Farbige Formen tanzen über den Messeplatz

Auf dem Basler Messeplatz lässt sich derzeit ein Spiel farbiger Formen beobachten. Die Videoinstallation «Coast to Coast» von Dominik Stauch nimmt den Alltagsrhythmus auf – und verwandelt ihn in abstrakte Kunst.

Die geometrischen Formen sollen zum Denken anregen.

(Bild: Dominik Stauch)

Auf dem Basler Messeplatz lässt sich derzeit ein Spiel farbiger Formen beobachten. Die Videoinstallation «Coast to Coast» von Dominik Stauch nimmt den Alltagsrhythmus auf – und verwandelt ihn in abstrakte Kunst.

Ein grünes Rechteck wird von einem schwarzen Balken zur Seite geschoben. Ein gelbes Dreieck wird von einem blauen Balken verdrängt. Tetris für Geometriestudenten? Nein, das ist Kunst! Der sechsminütige Film «Coast to Coast» von Dominik Stauch, der auf der elektronischen Anzeigetafel des Congress Centers Basel am Messeplatz gezeigt wird, ist von Bewegungen und Wiederholungen geprägt, genau wie der Alltagstrubel auf dem Messeplatz.

Doch wer kommt denn zwischen Business-Lunch und Nachmittagsmeeting noch dazu, Kunst zu bewundern? «Es ist ein Experiment», sind sich Kuratorin Andrea Domesle und Edith Thalmann, Kommunikationsleiterin des Congress Centers, einig. Obwohl man meinen könnte, dass der Alltagsrummel sowohl visuell als auch auditiv vom Kunstwerk selbst ablenkt, empfinden ihn die Beteiligten eher als eine Bereicherung. Für den Thuner Künstler Stauch ist das tägliche Getümmel gar eine Inspirationsquelle.

So ersetzt beispielsweise die Geräuschkulisse des Messeplatzes die Musik, die in den meisten von Stauchs Filmen eine zentrale Rolle spielt. In «Coast to Coast» verzichtet er darauf: Das Rattern des Trams und das Gehämmer der Bauarbeiter verleihen dem Kunstwerk eine neue Bedeutung.

Wer sich die Installation anschaut, ist frei, das Gesehene und das Gehörte zu interpretieren und miteinander in Verbindung zu setzen: Erscheint das grüne Rechteck im selben zeitlichen Abstand wie das Tram? Kurvt ein Velofahrer im selben Winkel wie eine der Formen? Die Macher möchten die Passanten dazu anregen, sich über Dinge Gedanken zu machen, die sie nicht verstehen. Die Videoinstallation will Kunst und Alltag zusammenführen.



Blauer Balken verdrängt pinkes Dreieck – vielleicht mit der selben Geschwindigkeit wie das anfahrende Tram?

Blauer Balken verdrängt pinkes Dreieck – vielleicht mit der selben Geschwindigkeit wie das anfahrende Tram? (Bild: Dominik Stauch)

Ein Willkommensgruss

Zum vierten Mal organisiert das Projekt Videocity in Kooperation mit ProInnerstadt eine Videoinstallation in der Stadt Basel. War es bisher ein Parcours mit mehreren in der Stadt verteilten Bildschirmen, so ist es dieses Mal nur ein Bildschirm und ein Standort. Dadurch ist es in diesem Jahr weniger eine Verbindung zwischen der ganzen Stadt und der Kunst und vielmehr ein Willkommensgruss für die Art-Besucherinnen und -Besucher. Zwar handelt es sich um ein bereits existierendes Werk, dennoch feiert «Coast to Coast» Premiere – wurde diese Arbeit doch nie zuvor gezeigt.

Normalerweise würde man eine solche Videoinstallation im Museum betrachten, wo der ganze Fokus auf dem Kunstwerk liegt. Man würde vermutlich stehen bleiben, sich einige Gedanken machen und sich womöglich noch darüber unterhalten. Aber jetzt, im Messe-Trubel? Droht dieses eine Kunstwerk nicht unterzugehen? Wem Zeit und Musse fehlt: kein Stress! Stauchs Videoinstallation überdauert die Art Woche: «Coast to Coast» ist noch bis Ende Juli zu sehen.

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Videocity präsentiert: «Coast to Coast» von Dominik Stauch. Messeplatz 21, 4058 Basel. Läuft noch bis 31. Juli 2016.

 

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