Eine griechische Trägodie im Mumok Wien

Die Übergabe des Baloise-Kunstpreises ans Museum moderner Kunst (Mumok) in Wien geriet am Donnerstag sehr emotional. Grund dafür war das Schicksal einer einzigen Frau.

«Eris» in einer Zeichnung von Claire Hooper. (c) Hollybush Gardens

Eigentlich ist man es sich bei der Baloise langsam gewohnt, Preise zu übergeben: Seit nunmehr zwölf Jahren vergibt die Versicherungsgesellschaft ihren Kunstpreis. Trotzdem ist das Erlebnis immer wieder speziell, was an den anwesenden Leuten liegt, an den Künstlern bisweilen. Am Donnerstag Abend, im Museum moderner Kunst (Mumok) in Wien, wo ein Werk der britischen Künstlerin Claire Hooper übergeben wurde, ging es sehr emotional zu.

Der Baloise Kunst-Preis wird alljährlich seit 1999 an den Art Basel Statements an zwei vielversprechende Kunstschaffende verliehen. Er ist mit 30’000 Franken dotiert und beinhaltet ausserdem den Erwerb von einem oder mehreren Werken. Diese Kunstwerke schenkt die Baloise jeweils zwei bedeutenden europäischen Kunsthäusern, dem Mumok und der Hamburger Kunsthalle. Während die Hamburger Kunsthalle seit Anbeginn in den Genuss der Schenkungen kommt, ist Wien erst seit fünf Jahren dabei – und würde es gerne noch etwas bleiben, wie Direktorin Karola Kraus versichert.

Dabei gibt es gerade innerhalb der Baloise einige Wechsel zu verzeichnen, die auch Unsicherheit bedeuten könnten. Andreas Burckhardt hat im Mai Rolf Schäuble als Verwaltungsratspräsident abgelöst, und schon vor einem Jahr hat Dominik Müller die Stelle des Konzernsprechers von Philipp Senn übernommen, der am Auf- und Ausbau des Kunstsponsorings des Unternehmens massgeblich beteiligt war. Senn, der sein Kunstpreis-Amt auf Mandatsbasis noch auf unbestimmte Zeit weiterführt, ist aber zuversichtlich, dass die Baloise ihr Engagement auch nach diesen Wechseln weiterführen wird. Auch Schäuble, seit Mai Ehrenpräsident des Verwaltungsrats, betonte dies in seiner Rede.

Karola Kraus, seit einem Jahr erst Direktorin des Mumok, konnte mit der Preisübernahme am Donnerstag gleich noch eine Eröffnung feiern: Im untersten Geschoss des siebenstöckigen Hauses, das sie seit ihrem Amtsantritt hat renovieren und leicht umgestalten lassen, liess sie ein Kino einrichten für die immer zahlreicher werdenden Videoarbeiten, die ihren Weg in die Sammlung finden. Hier sitzt man nun also nicht auf schnöden Holzbänken, sondern in Kinosesseln, und guckt die Kunstwerke auf einer Leinwand an.

Claire Hooper durfte diesen Saal mit einer Uraufführung ihres Filmes «Eris» einweihen. Und wäre all dies nicht schon Grund genug für Emotionen, so brachte die Engländerin gleich noch ihre Hauptdarstellerin mit, was manchen Zuschauern die Tränen in die Augen trieb. Wieso denn?, mag sich manch einer nun fragen. Nun, «Eris» ist die Geschichte einer Frau, die in einem Waisenhaus von einem Waisenhauskind geboren wurde. Nach einer unruhigen Kindheit wird auch sie mit 15 Jahren schwanger und kämpft im Film gegen die Sozialbehörden, die ihr das Kind wegnehmen wollen. Es ist die Geschichte von Danielle, die im Film sich selbst verkörpert; eine hübsche, afrikanischstämmige Frau, die inzwischen um das Sorgerecht für zwei Kinder kämpft.

Danielles Anwesenheit verlieh Hoopers Film eine zusätzliche, verstärkende Note. «Eris» ist in seinen Grundzügen wie alle Filme der Engländerin an die griechische Mythologie angelehnt und erinnert phasenweise stark an eine ins Zeitgenössische übersetzte griechische Tragödie. Ein starkes Werk, das unter die Haut geht.

Drei Filme hat Hooper ins Mumok mitgebracht, zwei davon wird die Baloise dem Museum schenken. Welche, das war am Donnerstag noch nicht klar – zu frisch war der Eindruck der neuen Werke noch bei den Verantwortlichen. Es wird keine grosse Rolle spielen, denn eindrücklich sind die Filme allesamt.

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