Ein gespenstisch gutes Konzert

Das kalifornische Doppel Two Gallants klagte im Union-Exil über Pannen-Spuk, spann Mordfantasien und raubte die Herzen.

«Spooky» war auch die Lightshow beim Two Gallants-Konzert im Union.

(Bild: Anna Wirz)

Das kalifornische Doppel Two Gallants klagte im Union-Exil über Pannen-Spuk, spann Mordfantasien und raubte die Herzen.

«Spooky spooky» flüsterte Tyson Vogel ins Mikrofon. Der Drummer des Duos «Two Gallants» meint nicht den Lavendelduft des Frotteetuches, mit dem er sich den Schweiss abwischt – der ist «fancy». Verstörend oder eben gespenstisch war die Serie von Problemen mitten im Konzert. Denn just als Adam Stevens in «Steady Rollin’» mit rauer Raspelstimme besingt, wie er seine frisch erschossene Frau in der heimischen Frisco Bay versenkt, verstummt sein Gitarrenverstärker.

Drummer Vogel legt zum Ausgleich noch einen Schuss mehr Keith Moon in sein Schlagzeugspiel, bis das Trommelfell der Snaredrum platzt. Sogar das Pannen-Timing sitzt beim Duo, das sich seit dem fünften Lebensjahr kennt – «spooky».




Fliegende Haare lassen wildere Musik vermuten als gespielt wurde. (Bild: Anna Wirz)

Den Fluss des Konzertes bricht das nicht. Während Vogel Ersatz suchen geht, setzt sich Stevens allein ans Piano und stimmt «Fly Low Carrion Crow» an. Eine wunderschöne Melodie, gepaart mit einem Text so schwarz wie die besungene Krähe. Denn obwohl die zwei Galanten aus der Hippiemetropole San Francisco stammen, ist ihr Folk frei von Lieblichkeit und sind die Figuren ihrer morbiden Gossengeschichten so gebrochen und reich an Charakter wie die Stimme von Stevens. Es gab auch schon Abende, wo letztere den Figuren gleich abstürzte, aber im Gegensatz zu den Instrumenten hielt sie an diesem Dienstagabend im Basler Union.

Zu hoch die Bühne, in Ordnung die Akustik

Immerhin wurde Vogel fündig. Mit neuer Snare und viel Spielfreude setzte das Duo seinen virtuosen Auftritt fort, den einzigen in der Schweiz auf dieser Tour. Ihren Songs, die auf den letzten zwei Alben in schnittig kompakten drei bis vier Minuten gehalten sind, gönnen sie auf der Bühne etwas mehr Luft und Dynamik, ohne eine einzige Solo-Dudelei. Der Schlussapplaus ist verdient frenetisch, und als sie bei den Zugaben zweistimmig «Broken Eyes» anstimmen, wandert die becherfreie Hand ans Herz.

Bei ihrem letzten Konzert 2012 im Rossstall der Kaserne Basel stieg Vogel bei diesem Song noch mit dem Schellenring ins Publikum runter. Vielleicht zierte er sich ganz «gallant» vor all den auf ihn wartenden Herzen, vielleicht war ihm einfach die Bühne im Union zu hoch, jedenfalls blieb er diesmal oben.

Für die Zuhörer lässt die Exil-Lösung der Kaserne jedoch nichts vermissen, man wähnt sich fast in einer kleinen Version der Reithalle. Die grosse ist mittlerweile erdbebensicher umgebaut. Doch bevor es im November in der Kaserne weitergeht, stehen diese Woche noch drei Shows im Union-Exil auf dem Programm.

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