«Exodus»: Der Krieg der Filmgötter

Bibelfilme sind wieder hip. Statt der Passionsgeschichte aber liegt nun das Alte Testament im Trend: Ridley Scott verfilmt die Geschichte Moses‘ mit gewaltigen Bildern und einer gehörigen Portion Action.

(Bild: ©20th Century Fox)

Bibelfilme sind wieder hip. Statt der Passionsgeschichte aber liegt nun das Alte Testament im Trend: Ridley Scott verfilmt die Geschichte Moses‘ mit gewaltigen Bildern und einer gehörigen Portion Action.

Bibelfilme sind in 90 Prozent der Fälle gleichzusetzen mit Jesusfilmen. Die Passionsgeschichte tat es Filmemachern an, seit die Bilder laufen lernten. Die Evangelien wiederum geben nicht genug Stoff her für einen Film – dann schon eher apokryphische Texte mit ihren Heiligengeschichten. Doch was ist eigentlich mit dem Alten Testament, das voll ist mit düsteren wie leidenschaftlichen Geschichten? Diese Frage scheint nun auch Hollywood umzutreiben, und so kommt nach Darren Aronofskys «Noah» just zu Weihnachten der zweite AT-Film im laufenden Jahr ins Kino: «Exodus» von Regisseur Ridley Scott widmet sich dem Propheten Moses – auf die Sintflut folgen die zehn Plagen.

Seit den Fünfzigerjahren und Cecil B. De Milles Monumentalfilm «Die Zehn Gebote» wurde diese Geschichte nicht mehr auf die grosse Leinwand gebracht. Dabei ist sie doch so geeignet: Es ist eine Geschichte über Macht und Überzeugung, mit psychologischer Tiefe, und sie lässt sich in gewaltigen Bildern erzählen.

Ridley Scott hat sich vor allem den grossartigen Bildern verschrieben. Fast scheint es, dass hier sein Antrieb lag: Heuschreckenschwärme zu zeigen, die den Himmel verdunkeln, und Krokodile, die den Nil blutrot färben. Und auch das Rote Meer, dessen Wasser hier nicht von Gott geteilt und dann von Moses zurück geholt werden. Sondern erst durch starken Wind verschwinden, um dann in einer vernichtenden Flutwelle zurück zu kehren und die ägyptischen Krieger, ihre Streitwagen und Rösser wie in einem Wimmelbild durcheinander zu wirbeln. Oh grosse Kunst der Technik, und das alles in 3D!

Vom Wasser weggespült: Ägyptens Streitmacht.

Vom Wasser weggespült: Ägyptens Streitmacht. (Bild: ©20th Century Fox)

In dieser Bildflut geht die eigentliche Geschichte fast mit unter: Jene von Moses, der als Beauftrager Gottes gegen den ägyptischen Pharao kämpft und das Volk der Isrealiten nach Kanaan führt. So ganz bibelgetreu hat Scott sie nicht verfilmt. Christian Bale gibt einen Moses, der zum General erzogen wurde. Der sich nicht so leicht überzeugen und zu einem Glauben verleiten lässt. Ein moderner Moses, der auch mal hadert und zweifelt, der seinem Gott widerspricht. Der auch erst wirklich glaubt, nachdem die Plagen das ägyptische Volk in die Knie gezwungen haben.

Wie jeder Filmemacher (oder sonstige Künstler) stand auch Scott – übrigens ein bekennender Agnostiker, der in seinem letzten Film mutmasste, dass die Menschheit von Ausserirdischen erschaffen wurde – vor einem Problem: Wie stelle ich Gott dar? Er umging die Frage geschickt und wählte einen Boten in Gestalt eines nicht alternden Kindes. Und umgeht somit einerseits schon mal die Frage, ob Gott nun Bartträger ist oder nicht. Doch immerhin ist Gott bei ihm Gott – nicht wie bei Darren Aronofsky, der Gott in seinem «Noah» nur den «Schöpfer» nennt.

Aronofsky hat zudem den Bibeltext sehr frei ausgelegt und neu formuliert, um die Handlung spannender zu machen – und gewalttätiger: Um den Bau der Arche tobt die Schlacht. Auch «Exodus» kommt nicht ohne Drama und Action aus – jede Möglichkeit zum Kampf wird genutzt und gross und blutig ins Bild gerückt. Doch es macht in dieser Geschichte, in der es um Umwürfe geht, um Revolution, um Unterdrückung, Krieg und Krankheit, weit mehr Sinn.

Ridley Scott versucht zudem, der biblischen Geschichte um Moses, die geprägt ist von Wundern, einen realistischen Touch zu verleihen. Das ist gut so, denn eine textgetreue Umsetzung würde heute wohl nicht mehr genug Leute hinter dem Ofen vor- und in die Kinosäle locken. Tatsächlicher Realismus jedoch ist in dieser Angelegenheit ein Ding der Unmöglichkeit. Mögen die zehn Plagen zwar zumindest teilweise noch wissenschaftlich erklärbar sein (der Hofarzt des Pharaos wird im Film dafür gehängt) und könnte man Moses‘ Visionen noch als Wahn(sinn) abtun (wie Moses selbst sich zuerst zu erklären versucht), so hört die Erklärbarkeit spätestens an den Ufern des Roten Meers auf. So stark kann ein Wind einfach nicht blasen.

Solche Geschichten aber liebt das Publikum. Ein bisschen Liebe (in der Gestalt von Zippora) und Intrige reingemischt, und fertig ist der Blockbuster. Eine reizvolle Sache für einen Regisseur. Im Alten Testament fänden sich sicher noch weitere Stoffe, die sich derart umsetzen liessen, angefangen bei Adam und Eva. Warten wir ab, was den Filmstudios noch einfällt. Und zum Abschluss des Bibelfeuerwerks kommt dann die Apokalypse – als Regisseur dafür nominieren wir Roland Emmerich.

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«Exodus: Gods and Kings» läuft ab 25. Dezember in den Basler Kinos.

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