dem Podium sassen vier Frauen mit interessanten Lebensgeschichten. Christine Fivian, verwitwete Romanautorin und Journalistin, die sich auf vielen Reisen mit den Städten Europas, deren Aufbau und deren Bewohner auseinandergesetzt hat, wurde als erste vorgestellt. Die zweite Diskutierende, Hanna Gagel, wohnt abwechslungsweise in Zürich und Berlin. Die Kunstwissenschaftlerin befasst sich hauptsächlich mit Künstlerinnen aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Aus ihrer Arbeit bezieht sie viel Inspiration für die Gestaltung ihres eigenen Lebens.
Die dritte im Bunde war Maja Wicki. Die Philosophin kämpft für die Menschenrechte und mischt sich auch sonst gerne in politische Debatten ein. Ruth Fries, die vierte Diskutierende, ist Matronatsmitglied der GrossmütterRevolution, der Organisatorin des Forums. Ruth Fries ist bekannt für ihren sprühenden Humor, den sie auch während der Diskussion mehrmals unter Beweis stellte. «Früher hat mich mein Sinn für Situationskomik genervt, heute hilft er.»
Moderatorin Cornelia Kazis eröffnete die Diskussionsrunde mit der Frage nach der Zeit. Inwiefern verändert sich im Alter das Bewusstsein für die Zeit? Wie geht man mit ihr um? Wie nutzt man sie am besten?
Ruth Fries meinte, man stünde im Alter oftmals unter dem vermeintlichen Druck, nur noch «wertvolle» Sachen zu machen, um die Zeit nicht zu verschwenden. «Aber ich will auch langweilige Sachen machen, ich will nervige Sachen machen. Das Gute daran ist aber, dass ich nicht mehr muss.» Sie ist sich darin mit den anderen Frauen einig. Hanna Gagel fügte an, dass sie sich auch vermehrt Pausen gönnen müsse, weil irgendwann die Energie nicht mehr für stundenlange Arbeit reiche. Sie habe nun das Glück, sich die Zeit zu nehmen, die sie brauche.
Unschätzbare Arbeit
Im Verlauf der Diskussion wurde den Frauen die Frage nach politischen Themen gestellt, die sie beschäftigen. «Dass im Asylwesen Menschen wie Objekte behandelt werden, ohne ihre Geschichte oder ihre Persönlichkeit anzusehen, finde ich unerträglich», empörte sich Maja Wicki. Ruth Fries nannte die fehlende Wertschätzung der Betreuungsarbeit, die Grossmütter und Grossväter leisten: «Immer klagen sie, wie viel die Alten kosten würden. Doch eine Studie besagt, dass genau diese Generation unbezahlte Arbeit im Wert von 2,3 Milliarden Franken pro Jahr leistet.»
Zum Schluss lenkte Kazis das Gespräch auf einen Lebensbereich, der ständigen Veränderungen unterworfen ist: Das Aussehen. Ist man im Alter noch schön? Muss man überhaupt noch schön sein?
«Man muss sich ganz fühlen, mit sich selbst zufrieden sein und sich selbst akzeptieren», sagte Anna Gagel dazu. Christina Fivian meinte, dass vor allem eine positive Ausstrahlung wichtig sei. «Wenn ich nicht wahrgenommen werde, mache ich mich bemerkbar. Man darf keine Hemmungen haben, seine Meinung zu sagen.» Ruth Fries schloss mit einem etwas anderen Anti-Falten-Rezept: «Einfach eine schwächere Glühbirne im Badezimmer einbauen.»
Diskussion im Publikum
Nach dem Podium wurde die Diskussion in den Saal verlagert, wo sich die teilnehmenden Frauen in Gruppen über das Gehörte unterhalten konnten. Es gab viele Überschneidungen, jedoch wurden auch neue Themen angesprochen. Unter anderem die Angst vor den Veränderungen von Körper und Geist, die in die Unselbstständigkeit führen – die Angst, für jemanden eine Last zu sein. Die Beziehung zu den Familien der Kinder wurden thematisiert. Wie innig soll sie sein? Einig war man sich darüber, dass die Grossmütter lernen müssen, Nein zu sagen und sich offen auszusprechen.
GrossmütterRevolution will die Kommunikation, Ideen und Projekte der Generation fördern, bietet eine Plattform für soziales und politisches Engagement. Zum Schluss sagte Ruth Fries: «Wir bei GrossmütterRevolution sind nicht still und leise, nicht so harmlos wie man denken könnte: Man nimmt uns wahr, man sieht uns.»