Marie-Paule Jungblut galt als Hoffnungsträgerin des Präsidialdepartements. Nach nur drei Jahren verlässt die Direktorin des Historischen Museums Basel das Haus bereits wieder: Man habe sich einvernehmlich getrennt, hiess es an der Medienkonferenz.
Nur gerade drei Jahre war Marie-Paule Jungblut Direktorin des Historischen Museums Basel (HMB). Am Mittwoch gab das Präsidialdepartement (PD) bekannt, dass die Historikerin und Museumsfrau aus Luxemburg, die angetreten war, um das Haus stärker als Forum für den Diskurs über geschichtsrelevante zeitgenössische Themen zu profilieren, ihren Sessel bereits wieder räumt: per Ende September 2015.
Gudrun Piller, stellvertretende Direktorin, wird Jungbluts Funktion übernehmen, bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden ist. Die Stelle werde bis Ende Jahr ausgeschrieben, sagt Philippe Bischof, Leiter der Abteilung Kultur im PD. Bis im Sommer 2016 wolle man die Nachfolge geklärt haben. Bis die neue Direktion dann tatsächlich beginnt, können dann noch ein paar Monate verstreichen.
Einvernehmliche Trennung
Das Präsidialdepartement und die Kommission des HMB bedauerten die Entwicklungen jetzt und in den vergangenen Monaten, sagte Regierungspräsident Guy Morin am Mittwoch. Die Trennung erfolge im gegenseitigen Einvernehmen und nach Einsicht der Parteien, dass dies der richtige Schritt sei. Über die genauen Gründe habe man Stillschweigen vereinbart.
Dass in und ums Haus Unruhe herrschte, sei jedoch allgemein bekannt, fügte Bischof an. Er sprach damit an, dass sich Marie-Paule Jungblut museumsintern und von Kreisen alteingesessener Museumsfreunde und Sammler zunehmender Kritik ausgesetzt sah. Beanstandet wurde namentlich ihr Umgang mit den Museumsmitarbeitern, der zur Folge hatte, dass sich 20 Mitarbeiter aus allen Hierarchiestufen an den Personalleiter des Präsidialdepartements wandten.
Man habe in den vergangenen Monaten mit einem externen Coach die Situation analysiert und nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht, sagte Bischof. Die einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses sei ein Resultat davon. Damit sei die Evaluation aber noch nicht abgeschlossen, die vergangenen Monate sollen weiter aufgearbeitet werden. Es sei eminent wichtig für eine derartige Institution, dass sie «in sich so stabil ist, dass sie arbeiten kann», so Bischof. Nur so könne sie auch gegen aussen funktionieren.
Inhalt blieb aussen vor
In der Öffentlichkeit kritisch debattiert worden war auch das Ausstellungsprogramm, welches Marie-Paule Jungblut vornehmlich mit eingekauften Veranstaltungen bestritt. Jüngst war zudem bekannt geworden, dass die private Porzellansammlung der Pauls-Eisenbeiss-Stiftung aus dem Museum für Wohnkultur (dem Haus zum Kirschgarten) abgezogen wird. In der «Basler Zeitung» liess sich die betroffene Stifterin, Rosemarie von Lentzke-Pauls, mit harschen Vorwürfen an die Adresse von Jungblut zitieren.
Derlei habe bei der Trennung jedoch keine Rolle gespielt, versicherte Morin. Eine kritische öffentliche und breite Debatte und Wertediskussion wünsche er sich sogar. Das HMB solle auch in Zukunft ein Ort sein für vielfältige historische Themen, die unterschiedliche Bereiche und Zeiten mit einschliessen. Dazu gehöre die Vergangenheit ebenso wie die Gegenwart und die Möglichkeit, Perspektiven für eine Zukunft zu zeigen. Nichtsdestotrotz müsse man Lehren aus den Entwicklungen ziehen.
Marie-Paule Jungblut war im Februar 2012 vom Regierungsrat zur neuen Direktorin gewählt worden. In einer Medienmitteilung beschrieb das Präsidialdepartement die Historikerin, die zuvor als stellvertretende Direktorin am Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg gearbeitet hatte, als «ideale Person für die Leitung und Weiterentwicklung des Historischen Museums Basel».
Der Fokus lag dabei auf dem Begriff «Weiterentwicklung». Diesem Wunsch entsprach Jungblut etwa mit Ausstellungen über das Phänomen Fussball oder aktuell zum gesellschaftspolitischen Rechercheprojekt «Point de Suisse». Überdies setzte Jungblut auch in der Vermittlung neue Akzente – namentlich durch die intensivere Einbindung eines jüngeren Publikums über soziale Medien.
In Kreisen alteingesessener Museumsfreunde kam dieser neue Kurs aber weniger gut an. Sie warfen der neuen Direktorin vor, dass sie die kunsthistorischen Schätze des Museums links liegen lasse und sich zu sehr auf politische Zeitthemen konzentriere. Wie das ihr Nachfolger handhaben wird, muss sich weisen.