Ein Besuch mit Déjà-vu-Erlebnis

An der diesjährigen DesignMiami ereilt einen manches Déjà-vu: Einige Objekte waren schon vergangenes Jahr hier in Basel zu sehen. Gleichwohl gibt es auch einiges Neues zu entdecken.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

An der diesjährigen DesignMiami ereilt einen manch Déjà-vu: Einige Objekte waren schon vergangenes Jahr hier in Basel zu sehen. Gleichwohl gibt es auch einiges Neues zu entdecken.

Rodman Primack, der neue Direktor der Design Miami Basel, nahm es an der Pressekonferenz bereits vorweg: Auf die Frage, was sich mit der neuen Besetzung der Messeleitung ändere, antwortet er mit «nichts». Nur grösser wolle er die bereits etablierte Plattform für Design machen.

Tatsächlich ist diese zunächst wenig originell scheinende Zielsetzung angesichts der weitläufigen Räume im Herzog & de Meuron-Bau nicht falsch. Als letztes Jahr die Design Miami Basel erstmals im Neubau gastierte, wirkten einzelne Bereiche etwas verloren. Zwar bleibt auch dieses Jahr die Eingangshalle im Erdgeschoss mehrheitlich leer – daran ändert die an Stalaktiten erinnernde interaktive Lichtskulptur vom New Yorker Designer Jamie Zigelbaum wenig.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Aber im Obergeschoss, das die eigentliche Ausstellung beherbergt, kommt aufgrund der besser ausgenutzten Fläche mehr Messestimmung auf als letztes Jahr. Grund dafür sind nicht bloss die gesteigerte Anzahl Aussteller, sondern vor allem die neu eingeführte Kategorie «Design at Large». Gezeigt werden in deren Rahmen grossformatige Installationen und Objekte wie das Bubble House aus Fiberglas, das Jean Maneval in den späten Sechziger Jahren als Ferienhäuschen konzipiert hatte, oder ebenfalls an Architektur erinnernde Objekte von Anton Alvarez, der eigens eine Maschine entwickelt hat, um Holzleisten so mit Bindfaden umwickeln zu können, dass sich jede Schraube erübrigt.

Abgesehen davon halten sich die Überraschungen wie angekündigt in Grenzen: Einmal von der Rolltreppe hochbefördert, glaubt man sich im ersten Moment an der Messe des letzten Jahres: Rietveld-Stühle von der Galerie Fiedler, gerahmt vom obligaten Prouvéhaus bei Patrick Séguin zur Linken und Mathias Bengtssons Growth Chair aus Bronzeguss bei Maria Wettergren zur Rechten. Das hatten wir doch schon.

Ungleiches unter Gleichem

Gerade bei den Ausstellern mit historischen Positionen sind die Wiederholungen zahlreich und wie zu erwarten mit Perriand, Prouvé, Jeanneret, Royère und Co. ziemlich frankreichlastig. Gleichwohl lassen sich mit etwas Ausdauer auch hier Dinge entdecken, die man nicht jedes Jahr zu sehen bekommt: Darunter etwa bei Jousse Enterprise einen sehr seltenen Trapeztisch von Jean Prouvé, der diesen Mitte der Fünfziger Jahre für die Cité Universitaire in Anthony entworfen hatte. Bei einer Auktion vor ein paar Wochen fiel der Hammer für ein solches Stück weit oberhalb der Millionengrenze.

Trotz dieses etwas durchzogenen Eindruckes gibt es Grund zur Zuversicht.

Sicher günstiger, aber nicht weniger beeindruckend sind auch zwei Sessel von Charlotte Perriand bei der Galerie Downtown ebenfalls aus Paris. Perriand hatte diese während ihres mehrjährigen Aufenthaltes in Japan in der zweiten Hälfte der Dreissigerjahre entworfen. Inspiriert von japanischen Holzkonstruktionen, schuf sie eine west-östliche Sitzskulptur, bei der zwischen massiven Holzpfosten, die durch eine Kreuzzarge miteinander verbunden sind, eine geschwungene Sitzfläche aus filigranen Bambusstäben hängt.

Neues, das gut altert

Bei den Galerien mit zeitgenössischem Design gibt es unter anderem bei Fumi aus London einige interessante Stücke zu sehen: Etwa einen Tisch des niederländisch-japanischen Designduos Study o Portable, dessen in Kunstharzschichten aufgebaute Fläche an die Jahrringe eines Baumes erinnern, oder einen Paravent von Zoé Ouvrier, die in aufwändiger Handarbeit Äste und Bäume darstellende Reliefs in Sperrholzplatten ritzt, die sie nachher in kontrastreichen Farben bemalt.




(Bild: Hans-Jörg Walter)

Ansonsten fallen allerdings auch in der Sparte des aktuellen Designs viele Wiederholungen ins Auge. Wobei sich vielleicht gerade dank der Repetition die Qualität des jeweiligen Entwurfs leichter beurteilen lässt. So ist die Überraschung darüber, dass sich beim Stand von Victor Hunt ein Haufen synchronisierter Zifferblätter als Digitalanzeige entpuppt, dieses Jahr nicht einmal mehr halb so gross. Dagegen altern die in Harz eingegossenen Möbel von Nucleo, die man ebenfalls schon bei früheren Ausstellungen bestaunen konnte, etwas besser.

Der Jugend gehört die Zukunft

Trotz dieses etwas durchzogenen Eindruckes gibt es Grund zur Zuversicht, stammen doch einige der ansprechendsten Arbeiten von Entwerfern, denen die Zukunft gehören könnte. Freilich sind diese Beiträge unter anderen Bedingungen entstanden als die bei den übrigen Ständen präsentierten Designs. Das ändert allerdings nichts daran, dass sie dieses Jahr um vieles besser ausfallen als auch schon.

Unter der Anleitung der Brüder Bouroullec widmeten sich Studierende der Hochschule für Kunst und Design in Lausanne, kurz ECAL, unter dem Slogan «In Wool We Trust» ebenjenem uralten Werkstoff und schufen Installationen, die auf spielerische Weise die Eigenschaften und die Verarbeitung von Wolle thematisieren – sei das nun in Form eines sich durch das Wollgestöber kämpfenden Skifahrers oder eines Wandbehanges, der alle Verarbeitungsstadien von Wolle vereint, oder sei es durch Zuckerwatte, die für einmal schneeweiss angeboten wird und einem zum Abschied den Messebesuch versüsst.

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DesignMiami Basel, Messehalle 1 Süd, Di/Mi 11–20 Uhr, Do bis So 11–19 Uhr.

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