Christian Seemayers Leben könnte in Kaffeetassen erzählt werden. Zumindest seit Anfang der neunziger Jahre, als er mit seiner damaligen Liebe per Interrail nach Spanien fuhr. «Dort schmeckte mir zum ersten Mal ein Kaffee richtig gut.» Café con leche eben.
In Deutschland, wo Seemayer ursprünglich herkommt, war Kaffee damals noch «ein Verbrechen», die berühmte braune Plörre. So begann damals mit der Liebe zum Kaffee auch die Leidenschaft des Sammelns. Über 100 Cappuccino- und Espressotassen hat er inzwischen, und zu jeder weiss er eine Geschichte zu erzählen.
Langsam kommen die Menschen in die Bilder
Die Liebe zur Kaffeekunst und die zur Fotografie hatten zunächst nichts miteinander zu tun. 2012 begann Seemayer mit einer Serie über Fenster, auf einer Reise durch Rumänien. Seine erste Ausstellung, «Fereastra», zeigte eine Auswahl davon. Weitere Ausstellungen zu Fenstern folgten. Eines Abends stand er vor dem Café Rosenkranz, das nur ein paar Minuten von seiner Wohnung entfernt ist, und machte im Abendlicht ein Foto durch das Fenster. Und ihm war klar, in welche Richtung sich sein Leitmotiv weiter entwickeln würde.
«Fensterplatz» heisst nun seine sechste Ausstellung zum Thema Fenster. 17 Bilder zeigt er bis Anfang Juni im Rosenkranz. Die Fotos zeigen fünf Cafés in Basel und zwölf in London, Philadelphia, San Francisco, Florenz, Erfurt und Brüssel. «Um einen guten Kaffee zu geniessen, nehme ich mir Zeit. Dabei betrachte ich Menschen, Stimmungen, Farben und Licht. Und wenn alles zusammenpasst, mache ich ein Bild.»
Christian Seemayers frühere Fensterbilder waren weitgehend menschenleer. Langsam kommen Menschen in die Bilder. Noch zaghaft und suchend, manchmal verloren. So wie die Dame im Londoner Café, die suchend nach draussen schaut. Ein zarter Moment, perfekt eingefangen.
Die Ausstellung «Fensterplatz» läuft bis zum 9. Juni 2018.
Bar Café Rosenkranz, St.-Johanns-Ring 102
Montag bis Mittwoch 8–20 Uhr, Donnerstag und Freitag 8–22 Uhr, Samstag 9–14 Uhr