Die Leipziger Buchmesse steht ins Haus und mit ihr die Verleihung des gleichnamigen Literaturpreises. Wir stellen die fünf Finalisten vor. Nummer fünf: «Vielleicht Esther» von Katja Petrowskaja.
In der Geschichtensammlung «Vielleicht Esther» von Katja Petrowskaja sprudelt und fliesst es nach der Manier des ungehinderten Bergbächleins. Wer nach Flüssigkeit in der deutschen Sprache sucht, findet in diesem Buch, das 2013 bereits mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde, einen Freund. Zugleich ergibt sich Petrowskaja dem Sog der osteuropäischen Geschichte, denn hier versucht sie den Kontakt zu ihren jüdischen Wurzeln wiederherzustellen.
Katja Petrowskaja
Petrowskaja, geboren 1970 in Kiew, lüftet den Mantel der eigenen Vergangenheit. Krieg, Leningrad, die Levis, Kalisz, die Gellers oder Hellers, ein Rezept vom Kwas (Salat, Knoblauch, Dill), gefilter Fisch und süsse Würste mit Rosinen.
Warum? «Ich wusste, es wird mir helfen, meine Koordinaten in der Weltgeschichte zu finden…» Doch das ist nicht der Stil des Bächleins, denn dessen Bewegung geht nach vorn. Und wenn es auch sprudelt und fliesst, fragt man sich doch: Was hätte das für ein Buch gegeben, wenn das Bächlein nicht dauernd in den Untiefen der Vergangenheit versickern würde?
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Katja Petrowskaja: «Vielleicht Esther», Suhrkamp, 285 Seiten.